Читать книгу Das Torhaus - Helga Dreher - Страница 12

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KAPITEL 6

Der Anruf hatte sie in ihrer WG in Göttingen erreicht, abends, als sie gerade aus der Bibliothek zurückgekommen war. Jule, ihre Mitbewohnerin, hatte ihr den Hörer hingehalten, „Für dich, Alma, jemand von daheim.“ Almas leichte thüringische Sprachfärbung war anfangs Gegenstand gelegentlicher gutmütiger Hänseleien in der WG gewesen, die allerdings, fast unbemerkt von allen, bald wieder aufgehört hatten.

„Sind Sie Alma Winter? … Frau Winter, hier ist die Polizeiinspektion Pößneck. Ich muss Ihnen eine sehr traurige Mitteilung machen. … Ja, es geht um Frau Marlene Winter aus Neustadt. Sie sind in Frau Winters Papieren als nächste Verwandte angegeben … Ihre Mutter? Das dachten wir uns … Ein Unfall ist geschehen, ja, Verkehrsunfall … heute Morgen … aber wir haben Sie nicht eher erreicht, unter Ihrer Nummer ist niemand ans Telefon gegangen. Ja, Ihre Mutter ist ins Krankenhaus gekommen, das heißt, sie war auf dem Weg … Glauben Sie mir, es ist alles ganz schnell erfolgt, Notarzt, Rettungswagen, der Hubschrauber war angefordert. … Nein, der Notarzt konnte nichts mehr tun … sehr schwere Verletzungen, vor allem im Kopfbereich … Ich gebe Ihnen jetzt eine Telefonnummer, an die Sie sich wenden können. Haben Sie einen Stift und Papier zur Hand? … Können Sie jetzt schreiben? … Sind Sie allein, oder kann Ihnen jemand helfen? … Ich möchte Ihnen noch mein Beileid aussprechen.“

Mehr als fünf Jahre waren seit jenem Spätherbst vergangen, an dem Alma von einem Tag auf den anderen ohne Familie war. Zurückblieb mit dem Gefühl, nur noch ein halbes Leben zu haben.

Sie schaute zur Decke über ihrem Krankenhausbett und wusste, dass die Bilder von damals wiederkehren würden. Die Fahrt nach Hause, betäubt von der Nachricht, ohne Genaueres zu wissen. Keine Vorstellung davon, was sie jetzt tun musste. Völlig unvorbereitet.

Diesem archaischen Vorkommnis, dem Tod eines Menschen, war sie vorher niemals wirklich nahe gewesen.

Ihre Großeltern waren im Abstand von mehreren Jahren gestorben, als sie Kind war. Sie erinnerte sich nur an Omas Beerdigung, bei Opa war sie noch sehr klein gewesen, vielleicht hatte sie nicht mitgedurft. Bei Oma gab es eine Trauerfeier, der Pfarrer hatte eine Rede gehalten, die sie sehr schön fand. Später erzählte ihre Mutter, Oma hätte alles genau aufgeschrieben gehabt: Wie sie die Trauerfeier haben wollte, was der Pfarrer sagen sollte, welche Lieder gesungen werden sollten, überhaupt nicht traurig hätte der Text im Kuvert, in dem auch das handgeschriebene Testament lag, geklungen. Alma fand das damals fast ein wenig erschreckend. Jahre später jedoch bewunderte sie ihre Oma für ihre fröhliche Weisheit, die sie vom Leben ohne Umstände auf den Tod übertragen hatte.

In Neustadt angekommen, hatte sich alles irgendwie fast ohne ihr Zutun geregelt. Frau Menzel aus Mamas Haus war da, als sie kam, und nahm sie in die Arme. Machte Kaffee und fütterte Alma mit Kuchen und anschließend mit kleinen Sandwichvierteln – Käse, Gurke und Tomate – für die sie im Haus berühmt war. Ging mit ihr zum Bestattungsunternehmer und hielt sie fest gedrückt, als Alma ihre Mutter ein letztes Mal anschaute und ihre Hand fasste. Tröstete sie später am Abend, unterstützt von Herrn Menzel, mit einem Glas Rotwein. Half ihr alle Wege zu gehen, die zu gehen waren, alles zu tun, was dem Anlass gemäß war. Half Alma, alles so weit richtig zu machen.

