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2.4.4 Dankbarkeit

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Dankbarkeit ist eine Tugend bzw. eine Haltung des Menschen in Anerkennung einer erhaltenen positiven Zuwendung. Sie zeigt sich im Dank als der wohlwollenden Erwiderung von empfangener Hilfe oder von anderen Leistungen. Dankbare Menschen fühlen sich subjektiv gesehen besser und sind zufriedener mit ihrem Leben. Dankbarkeit kann sogar glücklich machen132 und hat somit durchaus etwas Mächtiges.133 Die Dankbarkeit setzt voraus, dass der Nehmer einer Wohltat etwas bekommt, was er nicht fordern kann. Von Dank ist das Wort „danke“ abgeleitet. Das Gegenteil von Dank ist der Undank als das Fehlen von Dankbarkeit. Wir wissen aus der Praxis: Viele Menschen sind dankbar, andere leider nicht!

► „Dank und Liebe sind die größten Mächte der Welt“ (F. von Bodelschwingh). Was ist die größte Kraft des Lebens? „Die größte Kraft des Lebens ist der Dank“ (H. von Bezzel). Der deutsche Arzt A. Schweitzer hat im Leben viel Gutes getan. Er postuliert: „Vergiss den Anfang nicht, den Dank. Verschiebe die Dankbarkeit nie.“ Außerdem: „Du sollst dankbar sein für das Geringste, und du wirst würdig sein, Größeres zu empfangen“ (T. von Kempen). Hinzu kommt der Rat, im Leben nicht alles als selbstverständlich zu nehmen: „Gedenke der Quelle, wenn du trinkst“ (aus China). Mit dem Herzen ausgedrückt: „Das Gedächtnis des Herzens heißt Dankbarkeit“ (P. Bosmans). „Dankbare Menschen sind wie fruchtbare Felder, sie geben das Empfangene zehnmal zurück“ (A. von Kotzebue). Und ebenfalls treffend: „Dankbarkeit und Weizen gedeihen nur auf gutem Boden“ (Sprichwort). Zum Schluss die These: „Wir sind für nichts so dankbar, wie für Dankbarkeit“ (M. von Ebner-Eschenbach).

► Leider sind nicht alle Menschen dankbar: „Sie bitten zwar inständig, wenn sie aber ihr Ziel erreicht haben, reagieren sie falsch.“* „Die Bitte ist immer heiß, der Dank kalt“ (Sprichwort). Manche Menschen reagieren unverschämt: „Wenn man einem den Finger bietet, nimmt er gleich die ganze Hand“ (Sprichwort). Und vor allem ist weit verbreitet: „Undank ist der Welt Lohn“ (Sprichwort). Anderen Menschen ist Dankbarkeit sogar lästig: „Die Dankbarkeit ist eine Last, und jede Last will abgeschüttelt sein“ (D. Diderot). Manche kommen zu einem ganz anderen Ergebnis: „Die Dankbarkeit der meisten Menschen ist nichts als eine geheime Begierde nach größeren Wohltaten“ (La Rochefoucauld). Es kommt auch auf das Ausmaß der zugrunde liegenden Tat an: „Wer für alles gleich Dank begehrt, der ist selten des Dankes wert“ (J. Trojan). Interessant ist auch der Standpunkt von Ewald v. Kleist: „Wer sich viel über Undankbarkeit beschwert, ist ein Taugenichts, der niemals aus Menschlichkeit, sondern aus Eigennutz andern gedient hat.“ Jetzt wird es deftig: „Wenn die Sonne auf einen Misthaufen scheint, so antwortet er mit Gestank“ (Sprichwort). Und mit Bezug zum Tier: „Wenn die Sau satt ist, stößt sie den Trog um“ (aus Holland). So kommen wir zu dem unbefriedigenden Ergebnis: „Dankbarkeit ist in den Himmel gestiegen und hat die Leiter mitgenommen“ (aus Polen).

► Fazit: „Wer heute für seine guten Taten Dank erwartet, wird leider oft enttäuscht.“* Der Textdichter Lothar Peppel stellt erstaunt fest: „Waren das noch Zeiten, als man den kleinen Finger reichte, und sie einem nur die ganze Hand nahmen.“ „Undank und Unverschämtheiten sind leider heute weit verbreitet. Aber das sollte uns nicht abhalten, auch ohne Dank weiterhin Gutes zu tun.“* Der Journalist Walter Ludin sagte einmal: „Der schönste Dank ist jener, der aus lauter Freude vergessen wird.“ Oder die Meinung von W. Schlichting: „Rechne nie auf Dank und du wirst zuweilen angenehm überrascht sein.“ Ganz anders hat sich Shakespeare in seinem Werk „Was ihr wollt”. (Viola) geäußert: „Ich hasse Undank mehr in einem Menschen als Lügen, Hoffahrt, laute Trunkenheit, als jedes Laster, dessen starkes Gift das schwache Blut bewohnt.“ Ähnlich auch der Ausspruch:

„Ich hasse jeden, dessen Dankbarkeit erlischt“

(Euripides)

Und der Heilpraktiker E. Blanck stellt fest: „Ich erwarte keinen Dank mehr, nur weniger Undank.“ In der Erziehung sollte dem Phänomen des Dankens wieder mehr verpflichtende Beachtung geschenkt werden: „Heute gewinnt man vielfach den Eindruck, als wenn alles selbstverständlich sei und vor allem bei noch jungen Menschen mitunter die Wahrnehmung der Rechte gegenüber den Pflichten dominiere.“* „Wir danken zu wenig und fordern zu viel“ (S. Wittlin). Dennoch: Wir gläubigen Menschen stehen zur zur Dankbarkeit: „Das Gefühl für Dank und Liebe ist die Quelle des Glaubens“ (Pestalozzi).

Dialektik des geisteswissenschaftlichen Universums

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