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2.2.8 Gemeinden im Einflussbereich des Paulus

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Paulus wusste sich von seiner Christusvision von Damaskus im Jahr 33 zum »Apostel des Herrn« berufen und dadurch auserwählt und ausgesandt, seinen Namen und seine Botschaft unter den Völkern zu verbreiten. An die Galater schrieb er, dass |22| es Gott »gefiel, mir seinen Sohn zu offenbaren, dass ich ihn unter den Völkern verkündige« (Gal 1,15). Paulus verstand seine Berufung so, wie es Jesus seinen Jüngern gegenüber ausgedrückt hatte: »Wer unter euch groß sein will, sei euer Diener, und wer unter euch der Erste sein will, sei der Knecht aller. Denn auch der Menschensohn ist nicht gekommen, um sich dienen zu lassen, sondern um zu dienen und sein Leben hinzugeben als Lösegeld für viele« (Mk 10,43–45).

Von diesem Verständnis seiner Berufung zum Zeugendienst her hat es Paulus auch als die Aufgabe der Gemeinde und eines jeden Christen betrachtet, die Christusbotschaft durch das eigene Leben vor aller Welt zu bezeugen und in die Welt hinauszutragen. Dieser Dienst erledigt sich nicht spontan und von allein, sondern er muss geordnet geschehen, und zwar sowohl innerhalb der Gemeinde als auch im Wirken nach außen. Dabei geht es nicht darum, Ämter zu verteilen, sondern die Geistesgaben (Charismen) der Einzelnen so einzusetzen, das sie dem Aufbau der Gemeinde und deren Zeugnis vor der Welt dienen.

Was mit »Charisma« gemeint ist, deutet Paulus in 1Kor 12,8–10 an. Er nennt Weisheitsrede, Erkenntnisrede, prophetische Rede, Zungenrede und die Fähigkeit, diese zu übersetzen, sowie Unterscheidung der Geister und Gabe der Heilung. Jeder Getaufte hat danach eine Gabe, die er für das Leben und das Zeugnis in die Gemeinde einbringen kann. Insofern ist jeder seiner Gabe gemäß zum Zeugen- oder Aposteldienst berufen. Es geht dabei nicht um Selbstdarstellung, nicht um Macht und nicht um Ansehen. Denn: »Die uns zugeteilten Gaben sind verschieden, der Geist jedoch ist derselbe. Die Dienste sind verschieden, der Herr aber ist derselbe. Das Wirken der Kraft ist verschieden, Gott jedoch ist derselbe, der alles in allen wirkt. Jedem wird die Offenbarung des Geistes so zuteil, dass es allen zugutekommt« (1Kor 12,4–7).

Innerhalb dieser verschiedenen Dienstfunktionen gibt es |23| keine verschiedenen Grade der Würde. »Denn wie wir an einem Leib viele Glieder haben, die Glieder aber nicht alle dieselbe Aufgabe erfüllen, so sind wir, die vielen, in Christus ein Leib, im Verhältnis zueinander aber Glieder« (Röm 12,4f). Prophetisch reden, lehren, trösten, heilen, einfache Hilfsdienste leisten, Almosen geben, leiten u. a. sind gleich wichtig und gleich wertvoll. Weder jeder noch einer allein muss alles beherrschen und tun. Bei Paulus ist noch keinerlei Tendenz zu festen Gemeindeämtern erkennbar. Als nicht geschichtlich kann die Notiz in Apg 14,23 gelten, wonach Paulus in jeder seiner Gemeinden Älteste eingesetzt hat.

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