Читать книгу Gesellschaftliche Krisen und Proteste - Helge Döring - Страница 18
Konfliktabbau (Zeitpunkt 3 bis 4)
ОглавлениеWährend der dritten Phase ebbt der Protest ab, ob nun aus Erfolg oder Frust. Die Konfliktlinien verlieren ihre Konturen, was an Dialogformaten, aber auch Gewöhnungseffekten und dem Ausbleiben negativer Konsequenzen durch das Phänomen, das Vorhaben oder die Gruppe liegt. Das Konfliktpotenzial nimmt spürbar ab, ist jedoch weiterhin höher als zu Beginn der Krise. Soziale Bewegungen haben sich entweder professionalisiert oder im Wesentlichen aufgelöst und auf Demonstrationen finden sich kaum mehr Teilnehmende ein. Ein Beispiel dafür sind die Occupy Wallstreet Proteste im Jahr 2011.
Verknüpft mit dem zeitlichen Ablauf sind drei dialogbezogene Stufen miteinzubeziehen. Hier ist zu berücksichtigen, dass Dialogformate jeweils singulär modelliert sind, also davon ausgegangen wird, dass nur ein Dialogversuch unternommen wird bzw. nur ein Dialogformat Verwendung findet. Zwar werden empirische Untersuchungen mehrerer verschiedener Dialogformate nicht ausgeschlossen, Interaktionseffekte zwischen Dialogformaten können allerdings nicht bestimmt werden. Die Dialoganforderungen sind dabei unter Berücksichtigung des Krisenverlaufs festzulegen, jeweils mit der normativen Absicht einer Reduktion des Konfliktpotenzials.
Präventionsstufe: Vor allem während des Konfliktaufbaus besteht die Möglichkeit der Prävention einer Kriseneskalation. Auf dieser Präventionsstufe können offene Formate die Chance geben, frühzeitig zu Lösungen zu kommen, welche für alle Beteiligten akzeptabel erscheinen. Die Herausforderung besteht darin, dass der Konflikt frühzeitig erkannt wird und die relevanten Gruppen beteiligt werden, damit es zu nachhaltigen Lösungen kommen kann. Sollte eine der Bedingungen verletzt sein, kann es zur Verschärfung der Krise kommen. Zudem können Dialoge auch dazu führen, dass sich bislang untereinander wenig bekannte Protestgruppierungen oder Einzelpersonen mit kompatiblen Interessen vernetzen und so den Konflikt mitunter verschärfen.
Konfliktstufe: Während des Konfliktauf- und des Konfliktabbaus ist das Konfliktpotenzial erhöht und Dialogformate können keine solch offene Form mehr annehmen wie auf der Präventionsstufe, um konfliktberuhigend zu wirken. Vielmehr geht es nun um die Moderation von Interessen und das Erschließen neuer Perspektiven für die Erarbeitungen eines friedlichen Miteinanders. Hier stellt sich, je nach Konfliktkonstellation, die Frage, inwieweit soziale Bewegungen und sehr aktive Einzelpersonen mit einzubeziehen sind.
Eskalationsstufe: Während des Konfliktzenits ist das Krisenpotenzial besonders hoch und Dialogformate müssen eine aktiv-vermittelnde Rolle einnehmen, um eine Konfliktberuhigung zu erreichen. Dabei ist es notwendig, auch die sozialen Bewegungen und aktiven Einzelpersonen mit in den Dialog einzubeziehen, solange sie sich an der freiheitlich demokratischen Grundordnung orientieren. Das umfasst auch die Vor- und Nachbereitung von Dialogveranstaltungen. Hier muss besonders auf Transparenz geachtet werden, damit keine der Konfliktparteien eine Benachteiligung konstatieren kann. Vor allem auf dieser Stufe besteht das Risiko einer endgültige Konflikteskalation.