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1.4 Fazit

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Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) steht im Zentrum der Bemessung des wirtschaftlichen Wachstums einer Volkswirtschaft. Die Größe ist angreifbar, weil eine Reihe von Faktoren nicht in die Berechnung einbezogen werden und das BIP z.B. bei Berücksichtigung des Freizeitnutzens höher bzw. bei Berücksichtigung von Umweltschäden geringer ausfallen müsste. Gleichwohl dient das BIP in gewissem Maße dazu, verschiedene Volkwirtschaften und deren Entwicklungen vergleichen zu können.

Versucht man, neben dem Messen des wirtschaftlichen Wachstums dessen Entwicklung zu prognostizieren, stößt man erneut an Grenzen. Es können Daten aus der Vergangenheit analysiert werden, um daraus für die Zukunft Aussagen zu treffen. Die ableitbaren stilisierten Fakten zeigen Entwicklungsmuster auf. Auch Wachstumstheorien sollen helfen, den Prozess des Wachstums, den Verlauf, zu erklären. In der Regel abstrahieren die Modelle sehr stark von der Wirklichkeit, damit einfache Aussagen getroffen werden können. So werden üblicherweise die Produktionsfaktoren Kapital und Arbeit in die Analyse einbezogen und aus deren Zusammenspiel Ergebnisse hergeleitet. Die Neoklassiker gehen dabei von abnehmenden Grenzproduktivitäten der Produktionsfaktoren aus und arbeiten in der langen Frist, während die keynesianischen Modelle eher kurzfristig orientiert sind und über Nachfrageveränderungen z.B. im Wege zusätzlicher Investitionen argumentieren. Allen Modellen gemein ist, dass sie Schwierigkeiten haben, das wirtschaftliche Wachstum zu prognostizieren. |24|Eine Mischung aus Theorie und Praxis scheint daher angemessen und verhilft über empirische Daten dazu, passende Wachstumspolitiken zu entwickeln.

Grundsätzlich gibt es zwei Ansatzpunkte der Wachstumspolitik: die Ausdehnung des Angebots an Gütern, d.h. Verbesserung der Produktionsbedingungen (geht auf die sog. neoklassische Wirtschaftstheorie zurück) sowie die Ausdehnung der Nachfrage nach Gütern, d.h. direkte oder indirekte Einflussnahme auf die Güternachfrage (geht auf den Keynesianismus zurück). Eine nachfrageseitige Wirtschaftspolitik könnte darin bestehen, die gesamtwirtschaftliche Nachfrage durch Steuersenkungen anzuregen bzw. die Investitionsausgaben z.B. durch Zinssenkung zu erhöhen. Diese Politiken setzen an der Verwendungsseite des BIP an, d.h. an der Formel

BIP = CH + CG + I + (Ex – Im)

Auch die Staatsnachfrage kann z.B. durch Haushaltsbeschlüsse zum Anstieg der Bildungsausgaben bzw. über die Steigerung der Nettoexporte (z.B. durch Wechselkurspolitik) erhöht werden. Ziel ist die Abschwächung (kurzfristiger) konjunktureller Schwankungen und eher nicht das (langfristige) Wachstum.

Eine angebotsseitige Wirtschaftspolitik zielt darauf ab, die Möglichkeiten und Anreize für die Unternehmen, ein hohes Güterangebot zu produzieren, zu fördern. Politikbereiche können die Verbesserung des Humankapitalstocks, insbesondere Förderung von Bildung und Ausbildung, die Förderung des technischen Fortschritts, insbesondere Förderung von Forschung und Entwicklung, die erleichterte Realkapitalbildung, etwa öffentliche Bereitstellung einer Infrastruktur sowie Stärkung des Wettbewerbs und Deregulierung sein (vgl. Kapitel 10).

Das Wirtschaftswachstum und die Wachstumspolitiken sind mehr denn je sehr wichtige Forschungs- und Politikfelder. Mit der Wirtschaftskrise, die 2007 in den USA durch das Platzen der Immobilienblase losgetreten wurde, und den folgenden Staatsschuldenkrisen der USA und einer Vielzahl europäischer Staaten hat sich herausgestellt, dass die Theorien und die Schlussfolgerungen für die Politik zu überdenken sind. Offenkundig bedarf der ‚freie‘ Markt vor dem Hintergrund der Globalisierung und der internationalen Verflechtung der Güter- und Kapitalmärkte eines flexiblen ordnungsrechtlichen Rahmens. Ein Beispiel für den flexiblen Umgang mit makroökonomischen Krisen ist die konzertierte Aktion der Franzosen, Spanier, Italiener und Deutschen im Herbst 2009: Es wurden Konjunkturpakete geschnürt, um einen scharfen Einbruch der wirtschaftlichen Aktivitäten zu vermeiden. Dies und weitere Aspekte werden im folgenden Kapitel zur Konjunktur besprochen.

Makroökonomik und Wirtschaftspolitik

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