Zur Polizeidienststelle ging Alma allein. Sie ließ sich den Unfallhergang schildern, notierte sich den Namen des Unfallverursachers. Ein Mann Mitte dreißig, im schnellen Wagen, überholte vor einer Kurve, vertraute wohl auf den starken Motor, das Übliche, hundert Mal in der Zeitung gelesen.

Alma quälte sich lange mit der Vorstellung, wie ihre Mutter diese letzten Sekunden erlebt hatte. Der furchtbare Moment, als ihr ein Auto auf ihrer Seite entgegenkam. Mit hoher Geschwindigkeit, wie später festgestellt wurde, denn der Fahrer wollte schnell wieder nach rechts einscheren. Vielleicht hatte sie den Mann noch durch die Scheibe sehen können, für den Bruchteil einer Sekunde. Mama hatte geschrien, da war sich Alma sicher. Und hatte wohl gedacht, was Alma an ihrer Stelle gedacht hätte: Das war es jetzt … Keine Zeit, an die Tochter zu denken. Kein Gedanke daran, ob alles geordnet ist. Keine Chance, wie Oma alles aufzuschreiben. Einfach ausgelöscht.

Alma hatte das Verfahren gegen den Unfallverursacher mit betrieben. Sie war als Nebenklägerin aufgetreten, als sie erfahren hatte, dass der Mann notorisch für seine riskante Fahrweise war, Punkte in Flensburg gesammelt und Bußgelder gezahlt hatte und doch nicht aufzuhalten gewesen war. Nach wenigen Wochen war er vom Unfall genesen, Glück gehabt. Monate später kam über seinen Anwalt eine Entschuldigung, die Alma unbeantwortet ließ. Als der Prozess nach eineinhalb Jahren endlich stattfand und mit einer Bewährungsstrafe endete, blieb Alma ratlos und ohne Trost zurück.

Später hatte sie mit Menzels die Wohnung aufgelöst, statt eines Sperrmüllcontainers aber einen Lagerraum gemietet und fast alle Sachen ihrer Mutter dorthin gebracht. Der alljährliche Termin der Mietzahlung im November verursachte ihr fast körperliche Schmerzen.

„So, meine Damen, Ihr Mittagessen. Frau Winter, heute haben wir Ihnen ein Menü zugeteilt, für morgen können Sie wählen. Der Speiseplan liegt auf dem Tisch, Frau Roth kann ihn ja dann mal rüberreichen. Zur Toilette können Sie selbst gehen, aber ansonsten möchte der Oberarzt, dass Sie im Bett bleiben, wenigstens bis zur Abendvisite.“

Es gab Kartoffeln, Gemüse und eine Bulette. Alma bereitete es Mühe, vom Teller etwas in ihren Mund zu befördern, obwohl die Schwester das Tablett mit dem Essen auf einen praktischen Drehtisch gestellt und ihr diesen gleichsam auf der Brust platziert hatte. Aber sie war hungrig, und nach einigen Fehlversuchen gelang ihr das Essen immer besser. Wie gut, dass es meinen linken Arm statt des rechten erwischt hat, dachte sie. Die Bulette allerdings hatte es im beinahe direkten Vergleich mit Holgers feinem Exemplar von gestern schwer.

Sieglinde Roth saß an dem kleinen Tisch in der Zimmerecke und ließ es sich schmecken. „Das Essen ist wirklich nicht schlecht“, sagte sie, als sie ihren leeren Teller beiseiteschob und sich dem Nachtisch zuwandte. „Und, ehrlich gesagt, ist es die einzige Abwechslung, die man als Patientin hier hat. Also ist die Devise, genießen und schön aufessen, wir wollen ja möglichst bald wieder auf die Beine kommen. Na ja“, meinte sie und richtete den Blick auf ihr verbundenes Bein, „in meinem Fall erst mal auf eins davon.“

„Hm, rote Grütze mit Vanillesoße, das habe ich schon so lange nicht mehr gegessen. In der Mensa gab es immer roten oder grünen Wackelpudding, aber das ist überhaupt nicht dasselbe.“ Alma war nun ebenfalls beim Dessert angelangt und erinnerte sich unwillkürlich an die Zeiten ihres Lebens, in denen rote Grütze mit Vanillesoße schon einmal das Größte gewesen war – an das Mittagessen im Speiseraum der Schule zum Beispiel, oder an die ersten selbstständigen Kochversuche zu Hause, nachmittags, ehe ihre Mutter von der Arbeit kam.

