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2.2 Menschlicher Geist

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Der menschliche Geist ist im geisteswissenschaftlichen Universum ein psychisches System, das z. B. aus den Teilsystemen des Denkens (z. B. Vernunft, Verstand, Scharfsinn, Esprit), des Fühlens (z. B. Gefühl) bzw. des Wollens (z. B. Trieb, Streben) besteht. Die Edelsteine des Geistes können dabei nach K.P. Liessmann in vielerlei Gestalt erscheinen, z. B. als These, als Wendung, als Fußnote oder als Aphorismus.76

Geist zu haben heißt, bestimmte Fähigkeiten und Eigenschaften zu besitzen.77 Diese können hier nicht alle im Detail untersucht werden. Zum menschlichen Geist zählen u. a. Wissen, Klugheit, Dummheit und Intelligenz. Auch das Bewusstsein als Teil des Denkens bzw. das Unbewusstsein bzw. das Gewissen als sittliches Bewusstsein von Gut und Böse bilden Teilsysteme dieses Gesamtsystems. Nach der psychologischen Schichtentheorie umfasst die Funktionsebene „Geist“ alle kognitiven, d. h. „mit dem Kopf“ erbrachten Leistungen eines Menschen. In der Kognitionspsychologie78 werden Daten über geistige Prozesse gesammelt. Der Mensch besteht dabei aus Körper und Geist.79 Geist grenzt sich von Materie ab.80 Und: „Der Geist bewegt die Materie“ (Vergil). „Yoga und Autogenes Training zeigen, dass der Geist durchaus die Materie beherrschen kann.“* In den Naturwissenschaften ist aber die Auffassung weit verbreitet, dass der Geist Bestandteil der Materie sei. Im Gegensatz zum menschlichen Geist ist der Heilige Geist, der Geist Gottes. Beide sind wesentliche Bestandteile des geisteswissenschaftlichen Universums. Der menschliche Geist ist hier in dialektischer Sicht zu analysieren.

T. Livius findet, dass der menschliche Geist unersättlich ist. „Alles, was wir tun, prägt unseren Geist“ (Dalai Lama). Hierher gehört auch das Gefühl: „Es gibt keinen … Geist als jenen, der seine Quellen im Herzen hat“ (L. de Vauvenargues). Auch Träume zählen zum Geist, denn: „Träume sind entfesselter Geist“ (S. Wache). „Der beste Beweis für Geist ist Wissen und Klarheit“ (F. Petrarca). Auch gilt zeitlos: „Lernen fördert den Geist.“* „Das Geistige hat seinen Ausdruck im Antlitz“ (S. Kierkegaard). Was bewegt den Geist? „Kerzenlicht erhellt den Geist und wärmt die Seele“ (M. Poisel). Außerdem: „Im Tanz befreit die Seele den Körper vom Geist“ (L. Hirn). „Ein Bad erfrischt den Körper, eine Tasse Tee den Geist“ (aus Japan). Aber: „Jeder schöpferische Geist ist auch Kritiker“ (G. Eliot). Geist hat auch mit Autorität zu tun: „Wo der Geist redet, schweigen die Papageien“ (P. Rudi). Wir erkennen, dass der menschliche Geist viele Interpretationen erfährt.

► Gott sei Dank gilt: „Auch ein großer Geist nicht alles weiß“ (E.H. Bellermann). Aber es heißt auch in der Bibel: „Der Geist ist willig, aber das Fleisch ist schwach“ (Matthäus 26, 41). Und: „Geist wächst nicht auf trockenem Boden“ (Augustinus). Papier ist geduldig: „Was der Geist nicht hergibt, kann auch das Papier nicht leisten“ (M. Richter). Geist kann sich auch in Spott äußern: „Spottsucht ist oft Armut an Geist“ (J. de la Bruyère). „Ein vorgeprägter Geist ist niemals ein freier Geist“ (aus China). Es gibt unterschiedliche Arten von Ausprägungen des menschlichen Geistes: „Ein Schöngeist ist meist weder Geist noch schön“ (B. Fuchs). Außerdem: „Ein Kleingeist kann nicht großzügig sein“ (A. Rahn). „Widerspruchsgeist ist das einzige, was manche Leute an Geist besitzen“ (P. Sirius). „Ein ungezähmter Geist ist Quelle zahlloser Leiden“ (Dalai Lama). Und zum Schluss: „Ein erhabener Geist verachtet niedrige Dinge“ (Erasmus von Rotterdam).

► Fazit: „Der Geist ist zwar unerschöpflich, unterliegt aber auch gewissen Grenzen.“* Denn: „Mit Geistesblitzen kann man die Welt erleuchten, aber keinen Ofen heizen“ (C.F. Hebbel). Wir können geistreiche Menschen (z. B. klug denkend, wissend und einfühlsam, mit gutem Willen) und geistlose Menschen unterscheiden, die diese Kriterien nicht erfüllen. „Gegen die Geistlosigkeit ist selbst der Kampfgeist machtlos“ (B. Fuchs). Und es gilt: „Das größte Gut des Menschen ist sein unsteter Geist“ (J. Asimov). Zum Verhältnis von Alter und Geist können wir feststellen:

„Wenn der Geist jung ist, spielt das Alter keine Rolle“

(Ralf S. Kassemeier)

In der Praxis unterscheiden wir große und kleine Geister: „Ein kleiner Geist will nur glauben, was er sieht“ (F. de La Rochefoucauld). Auch gilt: „Je kleiner der Geist, umso größer die Einbildung“ (Aesop). Ohne Frage ist großer Geist mit schöpferischer Intelligenz verbunden. „Genialität beginnt dort, wo man den normalen Geist aufgibt“ (M.M. Jung). Aber wir müssen einschränken: „Ein geistreicher Mann ist nur etwas wert, wenn er Charakter hat“ (N. Chamfort). Zum Schluss: „Unser Geist muss offen, kritisch und kreativ sein, wenn wir unsere Chancen nutzen wollen“ (Jürgen Witt).81

Dialektik des geisteswissenschaftlichen Universums

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