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Box: Müllentsorgung in unterverschmutzte Länder
ОглавлениеIn einem internen Memorandum, das der damalige Chefökonom der Weltbank am 12.12.1991 für die Mitarbeiter der Weltbank verfasste, kommt der komplette Zynismus einseitiger ökonomischer Denkweise zum Ausdruck. Darin heißt es:
»… Die Kosten gesundheitsschädlicher Verschmutzung bemessen sich nach den entgangenen Einnahmen durch erhöhte Krankheit und Sterblichkeit. So gesehen sollte die Verschmutzung in dem Land mit den geringsten Kosten stattfinden (…). Die ökonomische Logik eine Ladung Giftmüll in dem Land mit den niedrigsten Löhnen loszuwerden, ist untadelig (…). Ich war immer der Meinung, dass unterbevölkerte Länder in Afrika deutlich unterverschmutzt sind. Ihre Luftverschmutzung ist vergleichen mit Los Angeles oder Mexiko City, ineffektiv gering.
Nur die bedauerliche Tatsache, dass so viel Verschmutzung nicht verschiebbar ist (Transport, Stromproduktion) und dass die Transportkosten pro Festmülleinheit so hoch sind, verhindern einen Handel mit Luftverschmutzung und Müll, der den Wohlstand der Welt zugutekäme.
Das Bedürfnis nach sauberer Umwelt aus ästhetischen und Gesundheitsgründen ist stark einkommensabhängig. Die Besorgnis etwa über einen Stoff, der die Wahrscheinlichkeit von Prostata-Krebs erhöht, ist erheblich größer in einem Land, in dem die Menschen lange genug leben, um überhaupt Prostata-Krebs zu entwickeln, als in einem Land, in dem die Kleinkinder-Sterblichkeit bei 200 von 1000 liegt.«103
Ein indirekter Zusammenhang besteht auch zwischen der Globalisierung und dem Aussterben der Artenvielfalt. Die Globalisierung schafft weltweit neue Bedürfnisse und eine zunehmende Nachfrage nach Produkten, sie verstärkt damit die Industrialisierung und die Suche nach neuen Flächen, Bodenschätzen und Ressourcen sowie deren Ausbeutung, wodurch viele Ökosysteme geschwächt werden.104
Es soll an dieser Stelle jedoch auch darauf hingewiesen werden, dass die Globalisierung, bzw. global koordinierte Aktionen die negativen Auswirkungen der Globalisierung auf die Umwelt abgeschwächt haben.105 So haben die entwickelten Länder in den letzten dreißig Jahren die Umweltverschmutzung reduziert und seit 1980 findet eine Entkoppelung zwischen dem ökologischen Fußabdruck der entwickelten Länder und dem BIP-Wachstum statt.106 Zudem können global agierende Unternehmen dazu beitragen, über ausländischen Direktinvestitionen ausgereifte Umweltlösungen zu verbreiten. Hinzu kommt der Trend, sich auch durch umweltfreundlichere Produkte und Verfahren, sowohl auf Unternehmensebene wie auch auf Länderebene zu profilieren.107 Umgekehrt wird umweltschädliches Verhalten seitens der Unternehmen durch soziale Medien viel schneller publik gemacht, was für die betroffenen Unternehmen mit erheblichen Imageschäden verbunden sein kann.