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Kapitel 5

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Gegen zwei Uhr kamen Hermann und Dierk-Helge endlich auf die Dienststelle zurück. Hermann holte einen Rollwagen vom Hausmeister und verschwand mit seinem umfangreichen Spurenmaterial direkt zu den Kriminaltechnikern beim Erkennungsdienst. Dass Tatortdienst am Montag voll die Arschkarte ist, wusste Dierk-Helge nicht erst seit gestern. Da stehen immer die ganzen Einbrüche vom Wochenende an. Eigentlich ist das mehr als genug Arbeit für einen Tag. Aber voller böser Vorahnung schaute er auf dem Weg zum Büro noch schnell bei Elke vorbei. Die gute Seele und Büromanagerin des Kommissariats sah ihn über zwei hohe Aktenstapel hinweg mitleidig an. Und richtig: Der Papierstoß, der in seinem Fach schmorte, bog den dünnen Sperrholzboden schon deutlich nach unten und schien auch jetzt noch bei bloßem Betrachten aufzugehen wie ein Hefeteig. Chef Reiffeisen hatte mal wieder gnadenlos zugeschlagen und ihm sein Fach so richtig schön vollgeknallt.

'Die jungen Dachse sollen mal ordentlich an die Schüppe, dann kommen sie nicht auf dumme Gedanken' war sein ureigenstes Motto. Dem war scheißegal, ob man sich den ganzen Vormittag draußen die Hacken abgelaufen hatte. Frustriert schnappte er sich eine gelbe Postbox aus der Ecke und warf den Stoß nach kurzer Sichtung hinein. Na ja, immerhin ein komplett geklauter Transporter. Der Rest Fahrraddiebstähle, Internetbetrüge und eine nette Serie von demolierten Autos. Zerkratzte Türen, abgeknickte Antennen und Scheibenwischer. Lauter tote Hosen. Viel Arbeit, null Ermittlungsansatz. Was hatte er nur verbrochen? Dierk-Helge schielte auf Hermanns Fach, das war deutlich flacher bestückt. Warum kriegte der nicht die ganze Kleinscheiße? Der bewegte seinen Arsch doch sowieso nicht freiwillig nach draußen, so wie die meisten.

Irgendwie tickten hier alle nach derselben Uhr. Papier wegschaufeln, Statistik bedienen. Alles andere war Wurst. Wenn er hier doch bloß was zu sagen hätte, dann würde der Laden anders laufen. Dierk-Helge sehnte sich zu den Spezialermittlern für Leichen, Brand und Rauschgift. Die hatten noch Zeit für richtige Recherchen, die hatten keinen Rollbalken an ihrer Fallübersicht. Aber die Aussicht auf eine Stelle im K1 oder K2 war düster für Newcomer wie ihn. Da musste man sich schon profilieren. Aber wie bitte konnte man aus dem bürokratischen Tsunami eines Massenkommissariats positiv hervorstechen? Dierk-Helge seufzte frustriert, dann trollte er sich den endlosen Flur entlang zu seinem Büro.

„Viel Spaß damit“, rief Elke ihm sorgenvoll hinterher, aber Dierk-Helge war gedanklich schon längst wieder woanders. Vorausgesetzt, Unternehmer Sandmann hatte tatsächlich einen Versicherungsbetrug hingelegt: Welchen Sinn konnte das haben? Das Baugewerbe hatte ziemliche Flaute, es litt immer noch unter der Finanzkrise. Drohte Sandmann vielleicht die Insolvenz? Brauchte er dringend Geld, um die Zahlungsunfähigkeit abzuwenden?

Sandmann hatte von zwei Ein-Familien-Häusern gesprochen, dazu kam das Seniorenheim in Herzebrock.

Das war zwar alles nicht gerade bombig, aber der Laden schien zu laufen und angeblich steckten bereits weitere Aufträge in der Pipeline. Fa. Sandmann schien auf gesunden Füßen zu stehen. Und trotzdem: drei teure Fahrzeuge auf einen Schlag. Das war schon ein ordentlicher Hammer für sich. Circa 250.000 Euro Zeitwert. Aber da war noch was. Irgendwie hatte es mit Sandmann zu tun. Warum war ihm der Mann so suspekt? Dierk-Helge schloss die Augen und ließ die Begegnung noch mal im Gedächtnis ablaufen.