Das Schulessen in der großen Pause, fiel ihr jetzt wieder ein, war zunächst immer eher ein sportliches denn ein kulinarisches Ereignis gewesen. Man musste sich schon beim Verlassen des Klassenzimmers beeilen, um für den Sprint über den Schulhof bis zum Speiseraum eine gute Ausgangsposition zu erreichen. War man erst einmal an der Schlange im „Keller“ angelangt (der Speiseraum war im Kellergeschoss der Schule mit Zugang von außen untergebracht), war das Schlimmste geschafft. Alma war spurtstark und oft die erste der Mädchen ihrer Klasse, wonach sich alle anderen natürlich vor Alma anstellten, ganz gleich, wie schnell oder langsam sie waren. Die Lehrer sahen das nicht gern, aber es gab Traditionen, gegen die allerhöchstens eine gemeinsame pädagogische Front angekommen wäre – diese allerdings kam oft und aus vielen Gründen ins Bröckeln. Und irgendwie hatten am Ende der Pause alle ihr Mittagessen aufgegessen und es hatte, wenn Alma jetzt zurückdachte, fast immer gut geschmeckt.

Nach dem Essen holte Sieglinde Roth Kaffee für beide, schwang sich wieder auf ihr Bett und schaute zu Alma herüber. „Ich finde, Sie sollten jetzt wirklich ein wenig ausruhen. Besuch ist von meiner Seite vor dem Abend nicht zu befürchten. Machen Sie doch einfach die Augen zu und entspannen Sie sich. Oder haben Sie wieder Schmerzen? Dann klingeln wir nach der Schwester.“

„Nein, im Moment fühle ich mich ganz gut.“ Alma hatte sich in eine bequeme Lage gekuschelt und lächelte zu ihrer Nachbarin hinüber. „Danke, dass Sie mich unter Ihre Fittiche genommen haben, Frau Roth.“

„Kein Problem. Und außerdem“, lächelte diese verschmitzt, „meiner Freundin Moni gegenüber möchte ich schon ein gutes Gewissen haben. Und unter ihren Fittichen sind Sie offensichtlich schon vorher gelandet!“

Alma erwachte mit leichtem Kopfschmerz, aber dem beruhigenden Gefühl, behütet und umsorgt zu sein. Bald würde der Arzt kommen und ihr Genaueres über ihren Zustand sagen. Es würde Abendessen geben, am nächsten Morgen Frühstück und dann wieder Mittagessen. Im Nachbarbett lag Sieglinde Roth, mit deren Hilfe sie die Fährnisse des Krankenhausalltags würde bewältigen können. Man hatte ihr den Koffer mit ihren Sachen gebracht, mit Schlafanzug, Waschzeug und ihrem Handy. Nicht, dass sie dringend jemanden anrufen müsste, aber immerhin.

Von ihrem Bett aus konnte sie durch ein großes Fenster, das fast die gesamte Wand einnahm, nach draußen sehen. Sie schaute auf eine große gepflegte Rasenfläche, nach hinten leicht ansteigend und tiefgrün von den Regenfällen der vergangenen Tage, mit einigen Laubbäumen, deren Blätter jetzt im Licht der Nachmittagssonne grün und golden leuchteten. Die gepflegten Wege waren belebt, Patienten wohl mit ihren Besuchern. Mehrere Gipsbeine wurden, gestützt von Krücken, spazieren geführt, Rollstühle von Ehemännern, Ehefrauen oder erwachsenen Kindern geschoben, geschwächte Körper von gesunden geführt.

