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c) Der „transzendentale“ Ansatz in der Christologie

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Das Anliegen des von Karl Rahner SJ († 1984) verfolgten transzendentaltheologischen Ansatzes in der Christologie (Rahner/75: 20–24/76: 198– 211) besteht darin, das Bekenntnis zu Jesus Christus für das Denken des modernen Menschen nachvollziehbar zu machen, indem nach den im Menschen gegebenen Verständnismöglichkeiten für das Christusereignis gefragt wird. Rahner geht es vor allem darum, das Christusbekenntnis der Kirche vom Mythologieverdacht zu befreien. „Die vordringlichste Aufgabe einer Christologie von heute besteht darin, das Dogma der Kirche – ‚Gott ist Mensch (geworden) – und dieser menschgewordene Gott ist der konkrete Jesus Christus‘ – so zu formulieren, dass das in diesen Sätzen Gemeinte verständlich wird und jeder Schein einer heute nicht mehr nachvollziehbaren Mythologie ausgeschlossen wird“ (73: 927/75: 53).

Christologie im Horizont der Anthropologie

Rahners „transzendentale Christologie“ (76: 206–211) ist eine Christologie im Horizont der Anthropologie. Die Anthropologie ist gleichsam der Horizont der Christologie, die menschliche Existenz ist die „Grammatik einer möglichen Selbstaussage Gottes“ (221). In einer transzendentalen Analyse der menschlichen Geistnatur (35–96) sucht Rahner die innere Bedingung für die Menschwerdung Gottes im Menschen zu erhellen. Nur wenn im Menschen selbst die Möglichkeit für die in Jesus Christus gegebene Ver einigung mit Gott aufgezeigt wird, kann das christologische Dogma verstanden und vor Missverständnissen geschützt werden. In einer transzendentalen Christologie kann zugleich deutlich werden, dass der Mensch in seiner konkreten Existenz nach einem Menschen sucht, der als „absoluter Heilbringer“ (194f.) zu Gott führt.

transzendentale und kategoriale Offenbarung

Der Mensch ist als „Geist in Welt“ ein Wesen der Selbsttranszendenz (76: 185–188/431/432: 83–107). Er ist in der Welt, ragt aber aufgrund seiner Geistnatur zugleich über alle anderen Geschöpfe hinaus. Er transzendiert alles Geschaffene, einschließlich sich selbst, und stellt die Frage nach dem Woher und Wohin. In der geistigen Selbsttranszendenz des Menschen ereignet sich zugleich die Selbsttranszendenz alles Geschaffenen (72: 199).

Mit seiner geistigen Selbsttranszendenz ist der Mensch auf das absolute Geheimnis Gottes verwiesen (76: 54–75). Diese Verwiesenheit wird als transzendentales Hören auf Gottes Wort interpretiert. Dabei geht Rahner davon aus, dass das Absolute und Unbedingte, welches wir Gott nennen, und auf das der Mensch in seiner geistigen Selbsttranszendenz verwiesen ist, ihm immer schon, vor aller geschichtlichen Offenbarung, als das heilige Geheimnis in einer transzendentalen Selbstmitteilung nahe ist (132– 139). Rahner entfaltet diesen Gedanken in seiner umstrittenen Lehre vom „übernatürlichen Existential“ (vgl. Verweyen/438; Raffelt-Verweyen/441: 91–93). Von der transzendentalen Selbstmitteilung bzw. Offenbarung Gottes in der geistigen Selbsttranszendenz des Menschen unterscheidet Rahner die kategoriale, geschichtliche Offenbarung Gottes in Jesus Christus (Rahner/76: 143–177).

