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Was ist Makroökonomik und was Wirtschaftspolitik?

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Die Makroökonomik wird als die Wissenschaft bezeichnet, mit der gesamtwirtschaftliche Vorgänge betrachtet werden. Es geht um den Haushalts- und den Unternehmenssektor sowie den Staat und die Beziehungen zum Ausland. Dabei ist von Bedeutung, dass nicht das Handeln des Einzelnen (des Bürgers als Konsument, Unternehmer, Arbeitnehmer, als Teil der Gesellschaft) angeschaut wird, sondern dass alle Konsumenten im Sektor ‚Haushalte‘ zusammenfasst werden und das Handeln dieses Aggregats angesehen wird. Alle Unternehmer stellen den Unternehmenssektor dar.

Abbildung 1:

Sektoren in einer geschlossenen Volkswirtschaft (Quelle: Eigene Darstellung).

Wir analysieren in der Makroökonomik beispielsweise den Arbeitsmarkt, die Verteilung der Einkommen in der Gesellschaft, den gesamtwirtschaftlichen Konsum, das gesamtwirtschaftliche Güterangebot der Unternehmen, den Kapitalmarkt, die Investitionstätigkeit der Unternehmen und des Staates, das Angebot an öffentlichen Gütern, die Einnahmenseite des Staates oder die Export- und Importtätigkeit der Unternehmen. Die Theoretiker bedienen sich zur Analyse der makroökonomischen |2|Modellbildung. Die sogenannten Gleichgewichtsansätze weisen gleichwohl häufig eine mikroökonomische Fundierung auf. So werden in den Arbeitsmarktmodellen ein durchschnittlicher Lohnsatz sowie das gesamtwirtschaftliche Angebot an Arbeit und die entsprechende Nachfrage seitens der Unternehmen zugrunde gelegt.

Aus dem Zusammenspiel der verschiedenen Sektoren können sich inhaltlich unterschiedliche Untersuchungsbereiche ergeben. Ein Bereich betrifft die sogenannte Allokation, d.h. die Lenkung der Produktionsfaktoren Arbeit, Kapital, Boden und auch Umwelt sowie Wissen in deren optimale Verwendungen. Üblicherweise planen sowohl die Konsumenten als auch die Unternehmen und der Staat ihre Aktivitäten hinsichtlich der Ausgaben und auch der erwarteten Einnahmen. Bei der Umsetzung wird in der Regel entweder das Minimalprinzip (geringstmöglicher Aufwand) oder das Maximalprinzip (höchstmöglicher Zielerreichungsgrad) berücksichtigt. Wenn eine Prozessplanung nicht möglich ist, kommt es zu suboptimalen Ergebnissen auf den verschiedenen Märkten und für die verschiedenen Sektoren.

Ein weiterer Bereich ist die Verteilung der Einkommen, die in einer Volkswirtschaft erwirtschaftet werden. In Abhängigkeit der Qualifikation und der Berufserfahrungen erwirtschaften die privaten Haushalte unterschiedlich hohe Einkommen. Eine Umverteilung zwischen relativ gering Verdienenden und denjenigen, die relativ hohe Einkommen erwirtschaften, erfolgt in Deutschland unter anderem über den Einkommensteuertarif und Transfers an private Haushalte. Nun ist erkennbar, dass sowohl die Altersarmut als auch die Jugendarmut Themen sind, die aktuell und in der Zukunft eine zunehmende Bedeutung erfahren. Es stellt sich den Makroökonomen und den Wirtschaftspolitikern u.a. die Frage, wie dieses Verteilungsproblem zu lösen ist.

Ein weiterer Bereich, in dem Schwierigkeiten aus dem Zusammenwirken der Sektoren resultieren können, ist die Verteilung der Macht. Kann ein Unternehmen die gesamte Nachfrage nach einem bestimmten Produkt auf sich vereinen, so hat es Preissetzungsmacht. Damit sind die Konsumenten gegenüber einer Situation, in der der Markt wettbewerblich organisiert ist, benachteiligt. Der Preis ist zu hoch. Die Lösung besteht darin, eine Ordnung für das wirtschaftliche Handeln und Entscheiden |3|gesetzlich festzulegen, die das Entstehen von Marktmacht verhindert. Ein Beispiel ist das deutsche Gesetz gegen Wettbewerbsbeschränkungen.

In der Makroökonomie geht es zusammenfassend darum, gesamtwirtschaftliche Entwicklungen zu beschreiben (Empirie), gesamtwirtschaftliche Beziehungen zu erklären (Theorie) sowie Vorschläge zur Problemlösung zu geben (Politik). Aber was hat das mit betriebswirtschaftlichen Überlegungen und Entscheidungen zu tun? Warum ist die Kenntnis der makroökonomischen Entwicklungen für einen Unternehmer von Bedeutung? Der Zusammenhang ergibt sich über die Beschaffungs- und die Absatzmärkte. Auf diesen Märkten spielt der Preis für die Ware oder die Dienstleistung eine große Rolle in Hinblick auf die Erlöse der Unternehmen sowie auf deren Verluste. Makroökonomische Schlüsselgrößen, die die Erlöse und Kosten beeinflussen, sind u.a. die Konjunkturerwartungen in In- und Ausland, die Absatzerwartungen und die Einkommensentwicklung. Politikbereiche, die diese Größen ihrerseits beeinflussen, sind die Tariflohnpolitik, die Geldpolitik der Zentralbank, die Finanzpolitik des Staates, die Wettbewerbspolitik etc. Da die wechselseitigen Abhängigkeiten groß sind, ist es für künftige Unternehmer wie auch Beamte unabdingbar, die makroökonomischen Prozesse und die wirtschaftspolitischen Maßnahmen zu verstehen.

Makroökonomik und Wirtschaftspolitik

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