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1.1 Das Bruttoinlandsprodukt

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Mit Hilfe des Bruttoinlandsprodukts (BIP) wird die Produktion von Waren und Dienstleistungen im Inland nach Abzug aller Vorleistungen innerhalb einer Periode gemessen (Mankiw 2016). Mit dem BIP wird die gesamte Wirtschaftsleistung innerhalb der nationalen Grenzen berücksichtigt. Das Bruttonationalprodukt (BNP) bezieht demgegenüber die wirtschaftliche Leistung aller Staatsbürger der betreffenden Nation ein, unabhängig vom aktuellen Wirkungsort.

Das BIP lässt sich auf verschiedene Arten, nämlich durch die Entstehungs-, Verwendungs- und Verteilungsrechnung, ermitteln. Die Daten werden in Deutschland vierteljährlich vom Statistischen Bundesamt veröffentlicht. Bereits Mitte Januar eines |8|Jahres liegen die vorläufigen Daten für das gesamte Vorjahr vor. Damit ist das Statistische Bundesamt eines der ‚schnellsten‘ Statistikämter weltweit. Hinzu kommt, dass die Qualität der Daten hoch ist. Es gibt im Nachhinein häufig nur marginale Anpassungen.

Bei der Entstehungsrechnung wird der Wert der Güter und Dienstleistungen addiert, die in den verschiedenen Sektoren produziert werden. Dabei hat in Deutschland die Wertschöpfung des primären, land- und forstwirtschaftlichen Sektors etwa einen Anteil von 1 Prozent am gesamten BIP. Das produzierende Gewerbe macht etwa 26 Prozent aus, das Baugewerbe 4 Prozent, Handel, Verkehr und Gastgewerbe haben einen Anteil von rund 47 Prozent und die sonstigen Dienstleistungen ca. 22 Prozent.

Zum gleichen Gesamtergebnis muss die Verwendungsrechnung kommen. In der Verwendungsrechnung werden der Konsum CH der privaten Haushalte (~60 Prozent des BIP), der Staatskonsum CG (~20 Prozent), die Investitionen I (~14 Prozent) sowie der Export abzüglich des Importes (~6 Prozent) addiert.

BIP = CH + CG + I + (Ex – Im)

In der Verteilungsrechnung wird geschaut, wem welche Einkünfte zugeflossen sind. Neben den Arbeitnehmerentgelten (ANE) sind dies die Unternehmens- und Vermögenseinkünfte (UVE). ANE und UVE entsprechen zusammen dem sogenannten Volkseinkommen. Addieren wir zum Volkseinkommen die Subventionen, d.h. die Transfers des Staates an den Unternehmenssektor, und ziehen die auf die Güter erhobenen Steuern ab, dann erhalten wir das Nettonationaleinkommen zu Marktpreisen. Um das Bruttonationaleinkommen zu berechnen, sind die Abschreibungen, d.h. der Werteverzehr der Anlagegüter der Volkswirtschaft, in Abzug zu bringen. Zu diesem Bruttonationaleinkommen addieren wir die Einkommen der Inländer, die im Ausland gearbeitet haben, und wir ziehen die Einkommen ab, die Ausländer im Inland erwirtschaftet haben. Wir erhalten das Bruttoinlandseinkommen, das BIP. Es geht bei der Verteilungsrechnung demnach um die Verteilung der Einkünfte auf die verschiedenen Produktionsfaktoren.

Wie wird das Bruttoinlandsprodukt in der Praxis berechnet? Die schnellste Variante ist die Berechnung über die Verwendungsrechnung, da bei den Finanzämtern laufend Daten zu den Einnahmen aus der Mehrwertsteuer (19 Prozent bzw. 7 Prozent anteilig vom Verkaufspreis von Gütern- und Dienstleistungen) eingehen. Die Finanzämter geben die Daten weiter an die statistischen Landesämter und diese an das Statistische Bundesamt. Dieses berechnet die entsprechenden Größen, aus denen sich das BIP zusammensetzt. Auf der europäischen Ebene übernimmt Eurostat, die Europäische Statistikbehörde, die Aufgabe der Sammlung der Daten von den Mitgliedsstaaten und der Bereitstellung der Zahlen für die Mitgliedstaaten der Europäischen Union. Die Vereinten Nationen, die Weltbank, der Internationale Währungsfonds und andere supranationale Organisationen stellen Daten für alle Länder bereit, soweit sie verfügbar sind.

Um tatsächlich zeigen zu können, ob die Güter- und Dienstleistungsproduktion in einer Volkswirtschaft sich verändert hat, ist es notwendig, das mit den Marktpreisen bewertete BIP, das nominale BIP, um Preisveränderungen zu bereinigen. Würden die Preisveränderungen nicht herausgerechnet werden, könnte es mindestens zwei Ursachen für Veränderungen oder auch das Gleichbleiben des BIP geben: entweder die |9|Produktionsmenge, der Output der Volkswirtschaft, hat sich verändert oder die Preise oder Menge und Preise. Bereinigen wir das nominale BIP um die Preisveränderungen in der betrachteten Periode, erhalten wir das reale BIP, das in der Regel in den Medien gemeint ist, wenn über das BIP gesprochen wird.

Makroökonomik und Wirtschaftspolitik

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