Читать книгу 70 Tage Pandemie - Hendrike Piper - Страница 16
ОглавлениеTag 8
Viele viele aufgeregte Anrufe in meiner Hausarztpraxis. „ICH will einen Abstrich, jetzt sofort, weil ich huste, und wer weiß, ob die Bekannte meiner Nachbarin, die immer mit mir zusammen bei ihr saß, da nicht was eingeschleppt hat. Die hat immer so geschnieft und jetzt trägt meine Nachbarin auf einmal einen Mundschutz – da stimmt doch was nicht!“ Habe ich das jetzt wirklich gehört? Auf meine vorsichtigen Versuche hin zu beruhigen und zu versachlichen wird mir mehr oder weniger unterlassene Hilfeleistung vorgeworfen. Innerlich (und äußerlich auch) seufzend gebe ich nach und biete dem Patienten unser Abstrich-Konzept: eine gesunde Kontaktperson kann das Set abholen, der Abstrich zu Hause vor dem Spiegel selbst durchgeführt werden und dann wieder kontaktlos in unseren Briefkasten geworfen werden. Schutzausrüstung, die wirklich schützt (laut unserer ärztlichen Hammelführer Schutzbrille, FFP2-Maske, Handschuhe und Einmalkittel – juchu, „Outbreak“ ist endlich da!), haben wir nämlich nicht und werden wir wohl auch nicht so schnell bekommen, ist nämlich vergriffen. Der Patient ist nicht zufrieden, er hat keine Kontaktpersonen und will auch mit niemanden Kontakt – na dann?!
Abends (nach Korrektur der Schulaufgaben meiner Kinder und der damit verbundenen Auseinandersetzung, warum welche Ergebnisse inwiefern falsch waren – Hilfe, holt mich hier raus!) erfahre ich von der Etablierung einer „Fieberambulanz“ zur Entlastung der Hausarztpraxen. Wie ich das als mitdenkender Mensch finde, weiß ich noch nicht, die Arbeit in meiner Hausarztpraxis wird es wohl erstmal erleichtern. Ebenso wie das betrieblich angeordnete Home Office meines Mannes für alle, die nicht vor Ort arbeiten müssen, die Nervenbelastung des Home Schoolings abmildern wird – hoffentlich.