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2.3.4 Die häretischen Strömungen nötigen zu Klärungen

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Dritte Veränderung: Der Apostel Paulus musste sich in seinen Briefen, die (mit Ausnahme des Briefs an die Römer) Gelegenheitsschriften sind, immer wieder mit Gegnern auseinandersetzen, die seiner Christusbotschaft widersprachen und ihr andere Inhalte zu unterstellen suchten. Er nennt diese Gegner »falsche Brüder«, weil sie unter dem Vorwand, Christus zu verkündigen, sein Evangelium grob verfälschten (Gal 2,4 u. ö.). Die einen wollten den christlichen Glauben in den Rahmen des jüdischen Denkens zurückholen, andere wiederum forderten aus philosophischer Sicht unbehinderte moralische Freiheiten oder strenge Askese. Diese Probleme wuchsen für die Gemeinden in dem Maße, in welchem sie sich in der hellenistischen Welt ausbreiteten und sich mit den dort vorhandenen Religionen, Kulten und philosophischen Strömungen auseinanderzusetzen hatten. Einige dieser Strömungen versuchten, den christlichen Glauben zu vereinnahmen und in ihr System zu integrieren, so z. B. die Gnosis, eine religionsphilosophische Bewegung, die den Glauben durch Erkenntnis zu ersetzen suchte.

Angesichts dieser Herausforderungen und der Gefahr, sich in einem anderen religiösen Konzept aufzulösen, waren die Gemeinden genötigt, sich auf ihre Wurzeln, auf ihre Glaubensinhalte, auf ihren Auftrag und auf ihr geistiges Profil zu besinnen und dies auch klar zu artikulieren. Dazu mussten auch Strategien für innergemeindliche Klärungsprozesse entwickelt und autorisierte Sprecher eingesetzt werden, die gemeindliche Aktivitäten koordinierten, vermittelten und Auskunft darüber geben konnten, was als christlich galt und was nicht. Damit war ein Entwicklungsprozess in Gang gesetzt, |27| der grundsätzlich nie zu einem Ende kommen, und der ebenso grundsätzlich nicht einsträngig verlaufen kann, da für dasselbe Problem oft mehrere Lösungen denkbar und möglich sind.

Einheit der Kirche?

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