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2.2.3 Verstand
ОглавлениеDer Verstand ist die Fähigkeit des Menschen, durch das Denken, Bedeutungen, Beziehungen und Sinnzusammenhänge zu erfassen und zu erschließen.94 Deshalb die Folgerung: „Der Mensch sollte sich immer darum bemühen, vernünftig zu handeln.“ Der kategorische Imperativ fordert: „Handle nur nach derjenigen Maxime, durch die du zugleich wollen kannst, dass sie ein allgemeines Gesetz werde“ (E. Kant). Also postulieren wir mit Kant: „Habe den Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen.“ Auch gilt: „Der Verstand steht als schlussfolgerndes Denken“ (Aristoteles) in enger Beziehung zur Vernunft. Folge deshalb dem guten Rat eines weisen Menschen:
„Lass die Zunge nicht dem Verstand vorauseilen“
(Chilon aus Sparta)
► „Verstehen setzt einen Verstand voraus“ (E. Klepgen). Aber: „Menschenverstand ist viel seltener als man denkt“ (Friedrich der Große). „Derer sind wenige, die Verstand haben“ (Dante). „Wer großen Verstand hat, weiß viel“ (L. de Vauvenargues). „Wo Verstand ist, braucht es nicht viele Worte“ (Sprichwort); denn: „Verstand zeigt sich im klaren Wort“ (Euripides). G. Klopstock geht noch weiter: „Verstand ist ein Edelstein, der am schönsten glänzt, wenn er in Demut gefasst ist.“ Und es gilt: „Horizont ist keine Frage der Größe“ (H. Lahm). „Immer etwas Schönes zu ersinnen, ist die Gabe eines göttlichen Geistes“ (Demokrit). Daraus entsteht die weitere Folgerung: „Möge Gott dir gesunden Menschenverstand geben“ (irischer Spruch).
► Verstand kann aber mitunter auch hinderlich sein: „Verstand hemmt die Spontaneität“ (Querulix). Auch: „Der Verstand schützt uns nicht vor Launen“ (Vauvenargues). „Nicht jeder, der Verstand hat, hat auch Verständnis“ (H. Lahm). Ähnlich: „Wo Verständnis fehlt, hat es der Verstand schwer“ (K.W. Dickhöfer). Interessant sind Zusammenhänge zwischen Gefühl und Verstand: „Ohne den Verstand würde das Gefühl mitunter ausufern.“* Stärker ausgedrückt: „Der Verstand ist die Zwangsjacke unserer Gefühle“ (P. Sereinigg). „Wo unser Verstand aufhört, beginnt unser Herz“ (A. Maggauer-Kirsche). Ähnlich: „Manchmal versteht das Herz mehr als der Verstand“ (J.M. Kulmer). „Das Herz kennt Gründe, von denen der Verstand nichts weiß“ (Pascal). Das Verhalten von Menschen hängt auch vom Kopf ab: „Leere Köpfe verlieren ihren Verstand viel leichter“ (M.G. Reisenberg). Und: „Mit dem Kopf durch die Wand, deutet auf wenig Verstand“ (E.H. Bellermann). Resignierend, aber wahr: „Es gibt so weniges, worüber wir richtig urteilen“ (L. de Vauvenargues). Zum Nachdenken: „Das Unbegriffene verbirgt das Unbegreifliche.“ (S. Weil).
► Fazit: Gefühle, Spontaneität, Launen und Eitelkeit wirken zuweilen dem Verstand entgegen. „Wo die Eitelkeit anfängt, hört der Verstand auf“ (M. von Ebner-Eschenbach). Auch: „Wo Verstand befiehlt, ist Gehorsam leicht“ (Th. Fontane). „Ohne Verstand ähnelt der Kopf einem leeren Topf“ (aus Spanien). Der Verstand lässt sich treffend anhand des Verstandesmenschen erklären:95 Er zeichnet sich durch logisches Denken, seine Vernunft, seine Abstraktionsfähigkeit und durch sein scharfsinniges Urteil aus. Dabei verbindet er logische Denkarbeit mit einem guten Gedächtnis. Aber: „Das Gefühl ist nicht die Stärke des Verstands.“* Und: „Das Gefühl versteht, was der Verstand nicht begreift“ (Bonaventura). Auch: „Das Herz hat seine Gründe, die der Verstand nicht kennt“ (B. Pascal). Außerdem: „Der Verstand und die Fähigkeit, ihn zu gebrauchen, sind zwei verschiedene Gaben“ (Grillparzer). Aber: „Je weniger Verstand einer hat, umso weniger merkt er den Mangel“ (aus Großbritannien). Und: „Nicht alles, das man nicht versteht, muß deshalb gleich falsch sein“ (K.W. Dickhöfer). Interessant: „Der Blick des Verstandes fängt an scharf zu werden, wenn der Blick der Augen an Schärfe verliert“ (Platon). Zum Schluss das treffende Zitat von Wilhelm Hey: „Verstand und Witz kann leicht entzücken, doch fesseln kann allein das Herz.“ Diesen schönen Satz habe ich 1974 meiner Isolde in das Album zu unserer Hochzeit geschrieben.