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9 Kann man Dialekte pflegen?

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Es gibt in den verschiedensten Sprachen und damit auch bei den verschiedensten Dialekten immer wieder Bestrebungen bestimmter Gruppen, diese zu pflegen, sie „rein“ zu halten. Hierzu ist zu sagen: Die Mundart selbst kann man genauso wenig von außen beeinflussen wie die Hochsprache, man kann also gar nicht von außen direkt auf sie einwirken. Was im Straßenverkehr mit Verbots- und Gebotsschildern funktionieren mag, ist in der Sprache ohne Erfolg, denn bei dieser handelt es sich ja nicht um die Wiederholung einer begrenzten Zahl von Äußerungen, sondern um ein ständig neues Produzieren von Gedanken und Ideen, also um einen extrem dynamischen Prozess, an dem Millionen Menschen teilhaben. Es ist daher nicht sinnvoll, das Dialektsprechen von außen zu steuern oder gar zu „erzwingen“, besonders nicht in Situationen, in denen der Dialekt bei uns nicht erwartet wird. Und es gibt in Süddeutschland nun einmal Bereiche, in denen es den Sprechern unangenehm ist, den Dialekt zu verwenden. Wir haben im vorangegangenen Kapitel gesehen, dass süddeutsche Sprecher ein genaues Gefühl dafür haben, wann sie welche sprachliche „Schublade“ bei einem bestimmten Gesprächspartner öffnen. Und dieses Auswahlsystem funktioniert, und wer dagegen verstößt, macht sich lächerlich. Wer also etwas für den Erhalt der Mundart tun möchte, sollte sich vielmehr für das Schaffen eines sprachlichen Bewusstseins bei süddeutschen Sprechern einsetzen. Hier sind besonders die Schulen gefragt, die die Kinder über die Mehrsprachigkeit in unserer Region und die Funktion der einzelnen Sprachstufen aufklären müssten. Bei den Erwachsenen könnten dies Bildungswerke und vor allem die Medien übernehmen. Denn es herrscht in der Bevölkerung leider immer noch eine völlig falsche Vorstellung vom Verhältnis zwischen Dialekt und Hochsprache. Wer hier richtige Aufklärungsarbeit leistet, hat für die Zukunft der Mundart viel geleistet.

Eine weitere Möglichkeit, der Mundart zu „helfen“, besteht darin, Produktionen in der Mundart zu unterstützen. Wenn heute zum Beispiel Liedermacher für moderne Texte Mundart verwenden, so kann man dies sicher durch verschiedene Maßnahmen fördern. Und genauso ist es mit der Produktion von Filmen. Ein Film wie „Die Kirche bleibt im Dorf“ von Ulrike Grote zeigt, dass man Mundart auch in diesen Medien authentisch einsetzen kann. Durch Fördermaßnahmen in solchen Bereichen bleibt die Mundart im Bewusstsein der Öffentlichkeit, was dem Dialektsprechen zugutekommt.

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