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GRANATSPLITTER, DIE MAN NICHT HÖRTE

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Meine Aufmerksamkeit wurde allerdings sofort zu etwas anderem gezogen. Zwei schwarze Bälle aus Rauch waren plötzlich vor einer anderen Maschine vor mir aufgetaucht, und mit derselben unangenehmen Abruptheit tupften ähnliche Bälle den Himmel über uns, unter uns und an allen Seiten. Wir wurden mit Granatsplittern beschossen. Es war interessant, den Blitzen und den explodierenden Granaten zuzusehen, und dem dazugehörenden Rauch – schwarz, weiß oder gelb, je nachdem, welche Granate verwendet wurde. Das Brüllen der Motoren schluckte den Lärm der Explosionen. Komischerweise nahm ich das gefühlmäßig völlig distanziert wahr.

Wir wendeten nach Norden, nachdem wir die Frontlinien überflogen hatten, Mulhouse schien direkt unter uns zu liegen und ich nahm mit einer kühnen Begeisterung wahr, dass wir in deutsches Gebiet eindrangen. Der Rhein wirkte ebenfalls entzückend zugänglich. Als wir nach Norden weiterflogen, konnte ich die Zwillingsseen bei Gérardmer ausmachen, die in ihrer Bernsteinkulisse glänzten. An der Stelle, an der die Grabenlinien durch den Hartmannsweilerkopf liefen, waren kleine braune Rauchsäulen zu sehen, während Granaten in den Schützengräben explodierten. Ich konnte gerade noch die alte Stadt Thann zwischen ihren vielen Nachbardörfern ausmachen, so klein, wie sie im Mund des Tals wirkte. Ich war noch nie höher als 7.000 Fuß geflogen und war es nicht gewohnt, das Land von dieser großen Höhe zu erkennen. Es war bitterkalt und selbst in meinem pelzgefütterten Anzug zitterte ich. Ich merkte auch, dass ich lange, tiefe Atemzüge in der dünnen Atmosphäre machte. Als ich aus einem bestimmten Winkel herunterblickte, sah ich etwas, das zuerst wie ein rundes, schimmerndes Wasserbecken wirkte. Es war schlicht die Wirkung des Sonnenlichts auf dem erstarrten Nebel. Wir hatten ein Auge für deutsche Maschinen offengehalten, seit wir unsere Linien verlassen hatten, aber es war keine zu sehen. Es war nicht überraschend, weil wir einfach zu viele waren.

Allerdings dauerte es gerade einmal vier Tage, bis Rockwell das erste Flugzeug für die Escadrille in seinem ersten Luftkampf abschoss. Er flog alleine, als er über Thann ein deutsches Spähflugzeug ausmachte. Er tauchte und der Deutsche drehte sich zu seinen eigenen Linien und eröffnete das Feuer über eine lange Distanz. Rockwell blieb direkt hinter ihm. Dann, als er sich bis auf 30 Fuß genähert hatte, drückte er auf den Auslöser seiner Maschinenkanone und sah den Kanonier nach hinten fallen und den Piloten in seinem Sitz zur Seite wegsinken. Das Flugzeug fiel kopfüber hinunter und stürzte direkt hinter den deutschen Gräben auf die Erde. Rockwell machte eine Runde nahe über den Boden und sah die Trümmer lichterloh brennen. Er hatte ihn mit gerade einmal vier Schüssen heruntergeholt und nur eine deutsche Kugel hatte seine Nieuport getroffen. Ein Beobachtungsposten hatte die Nachrichten schon vor Rockwells Rückkehr per Telefon durchgegeben und Rockwell bekam einen großartigen Empfang. Ganz Luxeuil lächelte ihn an – besonders die Mädchen. Allerdings konnte er nicht bleiben und seine Beliebtheit genießen. Die Escadrille wurde in den Sektor von Verdun verlegt.

Einerseits waren wir natürlich bedrückt, dass wir Luxeuil verlassen mussten, aber andererseits bedauerten wir es nicht, die Chance zu erhalten, an den Luftkämpfen der größten Schlacht der Welt teilnehmen zu dürfen. In der Nacht vor unserem Aufbruch zerstörten deutsche Flugzeuge vier unserer Traktoren und töteten sechs Männer mit Bomben, aber selbst das erzeugte nur wenig Aufregung, verglichen mit der Tatsache, dass wir nach Verdun gingen. Wir würden es den Boches über Verdun heimzahlen, dachten wir – es ist unmöglich, Flugzeuge in der Nacht zu verfolgen, daher kamen die Angreifer ungeschoren davon.

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