Sandmann: Etwa eins fünfundachtzig groß, sportlich mit Bauchansatz, dazu porentiefe Bräune mit einem ordentlichen Schuss Sonnenbank. Das dunkel getönte und blondgesträhnte, noch recht volle Haar sorgfältig nach hinten gegelt, teurer Anzug, schwere Goldkette und eine wuchtige Schweizer Uhr, die verdächtig nach Breitling aussah. Der jetzt leider geklaute AMG-Mercedes rundete das Bild ab. Dazu die megateuren Hobbys: Segeln und Hochseeangeln in der Karibik. Alles, aber auch wirklich alles an Sandmann stank nach Geld. Nach viel Geld. Okay, ein mittelständischer Bauunternehmer lebt deutlich über der Armutsgrenze, aber die Symbolik, mit der Sandmann sich umgab, war für ihn zwei Regale zu hoch gegriffen.

Das war es. Dierk-Helge grinste. Sandmann lebte klar über seine Verhältnisse. Der war kein Handwerker und würde auch nie einer werden. Sandmann war ein Zocker. Hatte er sich womöglich verzockt? Und was hatte es mit diesen „Villas Selva y Mar“ auf sich? Das würde er als nächstes herauskriegen. Der Ermittlungsterrier in ihm streckte witternd die Nase in den Wind und ließ aus tiefstem Inneren ein böses Knurren heraus, während die Flanken angespannt zitterten. Voller Tatendrang schmiss Dierk-Helge sich in seinen Bürosessel. Von dem Stoß neuer Anzeigen nahm er die oberen beiden und legte sie in ein gut gefülltes Körbchen auf seinem Schreibtisch. Da würde er sich morgen früh als Erstes drum kümmern. Den Rest knallte er kurzerhand in die zweite Schublade seines Schreibtisches. Das heißt, er wollte knallen, aber die Schublade war zu seinem Schrecken randvoll. Auch die dritte Lade enthielt schon einen beträchtlichen Stoß. Höchste Zeit für einen verschärften Bürotag. Sichten, sortieren, kopieren, lochen, klammern. Dann den ganzen Rotz weg zur Staatsanwaltschaft, eine Durchschrift ablegen und zum Schluss, als wichtigster Schritt der detektivischen Bemühungen, die Kriminalstatistik bedienen. Und hoffen, dass Reiffeisen nicht allzu viel von dem Schrott wieder zurückgab, weil er mal wieder in jeder Suppe irgendein Haar finden würde. Dierk-Helge stieß einen tiefen Seufzer aus. Bei nächster Gelegenheit, versprach er sich hoch und heilig. Aber nicht jetzt. Nach fünf Minuten konzentrierter Denkarbeit griff er zum Hörer.

Als Hermann vom Erkennungsdienst zurückkam, fand er seinen Kollegen vor, der mit hochrotem Kopf irgendwem am Telefon klarmachte, warum gerade die Firma Sandmann dringend intensiver Fürsorge bedurfte. „Sicher? Was ist heute schon sicher?“ fragte er seinen Gesprächspartner. „Das ganze stinkt halt nach Betrug. Und dafür muss es ein Motiv geben. Schau doch einfach mal nach, das kostet ja nichts. Ja? Du meldest dich? Perfekt!“

„Wer war denn das?“ Hermann sah seinen Partner besorgt an.

„Oberfinanzdirektion Münster“, sagte der lakonisch und hackte irgendetwas mit Hochgeschwindigkeit in seinen PC. Hermann zuckte mit den Schultern und holte sich erst mal einen Kaffee aus dem Automaten im Keller. Genau 38 Minuten später klingelte das Telefon. Die Art, in der Dierk-Helge den Telefonhörer schnappte, erinnerte Hermann lebhaft an die Boa Constrictor in seinem Terrarium zuhause, wenn sie ihre wöchentliche Zuchtratte schlug.

Dierk-Helge lauschte angespannt, dann weiteten sich seine Augen. „Okay, ich klär das hier im Hause und melde mich umgehend bei dir, um alles Weitere zu besprechen. Tschüss bis dann … und danke!“

Dierk-Helge legte den Hörer auf und atmete tief aus. Dann machte er eine Becker-Faust und stieß ein herzhaftes „YESSS“ aus.

