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Kapitel 8

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„Su passaporte, por favor!“ Auch an diesem brütend heißen Donnerstag strahlte die Dame von Iberico Air professionelle Freundlichkeit aus. Bernd Sandmann stutzte. Er merkte, wie er rot anlief. „Un momento“, stammelte er verlegen, „en mi coche.“ Dann griff er sein Handgepäck und verließ eilig das Flughafengebäude. Draußen setzte er sich erst mal auf eine Bank, gut getarnt hinter einer großen Sonnenbrille. „Mann, Mann, Mann, Sandmann, mach jetzt bloß keine Fehler, so kurz vor Schluss! Reiß dich gefälligst zusammen.“ Sandmann merkte, wie seine Hände flatterten. Die Sonne schien heiß von einem wolkenlosen Himmel, aber der Schweiß, der sich reichlich unter seinem arg zerknautschten Sakko ausbreitete, war kalt und klebrig. Siedend heiß war ihm aufgegangen, dass er mit dem Kauf eines Tickets eine breite, verfolgbare Spur auf der Datenautobahn hinterließ und dass auch bei einem Inlandsflug sein Name sicher automatisch überprüft wurde. Sandmann war übel und es flimmerte vor seinen Augen. Er atmete tief durch und zwang sich zur Ruhe. Eine schneidige Motorrad-Doppelstreife der Guardia Civil kam in Langsamfahrt vorbei. Die Jungs lenkten ihre schweren BMWs lässig mit einer Hand und ließen ihre sonnenbebrillten Blicke cool über die Menschen schweifen. Sofort jagten Puls und Blutdruck bei Bernd Sandmann wieder in den roten Bereich. Doch die Gardisten fuhren vorbei. Erleichtert atmete er aus. Das Café auf der anderen Straßenseite sah einladend aus. Sandmann ging hinüber, orderte einen großen Milchkaffee, zwei Stück süßen Kuchen und ein großes Glas Wasser. Nachdem er Flüssigkeitshaushalt und Kalorienspeicher wieder aufgefüllt hatte, ging es ihm deutlich besser. Er nahm das nächste Taxi und fuhr zurück zu seinem Appartement. Dort duschte er ausgiebig und besah sich dann sorgfältig im Spiegel. Schlecht sah er aus. Dunkle Ringe um die Augen, das ganze Gesicht irgendwie schmal und faltig. Tatsächlich schien er auch insgesamt abgenommen zu haben. Der Permanentstress der letzten Zeit hatte deutliche Spuren hinterlassen. Rasiert hatte er sich schon mindestens zwei Wochen nicht mehr, und er musste dringend mal wieder zum Friseur. Schneiden und Tönen, wie ihm ein Blick auf seinen deutlich ergrauten Haaransatz bestätigte. Er entdeckte eine halb volle Flasche Carlos Primero und nahm erst mal einen Schluck. Dann machte er sich an die Sichtung seiner Habseligkeiten, die sich im Laufe des letzten Jahres hier angesammelt hatten. Nach einer ausgiebigen Analyse setzte er sich wieder auf seinen Balkon und dachte eine weitere Runde nach, nicht ohne sich aus besagter Flasche großzügig nachzuschenken.

Den Nachmittag verbrachte Bernd Sandmann an seinem Laptop. Er schrieb etliche E-Mails und fragte immer wieder die Kontostände verschiedener Offshore-Accounts ab. Die Ergebnisse schienen ihm nicht zu gefallen. Rastlos rannte er hin und her und steigerte sich ein weiteres Mal in verzweifelte Panik, gegen die auch der gute Brandy machtlos war. Gegen Abend fiel ihm siedend heiß etwas ein. Er fischte sein Smartphone aus der Hosentasche und schrieb eine kurze SMS, wobei er intensiv von einem Zettel ablas, den er im Portemonnaie verwahrte.

Nur ein Schubs

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