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Miami
Danish

»Kommen Sie, trinken Sie einen Kaffee mit mir«, sagte er. Seine direkte Art gefiel mir. Ivan verrenkte sich immer. Aber das war seine Masche. Er umtanzte die Frauen, einen Schritt vor, einen zurück, bis sie ausflippten. Nach einem ersten Kuss schickte er ihnen seine Gedichte auf CD. Eine kleine Schmeichelei, die nicht viel bewirkte. Dann, nach einem zweiten, flüchtigen Kuss, etwas hektischer, aber auch nicht überwältigend, schickte er die gleiche CD in lauter kleine Stücke geschnitten, dazu ein Kärtchen: »Mein Herz.« Wer konnte da noch widerstehen?

Der Däne nahm meine Hand und führte mich aus dem Sand zurück auf den Gehweg. Die Hand eines Fremden zu halten ist eine besonders raffinierte Art von intimer Kommunikation. Seine Hand war ein Hinweis auf alles, was er sonst noch war. Kräftige, bewegliche Finger. Ein weicher Handteller. Jung. Diese Hand hatte noch kein Baby gewickelt: jungfräulich war sie. Er wolle wissen, was genau ich in Florida täte, und es sei an der Zeit, dass ich es ihm sage. Ich analysierte seinen Händedruck und kam zu dem Schluss, dass er mich schon mit allem, was ich war, in den Armen hielt. In dieser Umarmung bugsierte er mich zu einem Café und ließ mich erst an einem schmuddeligen Tisch wieder frei. An der Wand hing eine Speisekarte in Spanisch, und auch die Kellnerin sprach vermutlich kein Englisch. Obwohl sie schon über fünfzig sein musste, war sie noch nicht völlig aus dem Leim, und es ärgerte mich, als der Däne ihr einen Aber-Hallo-Blick zuwarf, der sie dann auch tatsächlich an unseren Tisch lockte. Die nackten Glühbirnen, die von der Decke hingen, bestrahlten die Faltenlandschaft ihres Gesichts. Sie brachte Eiswasser – eine amerikanische Spezialität, herrlich!, wie sehr habe ich das in Europa vermisst! –, und wir bestellten jeder einen Kaffee.

»Bitte beeilen Sie sich«, fügte ich hinzu. Aber sie schien nicht zu verstehen, was ich meinte.

»Wie heißen Sie?«, fragte sie den Dänen. Sie war mir zuvorgekommen.

»Rommel«, antwortete er.

Ich drehte mich demonstrativ zu ihr hin.

»Und ich heiße Clarissa!«

Dann erst zuckte ich zusammen. Er sah es und fügte hinzu: »Rommel bin Yusuf Abu-Nasri.«

»Wollen Sie Danish pastry, Rommel?«, fragte die Kellnerin.

»Zwei Stücke, bitte«, sagte ich.

Mein Begleiter streckte die Hand über den Tisch und berührte meinen Handrücken mit dem Zeigefinger. »Du bist überrascht.«

»Du hast einen arabischen Namen. Abgesehen von dem Rommel.«

»Stimmt.« Er zog die Hand zurück und setzte sich wieder aufrecht hin.

Clarissas empfindsame Reise

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