Читать книгу Clarissas empfindsame Reise - Irene Dische - Страница 14
ОглавлениеKommunikation
Es war Mitte April. Seit Stunden hatte ich nicht nach meinen E-Mails gesehen. Wir kurvten in der Stadt herum, bis mein Computer endlich ein brauchbares Wifi-Signal aufschnappte. Ronny war so liebenswürdig, anzuhalten, damit ich meine Post in Ruhe lesen konnte. Hans hatte geschrieben, er vermisse mich. Obama hatte mir auch geschrieben und bat um Geld wie ein Armenhäusler. Sofort zeigte ich es Ronny, um Lila eins auszuwischen. Er erklärte mir, alle Politiker bettelten um Geld, das sei immer der wichtigste Punkt auf ihrer Agenda, und wenn mir das nicht gefalle, solle ich mir mal die Konkurrenz ansehen. Er wurde sogar ein bisschen ungehalten, nahm sich die Befehlsgewalt über meinen Computer und lotste mich auf die Website von Hillary Clinton. Ihre Homepage versprach eine bessere Zukunft. Wer darüber mehr erfahren wollte, klickte auf einen Button, und es öffnete sich das Spendenfenster. Der voreingestellte Betrag war 200 Dollar. Ein Versprechen, etwas für mich tun zu wollen, und gleichzeitig um Geld zu bitten, kam mir seltsam vor.
Nach meinen Erfahrungen hat jemand, der um Geld bittet, meistens selber welches. Leute, die keines haben, bitten nicht darum, sondern nehmen es sich. Also ist eine solche Bitte fast schon das Eingeständnis, schwerreich zu sein. »Die und ihr Mann haben in den letzten acht Jahren 120 Millionen Dollar verdient«, sagte Ronny erbittert.
»Wie schön für sie«, sagte ich voller Mitgefühl. »Sei nicht neidisch. Du verdienst bestimmt auch nicht schlecht.«
Er stöhnte und klappte den Computer zu.
»Wenigstens kehrt dein Akzent langsam dahin zurück, wo er herkommt«, sagte er.