Christologie als einmaliger Höchstfall der Anthropologie

Weil der Mensch immer schon auf Gott als das heilige Geheimnis seines Lebens verwiesen ist und seine Erfüllung in der geschichtlich gegebenen Selbstmitteilung Gottes findet, spricht Rahner davon, dass in Jesus Christus das erscheint, was als innere Möglichkeit in jedem Menschen angelegt ist, aber nur in Jesus Christus verwirklicht wurde (Rahner/74: 143). In Jesus Christus ereignet sich zugleich die Selbstmitteilung Gottes wie die unbedingte Annahme der Selbstzusage Gottes durch Jesus Christus. Christologie ist somit der einmalige Höchstfall der Anthropologie, Anthropologie demgegenüber defiziente Christologie (70: 184). „Die Menschwerdung Gottes ist …. der einmalige höchste Fall des Wesensvollzugs der menschlichen Wirklichkeit, die darin besteht, dass der Mensch ist, indem er sich weggibt“ (71: 142/vgl. 76: 216). Das heißt nicht, dass das Christusereignis aus der geistigen Selbsttranszendenz des Menschen und der darin sich immer schon ereignenden transzendentalen Selbstmitteilung Gottes deduziert werden könnte. Grundlage der transzendentalen Christologie ist die unableitbare Offenbarung Gottes in Jesus Christus. Anders könnte auch die Einmaligkeit und Einzigartigkeit der in Jesus Christus gegebenen Verbindung mit Gott in einer transzendentalen Christologie nicht festgehalten werden. Denn allein anthropologisch lässt sich diese nicht begründen (71: 143/74: 239).

suchende Christologie

Die soteriologische Bedeutung Jesu erschließt Rahner durch eine Dialektik der menschlichen Liebe. Zu lieben und geliebt zu werden gehört zu den Authentizitätsbedingungen menschlicher Existenz. Ohne Liebe kann der Mensch nicht leben. Menschliche Liebe gibt es aber nicht ohne Enttäuschungen, und so sucht der Mensch nach einem Menschen unbedingten Vertrauens, einem Menschen absoluter, das heißt unbedingter, vorbehaltloser Liebe, in dem Gottes- und Menschenliebe zur Einheit verbunden sind. Dieser Mensch unbedingter Liebe und unbedingten Vertrauens ist der Gottmensch Jesus Christus (76: 289). In ihm findet die in der Grammatik menschlicher Existenz begründete „suchende Christologie“ (288f.) ihre Erfüllung.

transzendentale Auferstehungshoffnung

Gleiches gilt für die menschliche Hoffnung über den Tod hinaus, die Rahner „transzendentale Auferstehungshoffnung“ (264) nennt. Dass der Tod, der nicht ein Ereignis am Ende des Lebens ist, sondern als der immer bevorstehende Tod den Mensch in seiner ganzen Existenz bestimmt, nicht absurd, ohne Sinn ist, dass er nicht das definitive Ende unserer Existenz bedeutet, diese Gewissheit kann der Mensch nicht aus sich selbst gewinnen. Dazu bedarf es einer Offenbarung, die zeigt, dass der Tod nicht das Letzte ist, sondern der Mensch die Hoffnung haben darf, in die Ewigkeit Gottes hinein auferweckt zu werden. In seiner Existenz, die durch Liebe, Tod und Hoffnung bestimmt ist, ist der Mensch hingeordnet auf die Selbstmitteilung Gottes in Jesus Christus und die Auferweckung zu ewigem Leben. Die Hoffnung auf eine Zukunft ohne Leiden und Sterben ist in der Person Chris ti und seiner Vollendung bei Gott begründet und findet darin zugleich ihre Erfüllung.

Grenze der transzendentalen Christologie

Die Christologie Rahners erschließt das Geheimnis der Person Jesu innerhalb einer transzendentalen Anthropologie und bleibt nicht stehen bei der Behauptung, Gott habe sich endgültig in Jesus Christus geoffenbart. Sie vermag zu zeigen, dass Gott die kreatürliche Existenz eines Menschen so als seine eigene annehmen kann, dass sie durch sein gleichwesentliches Wort, die Person seines Sohnes, nicht aufgehoben und eingeschränkt wird, sondern zur höchstmöglichen kreatürlichen Selbstständigkeit und Vollendung gelangt. Die Grenze von Rahners transzendentaler Christologie liegt zum einen darin, dass sie das Verhältnis von transzendentaler und kate gorialer Offenbarung zu ungeschichtlich als Explikation einer immer schon gegebenen Grunderfahrung denkt, das heißt als ein Vermittlungsgeschehen, das Gottes Selbstmitteilung immer deutlicher in Erscheinung treten lässt (Hoping/415: 241). Zum anderen wirft Rahners Christologie die Frage auf, ob in ihr die Kreuzestheologie angemessen berücksichtigt wird.

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