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ОглавлениеVorwort
Gibt man in eine der bekannten Suchmaschinen des Internets das Wort „Schwäbisch“ ein, so erhält man eine riesige Anzahl von Hinweisen, in denen das Wort als Beiname eines Gebirgszuges, einer Stadt, einer Bausparkasse oder einer Zeitung erscheint. Man bekommt auch Angebote zu schwäbischen Witzen, zu schwäbischen „Highlandgames“ und schwäbischen Austern und Schnecken – nirgendwo wird jedoch auf eine Einführung in die schwäbische Mundart hingewiesen. Dies ist besonders deswegen so erstaunlich, weil die schwäbischen Mundarten schon sehr früh das Interesse der Sprachforschung geweckt haben. In zahlreichen Arbeiten von Karl Bohnenberger, Hermann Fischer und Karl Haag ist das Schwäbische seit Ende des 19. Jahrhunderts Gegenstand zahlreicher Untersuchungen, doch wird dort entweder nur ein besonderes lautliches Phänomen, eine besondere Landschaft, wie etwa die schwäbisch-fränkische Sprachgrenze, oder gleich der ganze alemannische Sprachraum untersucht, zu dem das Schwäbische als Teilgebiet gehört. Eine allgemeine Einführung in die schwäbische Mundart fehlt bislang.
Wenn ich mit dieser „Einführung“ versuche, diese Lücke zu schließen, dann ist dies auch darauf zurückzuführen, dass die Forschungslage heute über das ganze schwäbische Gebiet gleichermaßen gut ist. Zu verdanken ist dies dem Projekt „Sprachalltag in Nord-Baden-Württemberg“, das ich zusammen mit meinem Tübinger Kollegen Bernhard Tschofen geleitet habe und bei dem unsere Mitarbeiter Rebekka Bürkle, Nina Kim Leonhardt und Rudolf Bühler zusammen mit mir Spracherhebungen in über 150 Ortschaften des genannten Raumes durchführten. Da der Süden Baden-Württembergs bereits vor Jahrzehnten von der Universität Freiburg aus erforscht worden war, war nun endlich vergleichbares Sprachmaterial für ganz Baden-Württemberg und damit auch für das Schwäbische vorhanden. Freilich wird nicht nur in Baden-Württemberg schwäbisch gesprochen. Das Material für die bayerische Seite konnte ich dem in Augsburg unter Werner König entstandenen „Sprachatlas von Bayerisch-Schwaben“ entnehmen, dasjenige für den kleinen Tiroler Anteil am Schwäbischen dem von Eugen Gabriel herausgegebenen „Vorarlberger Sprachatlas mit Einschluss des Fürstentums Liechtenstein, Westtirols und des Allgäus“. Ohne die in diesen Projekten in gleicher Weise erhobenen Mundartbelege hätte dieses Buch nicht entstehen können. Daher gehört mein erster Dank allen Mitarbeitern der genannten Sprachatlanten und deren Informanten, die wir in der Dialektforschung „Gewährspersonen“ nennen. Letztere haben sich nicht nur viel Zeit genommen, um die umfangreichen Fragebücher zu beantworten, sondern sie haben uns als Sprachforscher auch immer wieder ermuntert, weiterzumachen und das Material auch zu veröffentlichen, und zwar nicht nur für Wissenschaftler, sondern auch für interessierte Laien. Mit meiner „Einführung ins Schwäbische“ komme ich gern diesem Wunsch nach.
Neben den bereits erwähnten Personen gilt mein Dank ebenso allen Institutionen, die dazu beigetragen haben, dass durch das Tübinger Projekt „Sprachalltag“ nach vielen Jahrzehnten endlich die Lücke in der sprachgeografischen Erhebung Baden-Württembergs geschlossen werden konnte. Hierzu gehören die verantwortlichen Personen des Kultusministeriums, des Wissenschaftsministeriums, der Universität Tübingen mit dem Ludwig-Uhland-Institut und des Fördervereins „Schwäbischer Dialekt“ mit ihrem Vorsitzenden Hubert Wicker. Um eine Einführung ins Schwäbische allerdings in die Tat umzusetzen, bedarf es eines Verlags. Hier habe ich besonders dem früheren Geschäftsführer des Konrad Theiss-Verlags, Volker Hühn, der den Anstoß zu diesem Buch gab, als auch dem damaligen Programmleiter Rüdiger Müller zu danken, dessen Erfahrung mir sowohl beim Inhalt als auch bei der Gestaltung des Buches eine enorme Hilfe war. In diesen Dank einschließen möchte ich Frau Dr. Elvira Weißmann von der Wissenschaftlichen Buchgesellschaft und Frau Susann Säuberlich, die das Buch zu Ende betreuten.
