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1.4 Theorie und Praxis

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Eine Theorie19 ist eine Menge von Gesetzen, die durch logische Ableitbarkeitsbeziehungen miteinander verbunden ist. Sie bildet ein System von Sätzen, dessen Axiome und Theoreme als Hypothesen zu interpretieren sind, beispielsweise als Wenn – Dann – Aussagen.20 Die Tätigkeit eines Forschers besteht darin, solche Sätze oder Systeme von Sätzen aufzustellen und systematisch zu überprüfen. Mit Theorien beschäftigt sich auch die Wissenschaftstheorie. Die Praxis zeigt sich in den Gegebenheiten der Wirklichkeit und in der Anwendung im Alltag.21 Sie versteht sich als tätige Auseinandersetzung mit der Realität und ist durch Vollendung, Taten und Handlungen gekennzeichnet. Theorie und Praxis stehen sich auch im geisteswissenschaftlichen Universum gegenüber. Dazu äußern sich sowohl Naturwissenschaftler als auch Geisteswissenschaftler.

► Grundsätzlich gilt: „Unsere Theorien sind unsere Erfindungen …“ (K. Popper). Bewährte Theorien halten sich hartnäckig: „Denn je bewährter eine bestehende Theorie ist, umso empfindlicher und widersetzlicher zeigt sie sich gegenüber allen Abänderungsversuchen“ (M. Planck). Folgender Vergleich ist gelungen: „Theorie bringt Licht in die Praxis; Praxis bringt Leben in die Theorie“ (H.J. Quadbeck-Seeger).22 Die Erfahrung zeigt: „Praktiker erfahren oft sehr schmerzlich, dass ihnen die Theorie gefehlt hat“ (F.P. Rinnhofer). „Man kann Theoretikern vieles unterstellen – aber einen großen Wagemut besitzen sie“ (M.G. Reisenberg). Zum Schluss: „Theorie ist die Mutter der Praxis“ (L. Pasteur).

► Aber: „Grau, teurer Freund ist alle Theorie …“(J.W. von Goethe). „Mitunter wird die Theorie von der Praxis übertroffen“ (unbekannt). „Die Tragödie der Wissenschaft – das Erschlagen einer schönen Hypothese durch eine hässliche Tatsache“ (T.H. Huxley). „Theorien können ins Kraut schießen und seltsame Blüten treiben“ (H.J. Quadbeck-Seeger). „Praxis ohne Theorie leistet immer noch mehr als Theorie ohne Praxis“ (Quintilean). Auch: „Die meisten Theorien sterben in der Praxis“ (E. Limpach). Aber: „Theorie bereitet keineswegs auf die Praxis vor“ (L. Maisel). Zum Schluss: „Die Praxis ist die Quelle der Theorie“ (A. Saheb) bzw. „Die Praxis ist der Reißwolf der Theorie“ (H. Schmid).

► Mein Fazit: „Praxis ohne Theorie ist blind, Theorie ohne Praxis unfruchtbar“ (J.D. Bernal). Beide sollen sich gegenseitig ergänzen, wie es z. B. Leonardo da Vinci ausdrückte: „Stets muss die Praxis auf guter Theorie beruhen.“ Die Praxis sollte das Ergebnis des Nachdenkens sein, nicht umgekehrt“ (H. Hesse). Und es gilt zeitlos: „Theorien zu entwickeln bedarf es einer ausreichenden Praxis“ (M.G. Reisenberg). I. Kant sagte: „Es gibt nichts Praktischeres als eine gute Theorie.“ Dabei soll eine gute Theorie Erklärungswert besitzen, andere Wissenschaften befruchten und auch Prognosen ermöglichen. Demgegenüber korrigiert und bereichert die Praxis menschliche Erkenntnisse, verhindert die Erstarrung von Theorien und orientiert sich an aktuell, zeitlich oder örtlich anstehenden Gegebenheiten. „In der Theorie gibt es keinen Unterschied zwischen Theorie und Praxis. In der Praxis schon“ (J. Berra). Zum Nachdenken: „Die Theorie verhält sich zur Praxis oft, wie die Behauptung zur Enthauptung“ (K. von Welser). Dazu passend:

„Theorie ist, wenn nichts klappt und jeder weiß warum. Praxis ist, wenn alles klappt und keiner weiß warum. Wir vereinen Theorie und Praxis: Nichts klappt und keiner weiß warum“

(unbekannt)

Wer die Realität kennt, weiß, dass Theoretiker und Praktiker nicht immer miteinander harmonieren: „Theorie und Praxis sind Partner, aber nicht immer Freunde“ (H.J. Quadbeck-Seeger). „Der Unterschied zwischen Theorie und Praxis ist nicht so groß, wie der zwischen Praktikern und Theoretikern“ (H.J. Quadbeck-Seeger). Dazu die Forderung: „Eine gute wissenschaftliche Theorie sollte einer Bardame erklärbar sein“ (E. Rutherford). Zum Schluss humorvoll: „Im Niemandsland zwischen Theorie und Praxis blühen die Hypothesen“ (H.J. Quadbeck-Seeger).

Dialektik des geisteswissenschaftlichen Universums

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