„Du ahnst nicht, was die Jungs von der Steuerfahndung mir gerade gesteckt haben!“

Hermann seufzte leise. „Nein“, sagte er dann, und milde Resignation schwang in seiner Stimme. „Aber ich befürchte, dass du es mir alles sofort haarklein erzählst!“

„Die Steuerfahnder haben Sandmann auf der Liste. Du weißt doch: der Luxemburger Bankenskandal. Sandmann hat dort auch Schwarzgeld gebunkert. Der Kerl will sich nach Übersee absetzen und liquidiert hier gerade seine Vermögenswerte. Wenn das keine Fluchtgefahr ist, dann weiß ich's nicht. Ich muss sofort zum Chef!“ Und raus war er.

Hermann lehnte sich zurück und atmete tief durch. Es war dringend Zeit für sein tägliches Ritual. Erst mal holte er sich einen frischen Kaffee. Dann zog er eine Schublade auf, der er eine grüne Flasche entnahm. Er goss einen anständigen Schluck davon in seinen Kaffeebecher, von dem er zuvor die erforderliche Menge Kaffee abgetrunken hatte. Er nippte genießerisch und wartete ab.

Eine Stunde später war Dierk-Helge wieder da. Körperhaltung und Mimik ähnelten der eines getretenen Dackels.

„Na, wie war's?“, fragte Hermann beiläufig, ohne von seiner Zeitung hochzuschauen.

„Die sind doch alle nicht ganz dicht“, stieß Dierk-Helge zornbebend aus. „Nix hören, nix sehen, nix sagen, das ist hier die Strategie!“ Er setzte sich hin und schmollte wie ein Dreijähriger. Hermann war einerseits froh, wenn sein junger Springinsfeld mal einen Dämpfer abkriegte. Aber jetzt war er doch etwas besorgt.

„Nun erzähl schon“, sagte er väterlich. „Kein Haftbefehl? Kein Durchsuchungsbeschluss?“

„Nicht die Bohne“, murmelte Dierk-Helge deprimiert. „Reiffeisen hat sofort die Wirtschaftskriminalisten dazu gerufen. Die WiKri-Leute haben gleich so komisch geguckt. Dann haben sie bei der Steuerfahndung nachgehakt, die hatten den Fall inzwischen intern durchgesprochen. Sandmann ist ein kleiner Fisch. Er hat da Einlagen im niedrigen sechsstelligen Bereich. Reicht niemals für eine Freiheitstrafe. Na ja, und beim Thema Fluchtgefahr haben sie mir erst mal ‘ne Trainerstunde verpasst.“

„Wieso“, hakte Hermann ein, „das ist doch ganz einfach. Du setzt die wirtschaftlichen und sozialen Bindungen des Beschuldigten im Inland gegen die Höhe der zu erwartenden Strafe. Gegebenenfalls musst du noch etwaige Bindungen im Ausland erwägen. So haben wir es gelernt.“

„Genau das hat Reiffeisen auch gesagt. Sandmann hat ein funktionierendes Unternehmen, das ihm einen gehobenen Lebensstandard beschert. Er besitzt die Firmenimmobilie, dazu die elterliche Villa im Stadtpark und sicher auch noch ein sattes Barvermögen. Was die Schwarzgeldaffäre anbetrifft, die kann er mit einer Selbstanzeige aus der Welt schaffen. Er kriegt ‘ne saftige Nachzahlung aufgebrummt, behält aber den größeren Batzen, und alles ist gut. Für die Selbstanzeige wird den Delinquenten übrigens noch einige Zeit eingeräumt. Das ist ja Sinn der Sache. Man soll sich freiwillig melden, um möglichst viele Strafverfahren zu vermeiden. Und selbst wenn Sandmann sich nicht meldet und ein Strafverfahren bekommt: Bei der anliegenden Summe steht allenfalls eine Geldstrafe im Raum.“

„Und dafür gibt natürlich keiner seine Existenz, seinen Lebenskreis und seine verbleibenden Vermögenswerte auf, um irgendwo im Ausland ein Leben im Untergrund zu führen“, spann Hermann den Gedanken weiter.