In den vergangenen Jahren habe ich immer wieder Vorträge zum Thema „Schwäbisch als Wissenschaft“ gehalten. Die Fragen, die mir bei dieser Gelegenheit vom Publikum gestellt wurden, sind in die nun vorliegende Einleitung ins Schwäbische eingegangen. Nach den Vorträgen wurde ich aber auch oft gefragt, wo man denn das alles nachlesen könne. Bislang konnte ich diese Frage nicht beantworten. Nun hoffe ich, dass ich den Wunsch nach einer allgemein verständlichen Einführung in die schwäbischen Mundarten erfüllen kann. Wenn aber noch immer etwas fehlen sollte, so bitte ich dies zu entschuldigen. Der Umfang des Buches war vorgegeben und durfte nicht überschritten werden. Für Anregungen, Korrekturen und Änderungswünsche bin ich aber jederzeit dankbar. Vielleicht bekommt das Buch sogar so viele Leser, dass man dann all diese Hinweise in einer weiteren Auflage einarbeiten kann.
Das Buch ist so geschrieben, dass man die Beschreibungen der einzelnen Sprachräume in Kapitel B getrennt voneinander lesen kann. Dies führt zwar zu Wiederholungen einzelner Aussagen, doch überwiegt für mich hier der Vorteil, dass die Leserinnen und Leser sich ganz auf die Gebiete, für die sie sich interessieren, konzentrieren können. Alle anderen Kapitel dieses Buches sind ebenfalls jeweils für sich geschlossen und können unabhängig voneinander gelesen werden.
Diese Einführung möchte ich dem von mir geschätzten Tübinger Sprachwissenschaftler Arno Ruoff widmen, der im Jahr 2010 verstorben ist. Er war jahrzehntelang der Fachmann für die schwäbischen Mundarten und hat in dieser Zeit die alemannische Dialektologie maßgeblich geprägt. Mit meiner Einführung möchte ich versuchen, die von ihm über Jahrzehnte intensiv durchgeführte Erforschung der schwäbischen Mundarten so gut es geht fortzuführen.
Ellwangen/Tübingen, im Januar 2014
Hubert Klausmann
Hinweise zum Lesen der Mundartwörter und zur Literaturangabe
Es ist nicht einfach, Wörter in Mundart wiederzugeben. In der Wissenschaft bedienen wir uns daher einer eigenen Schrift, die aber für den Laien nur schwer lesbar ist. In diesem Buch orientiere ich mich in der Regel an der normalen Rechtschreibung. Zu beachten ist für die Mundartwörter, die stets in Kursivschrift wiedergegeben werden, lediglich Folgendes:
1. Lange Vokale werden prinzipiell durch Doppelschreibung des Vokals wiedergegeben: Das Wort Waga „Wagen“ spricht man also mit einem kurzen a-Laut, das Wort Waaga mit einem langen a-Laut wie im Hochdeutschen. Nasaliert auszusprechende Vokale bekommen das entsprechende Sonderzeichen, so z.B. bei Hõõd „Hund“.
2. Der schwache Auslaut (Schwa-Laut) in Wörtern wie „Magen“ oder „reden“ wird durch ein einfaches -a wiedergegeben: Maaga „Magen“, reeda „reden“.
3. Der offene o-Laut – wie bei unseren hochdeutschen Wörtern „Sonne“ oder „Loch“ – wird durch einen Akzent über dem -o- wiedergegeben. Diese Lautmarkierung ist besonders bei Wörtern wie „schlafen“ oder „braten“ wichtig, die im Schwäbischen häufig als schlòòfa und bròòta ausgesprochen werden. Fehlt der Akzent, so ist das Wort mit einem geschlossenen o-Laut zu sprechen: koofa „kaufen“.
4. Für die schwäbische Aussprache ist besonders darauf hinzuweisen, dass die Schreibweise -ei- wirklich als e + i auszusprechen ist – und nicht als -ai-. Man sagt also im Schwäbischen Zeit, und nicht Zait „Zeit“, Heiser und nicht Haiser „Häuser“.
5. Im Zusammenhang mit den bairischen Mundarten – die Dialektbezeichnung wird mit -i- geschrieben! – wird darauf hingewiesen, dass dort der a-Laut oft wie ein offener o-Laut (quasi „verdumpft“) erscheint. In diesem Fall wird der Laut dann als -å- notiert, so zum Beispiel in Kåtz „Katze“.
6. Wenn es nur um den Wortschatz, nicht aber um die genaue Lautung geht, werden die Mundartwörter im Allgemeinen in einer typisierten Schreibweise wiedergegeben. Es muss dann der Hinweis genügen, dass man in einem bestimmten Gebiet zum Beispiel noch das Wort Aftermontag „Dienstag“ kennt. Hier auch noch auf die für jeden Ort gültige Aussprache einzugehen, würde Text und Karte unlesbar machen.
Da sich das vorliegende Buch an alle richtet, die sich für die schwäbische Mundart interessieren, habe ich in der Regel bewusst auf Literaturangaben und das wissenschaftliche Zitierverfahren im laufenden Text verzichtet. Im Literaturverzeichnis sind aber alle Arbeiten, auf denen meine Aussagen beruhen, angeführt. Ebenso findet man dort Aufsätze und Bücher für eine weitere, intensivere Beschäftigung mit dem Thema.