Am Rand der Rasenfläche sah sie einen kleinen Spielplatz mit Klettergerüst und Schaukel. Sie beobachtete einen Vater mit zwei kleineren Kindern, Vorschulalter, schätzte sie. Der etwas ältere Junge turnte verwegen am Klettergerüst und winkte seinem Papa einen Moment später heftig zu. Sicher rief er etwas wie: „Guckt mal, ich bin gaaanz oooben!“ Der Vater hielt gerade das jüngere Kind, ein Mädchen in bunter Latzhose, die Haare zu zwei seitlichen Schwänzchen gebunden. Sie kletterte jetzt ebenfalls eifrig an den Seilen aufwärts, schaute dabei immer wieder zum Bruder und rief vielleicht „Ich komm jetzt hoch, ich kann das aaauch!“ Alma freute sich mit den Kindern und ihrem Vater, bis ihr einfiel, dass die drei wohl nicht ohne Grund am krankenhauseigenen Klettergerüst spielten. Ob die Mutter gerade auf einer der Stationen lag? Möglicherweise war sie ernsthaft krank. Alma wandte ihren Blick erschrocken weg vom Spielplatz zum tiefblauen Himmel, an dem nur am Horizont einige sehr zarte Wolkenschleier zu sehen waren.

Ihr Blick wanderte vom Himmel draußen wieder nach drinnen und blieb an der hellblau gestrichenen Wand ihres Krankenzimmers hängen. Dort, gegenüber den Betten und über dem kleinen Tisch, hatte man ein Bild aufgehängt, einen Druck sicherlich, Aquarell, zart gemalte Landschaft, ein Bach mit knorrigen Weiden, ineinanderfließende Farben, Blau dominierte auch hier. Sicherlich sollte das Bild angenehm auf die Patienten wirken, den Augen und den beunruhigten Sinnen einen Haltepunkt geben.

Alma ließ ihre Gedanken schweifen und langsam schob sich ihr Problem wieder in den Vordergrund. Was sollte sie tun in Sachen Erbschaft und Torhaus?

Sie sah jetzt, dass sie diese Frage nur im Zusammenhang mit ihrer gegenwärtigen Lebenslage beantworten konnte. Und die war keineswegs so, dass man für Veränderungen nicht offen sein konnte.

Vor einigen Monaten war sie aus England zurückgekommen, wo sie mehrere Jahre lang gelebt und gearbeitet hatte. Sie war nach Berlin gezogen, weil sie gelesen hatte, alle zögen heute nach Berlin, dort fände statt, was das Leben interessant und aufregend macht. Dort seien Kultur, Szene und sogar Landschaft um die Stadt herum. Dort fände man in einem Kiez mühelos sein Zuhause, auch wenn man fremd sei, oder Ausländer.

Tatsächlich hatte sie in der Greifswalder Straße eine kleine Wohnung gefunden, in einem der alten Mietshäuser, das saniert worden war. Sogar ein Fahrstuhl war eingebaut worden, den Alma oft benutzt hatte, um in ihre Wohnung – genannt Appartement – im fünften Stock zu gelangen. Sie hatte zwei Zimmer und eine kleine Küche, aus der man auf einen winzigen Balkon hinaustreten konnte. Alle Zimmer der Wohnung lagen auf der Rückseite des Hauses, mit Blick in einen tiefen Hinterhof, der von drei Seiten von Häuserwänden umgeben und auf der vierten Seite offen zum nächsten Hinterhof war. Der Mann von der Immobilienfirma, die die Wohnung vermittelte, hatte ihr diese Lage als eher vorteilhaft erklärt: ruhig, in Westlage, also Abendsonne, und definitiv günstiger im Preis als die Wohnungen an der Vorderfront des Hauses.