„Die meisten Leute machen sich ein völlig falsches Bild von einer Flucht ins Ausland, meinte Reiffeisen. Sobald Sandmann sich irgendwo niederlässt, muss er sich zwangsläufig behördlich anmelden. Er muss Einreisebestimmungen und Visapflichten beachten. Spätestens dann fällt auf, dass er international gesucht wird. Okay, etliche Länder liefern bei Vermögensdelikten nicht aus. Aber genau diese Länder sind alles andere als demokratische Rechtsstaaten. Egal wo Sandmann auftaucht mit seinem Geld, garantiert wartet dort schon ein Haufen korrupter Beamter und Ganoven darauf, ihn wie eine Weihnachtsgans auszunehmen. Falls er plant, illegal im Untergrund zu leben, wird es richtig teuer, da braucht er Helfer vor Ort. Finanziell machst du dabei immer Minus. Und wer will schon mit der ständigen Angst leben, geschnappt und ausgeliefert zu werden? Eine Flucht ins Ausland macht Sinn, wenn du hier eine längere Haft und den Verlust deiner sämtlichen Vermögenswerte befürchten musst. Und das ist bei Sandmann eindeutig nicht der Fall.“

„Und was passiert jetzt weiter?“ Unfreiwillig begann Hermann nun doch, sich irgendwie für den Fall zu interessieren.

„Alles läuft wie geplant. Keine Fluchtgefahr, kein sofortiges Einschreiten. Es wird allerdings geprüft, ob man vorzeitig an Sandmann herantritt und ein Steuerstrafverfahren eröffnet.“

„Dann war es also nichts mit deinem Verdacht von wegen Sandmann verflüssigt sein Vermögen, um sich ins Ausland abzusetzen?“

„Jedenfalls nicht, was Reiffeisens Meinung anbetrifft.“

„Und was sagt er sonst noch so, der Herr Reiffeisen?“

„Er sagt, mein Engagement fände er ganz toll. Er will auch nicht ausschließen, dass Sandmann irgend ‘ne Leiche im Keller liegen hat, von der keiner was weiß, und dass er deshalb heimlich seine Flucht ins Ausland vorbereitet. Nur leider spräche bei ihm genau so viel oder so wenig dafür wie bei jedem von uns. Daher riet er mir, meinen Arbeitseifer erst mal darauf zu verschwenden, überhaupt einen vernünftigen Anfangsverdacht für den Versicherungsbetrug zu begründen. Und dann fand er es nicht gut, dass ich direkt bei der Steuerfahndung die Pferde scheu gemacht habe, ohne das Fachkommissariat zu beteiligen. Außerdem wäre ich mit meinen Fällen ziemlich im Rückstand, ein paar davon würden schon Schimmel ansetzen.“

„Aua, das hört sich ziemlich nach Rüffel an“, meinte Hermann mitfühlend.

„Das war kein Rüffel“, grummelte Dierk-Helge schmerzlich. „Das war ein lupenreiner Einlauf, war das.“

Er bosselte noch etwas auf seiner Tastatur herum, dann sprang er plötzlich auf.

„Du, ich mach heute früher Feierabend!“ Er schnappte sich seine alte Aktentasche, ein Erbstück von seinem Großvater und rauschte zur Tür.

Hermann sah ihm verwundert nach. „Früher Feierabend machen“ war bei Dierk-Helge bis jetzt nicht mal zu Ankes Geburtstag vorgekommen. Anke war seine Frau, die er heiß und innig liebte und sein Fels in der Brandung eines Ozeans voller lethargischer Ignoranten. „Mach mal 'n paar Tage Urlaub“, rief er ihm besorgt hinterher.

Als Anke Reuter gegen halb fünf wie gewohnt von der Arbeit kam, genügte ihr ein flüchtiger Blick, um zu checken, dass bei Dierk-Helge im Dienst mal wieder irgendwas angebrannt war. Alarm war ja eigentlich schon angesagt, wenn er vor fünf Uhr zu Hause war. Dann war ihm schon irgendeine Laus über die Leber gelaufen. Wenn er aber nachmittags schon ein Bier trank, bedeutete das Katastrophe. Dierk-Helge machte gerade die zweite Flasche auf und stierte vor sich hin. Dafür gab es nur eine Medizin. Kommentarlos schlich Anke ins Bad und ließ Wasser in die große Wanne ein. Sie schüttete eine ordentliche Portion von dem exquisiten Badesalz hinein, das sie neulich aus Italien mitgebracht hatten. Sie zündete ein paar Kerzen an, zog ihre Sachen aus und sprang kurz unter die Dusche. Dann ging sie so wie sie war in die Küche zu Dierk-Helge, der völlig entgeistert von seiner Flasche aufsah.

