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11. Kapitel

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MEINE LEHRERIN POLYNESIA

Ihr könnt euch denken‚ daß dann nicht viele Tage vergingen‚ an denen ich meinen neuen Freund nicht besuchte. Tatsächlich war ich nun jeden Tag bei ihm‚ so daß mich meine Mutter eines Abends im Spaß fragte‚ ob ich nicht mein Bett mit hinübernehmen und ganz in des Doktors Haus wohnen wollte. Mit der Zeit erwies ich mich dem Doktor ganz nützlich. Ich fütterte seine Lieblingstiere‚ half ihm neue Häuser und Zäune für den Zoo machen‚ assistierte ihm bei den kranken Tieren und verrichtete Gelegenheitsarbeiten aller Art. Mir machte es ein ungeheures Vergnügen — es war‚ als lebte ich in einer neuen Welt; aber ich glaube‚ auch der Doktor hätte mich vermißt‚ wenn ich nicht so oft gekommen wäre.

Überall‚ wohin ich auch ging‚ begleitete mich Polynesia und lehrte mich die Vogelsprache und die Zeichensprache der Tiere. Zuerst dachte ich‚ ich würde das nie lernen können‚ so schwer erschien es mir; aber der alte Papagei war sehr geduldig mit mir‚ obgleich ich manchmal merkte‚ daß es ihm schwer fiel‚ nicht aufzubrausen.

Bald begann ich‚ das seltsame Gezirp der Vögel und die komischen Gebärden der Hunde zu verstehen. Nach dem Schlafengehen übte ich mich‚ indem ich die Mäuse hinter der Täfelung belauschte. Und ich beobachtete die Katzen auf den Dächern und die Tauben auf dem Marktplatz von Puddleby.

Die Zeit verging so schnell‚ wie sie immer vergeht‚ wenn das Leben schön ist. Die Tage wurden zu Wochen und die Wochen zu Monaten‚ und schon verloren die Rosen in des Doktors Garten ihre Blüten‚ und gelbe Blätter lagen auf dem grünen Rasen‚ denn der Sommer war fast vorüber.

Eines Tages unterhielt ich mich mit Polynesia in der Bibliothek. Das war ein schöner großer Raum mit einem herrlichen Kaminsims‚ und die Wände waren von der Decke bis zum Erdboden mit Bücherregalen bedeckt‚ die mit Geschichtsbüchern‚ Büchern über Gärtnerei‚ Medizin und Reisebeschreibungen vollgepfropft waren. Die Reisebeschreibungen liebte ich am meisten und besonders des Doktors großen Atlas mit seinen Karten von den verschiedenen Ländern der Welt.

„Polynesia‚ ich möchte dich einmal etwas Wichtiges fragen.“

„Was ist es denn‚ mein Junge?“ fragte sie und glättete die Federn ihres rechten Flügels. Polynesia sprach oft sehr gönnerhaft mit mir‚ aber ich nahm es ihr nicht übel; schließlich war sie beinahe zweihundert und ich erst zehn Jahre alt.

»Meine Mutter findet es nicht richtig‚ daß ich immer zu euch komme und bei euch esse. Ich wollte dich nun fragen‚ ob ich nicht ganz hier wohnen könnte‚ wenn ich noch viel mehr für den Doktor arbeite. Weißt du‚ anstatt mich wie einen Gärtner oder Arbeiter zu bezahlen‚ würdet ihr mir Wohnung und Kost für meine Arbeit geben. Was hältst du davon?“

„Du meinst‚ du willst ein richtiger Gehilfe des Doktors werden‚ nicht wahr?“

„Ja‚ ich glaube‚ so nennt man das“‚ antwortete ich.

„Nun“‚ — sie dachte einen Augenblick nach — „warum nicht? Aber willst du denn Naturforscher werden‚ wenn du erwachsen bist?“

„ Ja“‚ sagte ich‚ „das will ich‚ lieber als irgendwas andres in der Welt.“

„So‚ so“‚ sagte Polynesia‚ „dann wollen wir zum Doktor gehen und mit ihm darüber sprechen. Er ist in seinem Arbeitszimmer‚ öffne leise die Tür‚ vielleicht will er nicht gestört Werden.“

Ich öffnete leise die Tür und blickte hinein. Das Erste‚ was ich sah‚ war ein riesiger schwarzer Hühnerhund‚ der mit gespitzten Ohren in der Mitte des Kaminvorlegers saß und dem Doktor zuhörte‚ der ihm einen Brief vorlas.

„Was tut der Doktor?“ fragte ich flüsternd Polynesia.

„Ach‚ der Hund hat einen Brief von seiner Herrin bekommen und hat ihn zum Doktor gebracht‚ damit er ihm den vorlese. Das ist alles. Er gehört einem komischen kleinen Mädchen‚ das Minnie heißt und auf der andern Seite der Stadt wohnt. Zwei Zöpfe hängen ihr den Rücken herab. Sie und ihr Bruder sind den Sommer über an die See gefahren‚ und der alte Hühnerhund hat große Sehnsucht‚ darum schreiben sie ihm Briefe‚ und da der alte Hund sie nicht versteht‚ bringt er sie hierher‚ und der Doktor übersetzt sie ihm in die Hundesprache. Der Hund ist so aufgeregt‚ sie werden wohl geschrieben haben‚ daß sie zurückkommen. Sieh nur‚ wie er sich aufführt. Die Ergebenheit‚ die er für die Kinder hat‚ geht mir über den Verstand. Du solltest einmal Minnie sehen: sie ist die eingebildetste kleine Göre‚ die ich kenne — und außerdem schielt sie.“

Doktor Dolittles schwimmende Insel

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