Читать книгу Dialektik des geisteswissenschaftlichen Universums - Horst-Joachim Rahn - Страница 23
2.1.9 Leben nach dem Tode?
ОглавлениеViele Diskussionen entzünden sich an der religiösen Frage, ob es ein Leben nach dem Tode gibt – oder nicht.60 Es gibt einige Berichte von Menschen, die ihre individuellen Erfahrungen in der Nähe des Todes an die Nachwelt weitergegeben haben. Dazu gibt es Stichworte, wie z. B. „Verlassen des eigenen Körpers“, „Begegnung mit Toten“ und „Rückschau auf das eigene Leben“. Diese Einzelerlebnisse wurden als Totenbettvisionen von Menschen reflektiert, die in lebensgefährliche Situationen geraten sind, diese auch für ihre Umwelt überraschend überlebt haben. So berichtet ein neunjähriges Mädchen61 ,das während einer Operation in Todesnähe geriet, denn ihr Herz hörte auf zu schlagen: „Ich war oben an der Decke und schaute von oben herunter“, dann: „… Später ging ich durch einen Tunnel und kam in den Himmel. Der Tunnel war sehr lang und sehr dunkel. Am Ende war ein Licht!“ Das Mädchen kam dann wieder zu Bewusstsein.
Weder bei Pflanzen noch bei Lebewesen gibt es ein Leben ohne Sterben.62 Ist die Seele des Menschen unsterblich? Nicht nur die Atheisten, sondern auch viele andere Menschen lehnen die These von einem Leben nach dem Tode ab. Für die meisten Menschen ist die Weiterexistenz nach dem Tode höchst unwahrscheinlich, weil Beweise für ein Weiterleben fehlen: „Doch hinter dem Sterben wurde noch keiner als anwesend gesehen, es sei denn als Leiche.“63 Wenn der Tod des Menschen das Ende von allem ist, dann verliert das Leben gewissermaßen seinen Sinn. In der Religion wird deshalb auf die Unsterblichkeit der Seele als immaterieller Gegebenheit hingewiesen, welche die durch das Leben und darüber hinaus beständige Identität, Einmaligkeit64 und Einzigartigkeit eines jeden Menschen ausmacht.65 Da wir davon ausgehen, dass das Leben nicht sinnlos sein kann, gibt es wohl ein Leben nach dem Tode. Wir können uns allerdings nur auf den Glauben berufen66, weil Nachweise für eine solche Behauptung nicht existieren.67 Wahrscheinlich ist: „Es gibt ein Weiterleben nach dem Tode: nämlich auf dem Grabstein. So leben wir dann in der Realität weiter.“*
Ob es für uns ein Weiterleben nach dem Tode gibt oder nicht: „Das Dasein jetzt und hier ist auf jeden Fall als sinnvoll zu interpretieren und möglichst aktiv zu durchleben.“*68 Wer sein eigenes Leben und das seiner Mitmenschen als sinnlos empfindet, der ist nicht nur unglücklich sondern auch kaum lebensfähig.69 Als Folgen der Sinnlosigkeit des Lebens können Gewalt, Depressionen, Drogensucht, Respektlosigkeit, ohne Perspektive in den Tag hineinleben und Desinteresse bis zur Wertlosigkeit des eigenen Ichs genannt werden.70 Es gilt festzuhalten, dass kein Mensch umsonst gelebt hat: „Jeder Mensch hat – so wie er ist – seine Daseinsberechtigung.“* Das sollten wir einfach akzeptieren und als Christen entsprechend handeln, ohne zu verurteilen. Eine ganz andere Lösung bot ein kluger Kopf, der im Fernsehen gefragt wurde, ob es ein Weiterleben nach dem Tode gebe und er die für alle überraschende Antwort parat hatte: „Ja, wenn ich gestorben bin, geht das Leben weiter!“ Nach dem Englischen Philosophien Julian Baggini wird das letzte Wort zum Thema „Sinn des Lebens“ nie gesprochen werden. Der Mensch sollte sich aber auf der Basis der angebotenen Möglichkeiten entscheiden, was er eigentlich selbst will:71
„Man kann nicht für alle Möglichkeiten gleich offen sein, weil man sonst am Ende überhaupt nichts mehr glaubt. Und trotzdem muss man Entscheidungen treffen, welche Richtung das eigene Leben nehmen soll. Daran ist nicht zu rütteln“
(J. Baggini)
Sich entscheiden muss er wohl schon deshalb, weil jeder einzelne Mensch sichergehen muss, dass er die richtigen Fragen stellt und befriedigende Antworten darauf findet. Nach der Auffassung von Baggini ist die Suche nach dem Sinn des Lebens bzw. nach dem Sinn des Daseins72 ihrem Wesen nach subjektiv.73 Jeder Mensch muss seinen eigenen Weg selbst finden.74 Anselm Grün hat das sehr treffend einmal so ausgedrückt: „Ich bin auf der Welt, um das einmalige Leben, das mir Gott geschenkt hat, zu leben … Ich finde meinen Sinn, wenn ich meine persönliche Lebensspur in diese Welt eingrabe.“75