Читать книгу Dialektik des geisteswissenschaftlichen Universums - Horst-Joachim Rahn - Страница 10
1.2 Faszination der Dialektik
ОглавлениеWir wollen den Versuch wagen, das schwierig zu erfassende geisteswissenschaftliche Universum mit der Methode der Dialektik zu ergründen und zu beschreiben. „Wir können das geisteswissenschaftliche Universum in seiner Gesamtheit bzw. Funktionsweise nicht vollständig erklären, weil es unübersehbar komplex ist und uns Menschen dazu die Kenntnisse fehlen.“*
Der Begriff Dialektik wird in der philosophischen Literatur sehr unterschiedlich verwendet.8 Johann Gottlieb Fichte spricht 1794 das erste Mal von einem synthetischen Verfahren, welches die Vereinigung der Gegensätze von These und Antithese zum Zweck hat.9 Der Philosoph F. W. J. Schelling10 behauptet, dass die Triade als Dreiheit von These-Antithese und Synthese der Entwicklung in Natur und Geschichte entspricht. „In der durchgängigen Tiefe und Breite zu analysierender Inhalte des geisteswissenschaftlichen Universums gewinnt die dialektische Methode nicht nur für den Dialektiker eine gewisse Faszination.“* Dieser ist ein Mensch, „… der das Für und Wider einer Sache scharfsinnig darlegen Widersprüche, die im Denken auftauchen, geschickt erklären und lösen kann.“11
Vereinfachend lässt sich der Zusammenhang in folgender Weise ausdrücken:
► Eine These ist eine allgemeine Aussage, die das Wesentliche aus einem Aussagenkomplex zur Geltung bringen soll. Thesen sind als Pro-Argumente zu verstehen, die jeweils zeigen sollen, was für das jeweilige Argument spricht.
► Eine Antithese ist die auf das Wesentliche begrenzte Gegenbehauptung zu einer These. Die Antithesen sind also Contra-Argumente, die detailliert angeben, was gegen das jeweilige Argument spricht.
► Die Synthese bildet den Versuch einer sinnvollen Verknüpfung von These bzw. Antithese und bildet dabei die Conclusio als Schlussfolgerung, die z. B. von einem persönlichen Standpunkt getragen wird und im Ergebnis als subjektiv zu interpretieren ist.
Die dialektische Sicht des geisteswissenschaftlichen Universums soll zunächst am Beispiel des Menschen und seiner Welt beschreiben werden. Die vielen Aphorismen, Thesen, Fußnoten, Sprüche und Aussagen dieses kompakten Werkes stammen von vielen großen Geistern und wurden in mehrjähriger, zeitlich sehr aufwändiger Arbeit jahrelang gesammelt und später systematisch geordnet.12 Es kommen in diesem Buch viele Meinungen zu Wort, die nicht alle im Einzelnen reflektiert werden können. Es ist ein weiteres Ziel dieser Arbeit, den Leser mit den Thesen bzw. Antithesen und Synthese zum Genießen, zum Nachdenken, und zur vertiefenden Diskussion anzuregen.