Читать книгу Doktor Dolittles schwimmende Insel - Hugh Lofting - Страница 17
13. Kapitel
ОглавлениеEIN REISENDER TRIFFT EIN
Am nächsten Nachmittag saß ich nach dem Tee auf des Doktors Gartenmauer und unterhielt mich mit Dab-Dab. Ich hatte jetzt so viel von Polynesia gelernt, daß ich mich mit den meisten Vögeln und Tieren ohne Schwierigkeiten unterhalten konnte. Ich fand, Dab-Dab war ein netter mütterlicher Vogel, obgleich nicht halb so klug und interessant wie Polynesia. Sie war schon viele Jahre Haushälterin beim Doktor. Plötzlich hörte ich von der Stadt her ein seltsames Geräusch. Es hörte sich an, als riefen eine Menge Leute Hurra. Ich stellte mich auf die Mauer, um zu entdecken, was sich heranbewegte. Bald erschien um eine Biegung der Straße eine große Menge Schulkinder, die einer zerlumpten seltsamen Frau folgten.
„Was in aller Welt kann das nur sein?“ rief Dab-Dab. Alle Kinder lachten und schrien, und die Frau, der sie folgten, sah wirklich höchst seltsam aus. Sie hatte sehr lange Arme und besonders abfallende Schultern. Ein Strohhut mit Mohnblumen saß ihr schief auf dem Kopf, und ihr Rock war zu lang und fegte wie die Schleppe eines Ballkleides auf der Erde. Ihr Gesicht konnte ich nicht sehen, weil sie ihren Hut tief über die Augen gezogen hatte, — aber als sie näher kam und das Lachen der Kinder lauter wurde, bemerkte ich, daß ihre Hände und Arme braun und haarig waren wie bei einer Hexe.
Plötzlich erschreckte mich Dab-Dab, indem sie neben mir mit lauter Stimme schrie: „Das ist ja Tschi-Tschi! Endlich ist Tschi-Tschi zurückgekommen! Ich werde die kleinen Frechdächse lehren, zu lachen!“
Sie flog von der Mauer auf die Straße und grade auf die Kinder zu, quakte schrecklich und kniff sie in Füße und Beine. Die Kinder flohen, so schnell sie nur laufen konnten, zur Stadt zurück. Die seltsame Gestalt im Strohhut sah ihnen einen Augenblick nach und blickte dann müde zum Tor hinauf. Sie bemühte sich nicht, das Tor aufzuklinken, sondern kletterte über den Zaun, als bereitete er ihr kein Hindernis. Sie hielt sich dabei mit den Füßen an den Stäben fest, hatte also in Wirklichkeit vier Hände zum Klettern. Aber erst, als ich endlich einen Blick auf ihr Gesicht unter dem Hut werfen konnte, wußte ich sicher, daß es ein Affe war.
Tschi-Tschi — denn er war es — sah mich mißtrauisch und stirnrunzelnd an, als glaubte er, ich würde ihn wie die andern Kinder auslachen. Er riß den Strohhut in zwei Stücke und warf ihn auf die Straße, dann zog er sein Mieder und seinen Rock aus, sprang wütend auf ihnen herum und stieß sie vor sich her durch den Garten.
Plötzlich hörte ich ein Kreischen aus dem Hause, Polynesia kam herbeigeflogen, und der Doktor und Jip folgten ihr.
„Tschi-Tschi, Tschi-Tschi“, rief der Papagei, „endlich bist du da — ich habe dem Doktor immer gesagt: du wirst einen Weg finden! Wie hast du es nur fertiggebracht?“
Sie umringten ihn alle, schüttelten ihm seine vier Hände, lachten und fragten ihn Millionen Fragen auf einmal. Dann gingen sie alle ins Haus zurück.
„Lauf in mein Schlafzimmer, Stubbins“, rief der Doktor mir zu, „in der kleinen linken Schublade des Schreibtisches liegt eine Tüte mit Erdnüssen. Ich habe sie immer aufgehoben für den Fall, daß er eines Tages unerwartet zurückkommen würde, und — warte einen Augenblick: sieh nach, ob Dab-Dab ein paar Bananen in der Speisekammer hat. Tschi-Tschi sagt mir eben, er hätte zwei Monate keine Banane gesehen.“
Als ich zur Küche zurückkam, hörten alle dem Affen aufmerksam zu.