„Komm schon“, sagte sie zu ihm. „Dein Bier kannst du mitnehmen.“

Eine gute Stunde später saßen sie im Bademantel am Tisch und aßen Spaghetti Tricolore, jenes Gericht, das in knapp 15 Minuten zubereitet ist und für das manch ein Gourmet alles stehen lässt, sofern die richtigen Zutaten richtig verwendet wurden. Und das war hier der Fall. Dierk-Helge ging es prima, sein seelisches Gleichgewicht war wiederhergestellt. Er wirkte förmlich entspannt, wofür es gute Gründe gab. Trotzdem blieb er bei der Sache, in die er sich einmal festgebissen hatte.

„Irgendwas ist da oberfaul bei Sandmann. Ich spür das im Urin. Wenn man doch nur dieses Spaniengeschäft irgendwie durchleuchten könnte. Aber für ein Ermittlungsersuchen übers BKA fehlt mir einfach die Befugnis. Und die WiKri-Leute spielen leider nicht mit.“

Voller Stolz betrachtete Anke ihren Helden. Er war halt ihr kleiner Junge, den sie liebevoll umsorgen musste, aber Terrier durch und durch, wenn es um seine Arbeit ging. Zu süß.

„Warum schaust du dir die Sache nicht einfach selbst an?“

„Wie? Du meinst, ich soll da einfach privat hinfahren? Vergiss es. Wenn Reiffeisen das mitkriegt, dreht er mich durch den Wolf. Nee, Anke, so was gibt’s nur im Film.“

Anke schaute ihren Schatz mit großen braunen Augen an.

„Also, ich weiß nicht, wie es dir geht. Aber ich habe plötzlich irgendwie tierischen Bock auf einen Kurzurlaub in Spanien.“ Sie klappte ihren IPad auf, der wie immer griffbereit auf dem Tisch lag. Sie tippte etwas ein, scrollte mit dem Finger und las. „Da: Eine Woche Málaga für Kurzentschlossene: Appartement mit Flug 240 Euro pro Nase. Ab Paderborn!“

Dierk-Helge tapste im Zimmer herum. Er war hin- und hergerissen von der Idee, hatte aber förmlich Panik vor einem weiteren Zusammenstoß mit seinem Chef Reiffeisen, dessen Argumentation er äußerst widerwillig als schlüssig anerkennen musste. Er wusste zudem, er war ohnehin schon verschrien als hyperaktiver Oberverdachtschöpfer mit zu wenig Bodenhaftung. Ein weiterer Zwischenfall würde ihm das Genick brechen. Nein, ein Einlauf pro Woche reichte selbst einem Dierk-Helge.

„Nee wirklich, Schatz“, grummelte er deshalb entschuldigend, „aber das ist mir echt zu brenzlig. Tut mir leid.“ Betreten sah er, wie Anke eifrig etwas in den iPad hackte. Dann tippte sie mit Schwung auf „Enter“.

„Was meintest du gerade?“, fragte sie und schaute verwirrt hoch.

„Wir können nicht privat in Spanien ermitteln.“, erklärte Dierk-Helge nun schon bestimmter. „Ich breche tausend Vorschriften und komme in Teufels Küche.“

„Quatsch, kein Mensch kann uns verbieten, in Spanien Urlaub zu machen und nebenbei auch noch ein Investitionsobjekt zu besichtigen, das sogar die als extrem konservativ verschriene Landsparkasse Bockhorst als solide Geldanlage bewirbt.“

Anke wedelte mit dem Exposé und ihre Rehaugen blickten ihn völlig unschuldig an. Dierk-Helge wusste, er konnte dem Blick nicht lange standhalten, daher wandte er sich ab. „Ausgeschlossen“, presste er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. „Am besten wir vergessen das.“

„Zu spät“, meinte Anke wie nebenbei. „Ich hab gerade gebucht.“

Nur ein Schubs

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