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2.3.3 Die Naherwartung erlischt

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Zweite Veränderung: Der Kern der Botschaft Jesu ist in dem Satz enthalten: »Nahe gekommen ist das Reich Gottes« (Mk 1,15). Mit seiner jüdischen Religion lebte Jesus in der Erwartung, dass das Ende dieser Welt und das Anbrechen der Herrschaft Gottes unmittelbar bevorstehe. Das Jesuswort »Ich sah den Satan wie einen Blitz vom Himmel fallen« (Lk 10,18) lässt erkennen, dass Jesus in seinem Wirken die Herrschaft Gottes bereits anbrechen sah. In Lk 11,20 heißt es anschaulich: »Wenn ich jedoch durch den Finger Gottes die Dämonen austreibe, dann ist das Reich Gottes zu euch gelangt.« Die Macht des Bösen ist bereits gebrochen. Nach Mk 9,1 scheint es, als habe Jesus den sichtbaren Anbruch der Endzeit (das Reich Gottes) in naher Zukunft, und zwar noch während der Lebenszeit seiner Zeitgenossen erwartet: »Einige von denen, die hier stehen, werden den Tod nicht schmecken, bevor sie das Reich Gottes sehen, wenn es gekommen ist mit Macht.« Dieser Überzeugung waren auch Paulus und mit ihm die Gemeinden seiner Generation, wie aus 1Thess 4,15 (geschrieben 50 oder 51) zu entnehmen ist.

Im letzten Viertel des ersten Jahrhunderts begannen die Gemeinden zu erkennen, dass mit dem sichtbaren Ende dieser Welt und der weltweiten Herrschaft Gottes in unmittelbarer Zukunft nicht zu rechnen sein würde. Sie fingen daher an, sich als Inseln des Reiches Gottes in dieser Welt zu verstehen und sich in einer Art Zwischenphase einzurichten, in der es nun galt, die Christusbotschaft vom Reich Gottes vor und in dieser Welt zu bezeugen. Wer sich auf längere Dauer einrichtet, der muss sich organisieren, um zu überleben. Die Erwartung |26| des Endes dieser Welt und der Gottesherrschaft blieb erhalten, sie wurde aber in eine nicht bekannte Zukunft verschoben.

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