Читать книгу 70 Tage Pandemie - Hendrike Piper - Страница 19
ОглавлениеTag 11
Tja, das finden wohl auch Frau Kermel und der sie neuerdings wie ein Schoßhündchen begleitende Frosten (oder ist das Verhältnis zwischen ihnen vielmehr anders herum? Ach, egal). Jedenfalls traten sie heute gemeinsam vor die Presse um uns (ihrem Land, ihren Bürgern) mit Grabesmiene genau das vorzuhalten. Weil so viele von uns (diese unsolidarischen Schweine, könnte man als Unterton herauslesen…) zu viele Kontakte gepflegt hätten, auch sogar in der letzten Woche noch, als man uns doch schon so ausdrücklich gewarnt habe [usw., usw.] – müsse man diese jetzt gesetzlich unterbinden. Deshalb (zum Schutz aller und vor allem der Risikogruppe und um die erwartete Infektionswelle soweit hinauszuzögern („flattening the curve“, kennen wir ja jetzt alles schon)) müssen wir jetzt alle zu Hause bleiben und dieses nur noch im Kreise der Familie verlassen, sprich, es ist verboten, Freunde zu treffen. Und die Restaurants und Frisöre und was auch immer sind nun auch zu (war mittags wohl doch auch zu ansteckend…).
Sacht mal, Kermel und Frosten, seid Ihr meine Mama und Papa?! Weil wir nicht artig waren, müssen wir bestraft werden und wenn wir wieder nicht artig sind – ja, was dann? „Damit wir nicht so Bilder wie in Italien sehen müssen“. Ach so.
Ich fühle mich bevormundet, machtlos, einfach nur schlecht. So hab` ich mir das Pandemie (ach so, ja, die wurde nebenbei auch mal an einem der letzten Tage ausgerufen, um die gerade verabschiedeten Gesetze zu rechtfertigen) - Szenario nicht vorgestellt: Immer noch keine Leichenberge, aber mir von Mutti sagen lassen müssen, was ich zu tun und was zu unterlassen habe. Ich spiele mit dem Gedanken, das Ganze abzubrechen, bin aber, da die Simulation noch weitere 59 Tage dauern soll, doch zu neugierig, was noch geschehen wird. Aber heute gebe ich mir das Versprechen, wachsam zu bleiben, was hier passiert und notfalls agierend einzugreifen (wenn möglich).