Читать книгу Makroökonomik und Wirtschaftspolitik - Iris Böschen - Страница 9
Оглавление|7|Kapitel 1: Wenn die Wirtschaft wächst …
Seit dem 18. Jahrhundert findet eine Phase des wirtschaftlichen Wachstums von bis dahin unbekanntem Ausmaß statt. Wirtschaftswachstum ist also nicht selbstverständlich.
Von den frühesten Zeiten, über die wir Aufzeichnungen haben – also zurück, sagen wir, bis zweitausend Jahre vor Christus –, bis zum Beginn des 18. Jahrhunderts gab es keine großen Veränderungen im Lebensstandard des durchschnittlichen, in der zivilisierten Welt lebenden Menschen. Natürlich gab es ein Auf und Ab. Heimsuchungen durch Seuchen, Hungersnöte und Krieg. Goldene Zwischenzeiten. Aber keine fortschreitenden Veränderungen. Einige Zeiten waren vielleicht 50 Prozent – allerhöchstens 100 Prozent – besser als andere in den viertausend Jahren, die (sagen wir) um 1700 n. Chr. endeten. […] Zu irgendeiner Zeit vor dem Beginn der Geschichte – […] vor der letzten Eiszeit – muss es eine Zeit des Fortschritts und der Erfindungen gegeben haben, die mit der, in der wir heute leben, vergleichbar ist. Aber während des größten Teils der aufgezeichneten Geschichte gab es nichts Derartiges. (Keynes [1930] 2007)
John Maynard Keynes (1883–1946), der Begründer der nachfrageorientierten Wirtschaftspolitik, beschreibt wirtschaftliches Wachstum als Steigerung des Lebensstandards. Mit anderen Worten: Er könnte mit steigendem Lebensstandard größere Konsummöglichkeiten für die Menschen gemeint haben, mehr Freizeit, weniger Arbeitszeit, Gesundheitsvorsorge für alle Menschen oder ein hohes Maß an innerer und äußerer Sicherheit.
Wir werden das Wirtschaftswachstum in zwei Dimensionen untersuchen. Zum einen unterscheiden wir die Determinanten des Wachstums in einerseits theoretische Modelle und andererseits empirische Ansätze. Zum anderen analysieren wir, ob sich das Wachstum stetig oder in Wellen vollzieht. Aber zunächst steht die Frage im Vordergrund, wie wir Wirtschaftswachstum in Deutschland verstehen.