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2.2.4 Gefühl

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Das Gefühl ist ein Gestimmtsein, das sich im Fühlen des Menschen ausdrückt und mit Sensibilität verbunden ist. Wir Menschen erleben alles, was uns fördert als Wert und alles, was uns hemmt als Unwert. Diese Erlebnisse heißen Gefühle.96 Das Gefühl ist ein Grundphänomen des Erlebens einer Erregung (Spannung) oder Beruhigung, z. B. Entspannung. Es wird mehr oder weniger von Lust oder Unlust begleitet. Menschen haben negative Gefühle, wie Angst bzw. Ärger und positive Gefühle, wie beispielsweise Freude und Liebe. Gefühle sind mit Affekten, Emotionen und Empfinden verbunden.97 Gemütsbewegungen im Sinne eines Affekts sind Emotionen, mit denen sich die Emotionspsychologie beschäftigt.98 Wie erkennt man Gefühle? Sie lassen sich z. B. in Gesichtern ablesen.99 Ein Individuum, das sich in seinem Handeln stark von seinen Gefühlen leiten lässt, ist ein Gefühlsmensch (s. unten).

► „Das Gefühl ist die lebendige Mutter des gesamten Geisteslebens“ (F.T. von Vischer). „Insbesondere Menschen, die sich lieben, werden vom Gefühl getrieben“ (F. Ammon). „Nichts richtet das Gemüt so auf, wie das Gefühl, geliebt zu sein“ (Th. Fontane). „Nur das Gefühl versteht das Gefühl“ (H. Heine). „Das höchste aller Gefühle für einen Menschen ist, dass er anerkannt und geschätzt wird“ (unbekannt). Und es ist nachweisbar: „Einfühlungsvermögen ist der Reichtum unseres Herzens“ (Almut Adler). „Menschen zu finden, die mit uns fühlen und empfinden, ist wohl das schönste Glück auf Erden“ (C. Spitteler). Auch gilt: „Für die Sprache des Herzens braucht es keinen Duden“ (A. Marti). Papst Benedikt XVI sagte etwas, was man so nicht erwarten konnte: „Mein Herz schlägt bayerisch.“ „Welch eine himmlische Empfindung ist es, seinem Herzen zu folgen“ (J.W. von Goethe). „Kein Gefühl ist gleich dem Gefühl der Zufriedenheit“ (K. Eisenlöffel). Und: „Ein großes Gefühl braucht Raum für Ausschweifungen“ (E. Ellinger). Zum Schluss: „Die wichtigste Energiequelle unseres Lebens ist und bleibt die menschliche Wärme“ (E. Ferstl).

► Die andere Seite des Gefühls lässt sich so ausdrücken: „Wo viel Gefühl ist, ist auch viel Leid“ (Leonardo da Vinci). Ähnlich: „Jedes schöne Gefühl hat seine Tränen“ (L. Bechstein). Wenn wir Gefühl und Verstand vergleichen, kommen wir zu folgendem Ergebnis: „Das Gemüt hat mehr Mängel als der Verstand“ (F. de la Rochefoucauld). Vor allem: „Autorität, wie Vertrauen werden durch nichts mehr erschüttert, als durch das Gefühl, ungerecht behandelt zu werden“ (Th. Storm). „Auch in einem Rolls-Royce wird geweint, vielleicht mehr als in einem Bus“ (F. Sagan). Wie zeigen sich Gefühle? „Die Gefühle offenbaren sich umso weniger, je tiefer sie sind“ (H. de Balzac). „Das schwere Herz wird nicht durch Worte leicht“ (F. von Schiller). Nicht nur für Musiker gilt: „Wer zart besaitet ist, kann nie die erste Geige spielen“ (G. Uhlenbruck).

► Zusammenfassend erkennen wir: „Unsere Gefühle sagen mehr als tausend Worte“ (G. Kropp). Das Gefühl lässt sich am Verhalten eines Gefühlsmenschen100 erklären. Dieser gibt sich ganz seinen Werterlebnissen hin. Er ist durch seine leichte Gefühlsansprechbarkeit und den oft raschen Wechsel der Stimmungslage gekennzeichnet. Der Gefühlvolle ist verständig und einfühlsam (z. B. gutes Empfinden für Musik), gutmütig und interessiert, entscheidet oft „aus dem Bauch heraus“, hat eine reiche Phantasie und neigt zu Kompromissen. Dazu passt die folgende Feststellung eines klugen Kopfes:

„Die großen Gedanken kommen aus dem Herzen“

(Vauvenargues)

Der Gefühlsmensch kann sich in andere Menschen hineinversetzen und kann ihnen wirksamen Zuspruch geben. Wir folgern: „Gefühlvolle Menschen haben ein Herz für andere. Menschen ohne Gefühl verstehen andere kaum.“* Nachteilig kann sein, dass dem Gefühlsmenschen manchmal die Konzentration bzw. das logische Denken abhanden kommen. Denn: „Denken und Empfinden sind von Natur aus verschieden“ (Aristoteles). Nicht selten lässt sich der Gefühlsmensch von anderen Menschen stärker beeinflussen als andere. Außerdem ist er sehr empfindsam und auch die Tränen fließen schneller als bei den mehr zum Denken neigenden Menschen.

Dialektik des geisteswissenschaftlichen Universums

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