Читать книгу 70 Tage Pandemie - Hendrike Piper - Страница 25
ОглавлениеTag 17
Ach ja, das Klatschen. Eine der vielen neuen Gewohnheiten, die wie das Straßenseitenwechseln bei drohendem Menschenkontakt, das zigfache Händewaschen bzw. je nach Grad der Panik auch Desinfizieren derselben und das mehrfach tägliche Konsultieren der RKI-Homepage (wo sich über einen Tag übrigens mal so grad gar nichts ändert) Teil unseres Alltags geworden sind. Jeden Abend um 20: 00 finden sich mal weniger, mal mehr (derzeit eher mehr, Wetter ist ja auch weiterhin gut) Gutmenschen auf ihren Balkonen, um dem aufopferungsvollem Einsatz der vielen Krankenpflegerinnen und Ärztinnen weltweit Applaus zu schenken. Komisch, dass deren Arbeitsbedingungen die letzten (mal überlegen…) Monate, nee, Jahre, eher Jahrzehnte keine Socke interessiert hat. Aber jetzt, wo man eh nichts zu tun hat, kann man sich echt gut dabei fühlen zu denen zu gehören, die jetzt mal Respekt zollen. Und dabei im Übrigen auch noch im Sinne der allgemeinen Solidarität kontrollieren, ob Nachbars selbiges schön auch tun. Denn wehe, wenn nicht….
Ein kleines über WhatsUpp kursierendes Witzchen hierzu:
16: 00 Gemeinsam zu Hause bleiben – Regenbogen basteln aufm Balkon
18: 00 „Freude schöner Götterfunken“ spielen gegen die Rocona-Angst
20: 00 Klatschen für die Ärzte und das Pflegepersonal aufm Balkon
21: 00 Gedenkkerze anzünden für die Rocona-Toten
23: 00 Masturbieren für die arbeitslosen Prostituierten aufm Balkon
Ich wusste gar nicht, dass Quarantäne so anstrengend sein kann!
Ansonsten: Home Schooling sucks5. Die offensichtlich ohne die lieben Kleinen völlig hohl drehenden Lehrer überschütten uns durchdrehende (weil wir eigentlich arbeiten müssten!) Eltern in sicherlich guter Absicht (so viel will ich ihnen mal zu Gute halten) mit Emails voller lustiger Ideen und Aufträge, was unsere Kinder denn so tun könnten. Das geht vom normalen, „nur“ täglich auszudruckenden Unterrichtsmaterial über „So viel Sportspaß haben wir mit einem Handtuch“ - Videos und Erklärclips zu Primzahlen bis hin zu vorgeschlagenen Experimenten, die selbst die hochbegabtesten Erst- bis Sechstklässler sicher nicht alleine zu Stande bekämen. Wir sind dazu übergegangen, den nicht verpflichtenden Anteil dieser Gemengelage zu ignorieren, da wir schon am Umfang des obligatorischen Materials verzweifeln. Denn leider ist es nicht so, dass die Kinder, wenn das dann alles mal ausgedruckt ist, ihre Vormittagsschulstundeneinheit brav damit verbringen, die abzuarbeiten. Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit gibt es a. Streit, b. Bitten um Hilfe/Erklärungen, c. Hunger oder alles zusammen. Es hat ja nun auch seinen Grund, dass Lehrer ein Beruf ist und in jeder Klasse einer steht – auch wenn vermeintlich „still“ gearbeitet wird.
5 sucks [sʌks] = Amerikanisch umgangssprachlich für: Ist scheiße, nervt