Alma war eingezogen, hatte sich mithilfe des schwedischen Möbelhauses einigermaßen eingerichtet – oder einzurichten begonnen. Nach wenigen Wochen war ihre Aktion Schöner Wohnen nach und nach im Sand verlaufen. Nachdem sie einen Tisch mit zwei Stühlen, einen Sessel, eine Schreibplatte und vier Füße dazu, ein Bett, einen Kleiderschrank und ein Bücherregal geliefert und zusammengebaut bekommen hatte – die angepriesene Methode des Kaufens und gleich Mitnehmens konnte sie in Ermangelung eines eigenen Autos nicht wahrnehmen – und ihre begrenzten Habseligkeiten verstaut waren, fühlte sie sich zu weiteren Kaufexpeditionen nicht mehr in der Lage. Sie schämte sich ein wenig, wenn sie daran dachte, dass sie in keinem der Zimmer eine Deckenleuchte und nirgends ein Bild aufgehängt hatte. Sie besaß keine Bohrmaschine, konnte auch nicht mit einer solchen umgehen, keine Leiter, kein Werkzeug.

Auch Kiezleben und Nachbarschaftsgefühl hatte Alma zumindest für sich selbst nicht entdeckt. Die Mitbewohner im Haus sah sie allenfalls im Fahrstuhl, und dort schaute man sich ja möglichst nicht an, sondern sah diskret weg oder scheinbar gespannt auf die Anzeige der Stockwerke. Sie war im Spätsommer eingezogen, da hatte es ab und zu Hofpartys oder Straßenfeten gegeben. Zu Ersteren mochte sie ohne Einladung nicht gehen, und bei den Straßenfesten musste man ja immer mit Betrunkenen oder Schlägereien rechnen. So war sie beiden lieber ferngeblieben. Sie hatte sich in einem Fitness-Studio angemeldet, das sie auch regelmäßig besuchte, doch dort war jeder sehr mit sich selbst und seinem Körper beschäftigt. Ins Kino war sie allerdings mehrmals in der Woche gegangen, manchmal in den riesigen Kinokomplex in der Schönhauser, meistens aber in das kleine Studiokino an der Prenzlauer Promenade. Die dort gezeigten Filme ließen sie aber nicht selten traurig und deprimiert nach Hause laufen und manchmal lange nicht zur Ruhe kommen.

Zur Besichtigung der Landschaft hatte sie einmal eine der an vielen Stellen angepriesenen Schiffstouren auf Spree und Havel unternommen und frustriert auf die mit Wochenendhäusern, Bootsstegen und sogar kleinen Yachthäfen bestückten Ufer geschaut. Von wegen Natur pur – Besitzstand pur, fand sie und hatte daraufhin zu einem Ausflug aufs Land keine Lust mehr verspürt. Ohnehin war auch ihr Vorhaben, sich umgehend ein Fahrrad anzuschaffen und dieses täglich zu benutzen, irgendwie gescheitert, woran, wusste sie nicht mehr so recht. Fahrräder und die sie handelnden Läden gab es jedenfalls genügend in Berlin.

Ihre Suche nach Arbeit war erfolgreicher verlaufen. Bereits nach wenigen Wochen hatte sie bei einem größeren Übersetzungsbüro einen Honorarvertrag erhalten, dem auch regelmäßig kleinere oder mittlere Aufträge folgten, im Wesentlichen Texte für Werbebroschüren, Informationsblätter oder Firmenjournale international arbeitender Konzerne aus dem Englischen ins Deutsche. Obwohl in diesen Tagen fast jeder Mitarbeiter in multinationalen Unternehmen angab, Englisch zu verstehen und zu sprechen, hatte sich wohl herausgestellt, dass für Kunden oder für die Öffentlichkeit bestimmte Texte sehr gewannen, wenn sie auch im Deutschen noch konzise und zudem angenehm lesbar waren. Mit ihrem Hochschulabschluss in Anglistik und Germanistik und ihrem Englandaufenthalt befand man sie nach Lieferung einiger Textproben für fähig und geeignet.

Alma war mit diesem Arrangement als Möglichkeit, ihr tägliches Brot zu verdienen, zufrieden, aber nicht glücklich. In England hatte sie Katherines Romane ins Deutsche übersetzen dürfen und dabei eine wunderschöne Zeit verlebt. Aber vorbei, alles war anders jetzt, Berlin statt Cornwall, Hinterhof anstelle des Cottages am Meer.

Das Torhaus

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