Читать книгу 70 Tage Pandemie - Hendrike Piper - Страница 21

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Tag 13

Wieder mal wandern. Heute alleine, denn mit Freunden ist ja verboten. Dieselben, die am letzten Wochenende noch so lustige Klopapier-Witze im WhatsUpp-Status hatten, posten jetzt eine ganz neue Art von Bildchen und Filmchen. Darin zu sehen sind mehr oder weniger sympathische Menschen größerer oder geringerer Prominenz, die andere (also uns) dazu auffordern zur Verhinderung von Ansteckung (wir die anderen und sie uns, gebetsmühlenartig wird das erklärt, falls wir es immer noch nicht kapiert haben – danke, haben wir bereits!) zu Hause zu bleiben. Damit und wenn wir unsere Mitmenschen im Schneeballeffekt ebenfalls dazu motivieren, werden wir, so wird es suggeriert, Menschenleben retten. Mein Mann nennt das etwas böse die „Stay at home, die alone3“ – Propaganda. Wir verstehen den Gesinnungsschwenk unserer vor einer Woche noch so differenziert urteilenden Freunde nicht, verlassen uns darauf, dass alle, die zu Hause bleiben, unser Leben schützen (wir unsolidarische Schweine!) und gehen trotzdem wandern. Prompt begegnet uns auf dem Waldweg ein Polizeiauto, was wir echt krass finden – normalerweise muss man die hierzulande selbst in den Brennpunkten der Großstädte suchen! Auf ca. halber Strecke dann ein erfreuliches Beispiel unternehmerischer Findigkeit: Die zwangsgeschlossen gewähnte Ausflugsgaststätte verkauft „To go“ nach draußen; da netterweise ein paar Tische und Stühle stehen gelassen wurden, können wir in 5 Meter Entfernung zu anderen erfreuten Gästen doch noch Kaffee und Kuchen genießen. Wie gut diese noch vor wenigen Tagen selbstverständlich gewesene Köstlichkeit schmeckt!

3 Stay at home, die alone = Englisch für: Bleib zu Hause und stirb einsam

70 Tage Pandemie

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