Читать книгу Nur ein Schubs - Jan Bobe - Страница 16
Kapitel 12
ОглавлениеAuch Henry hatte noch was vor an diesem Samstagabend.
Immer deutlicher merkte er die Anspannung, die in ihm hochkroch, obwohl er sich bestimmt schon zehnmal eingeredet hatte, dass es dafür überhaupt keinen Grund gab. Aber immer, wenn er sich dem alten Zweifamilienhaus an der Schillstraße näherte, machte sich irgendwie Beklemmung in ihm breit. Zu heftig waren die Erinnerungen, zu tief die Wunden, die er mit diesem Ort verband. All das war jetzt sechs Jahre her, aber es schien nie aufhören zu wollen.
„Alles Quatsch, Henry. Kein Grund, die Ohren hängen zu lassen!“ Entschlossen umfasste er das große Paket. Kopf hoch, Schultern breit. Nina würde sich freuen, über das Geschenk und über ihn. Das stand fest und alles andere war egal. Henry öffnete das Gartentor, ging die alten Waschbetonplatten entlang ums Haus herum und direkt nach hinten zur Terrasse. Gedämpfte Rockmusik kam ihm entgegen.
„Aha, wie schön, der Herr Lütkehennerich. Auch mal wieder im Lande?“ trompetete es unerwartet von rechts. Dort vor dem Fahrradschuppen saßen zwei alte Damen auf Gartenstühlen in der Abendsonne und tranken Prosecco. Beide musterten ihn mit Blicken, die seine Bekleidung locker durchschlugen und gefühlte zwei Zentimeter unter die Oberhaut drangen. Laserscanner Dreck dagegen. Beide Omas voll durchgestylt: eine Dauerwelle pechschwarz gefärbt, die andere weiß mit leichtem Lila-Stich. Schwarzes Kostüm hier und beiger Hosenanzug dort, taufrisch aus der neuesten H&M-Kollektion. Perlen- und Goldschmuck reichlich, und auch die Duftwolke, die Henry nun entgegen waberte, lag preislich weit jenseits von 4711.
Oma Ilse und ihre Zwillingsschwester Tante Martha, im Familienkreis auch die „Golden Girls“ genannt, machten ihrem Namen mal wieder alle Ehre.
„Na ja, wenigstens nicht im Blaumann“, beendete Ilse schließlich gnädig die Generalinspektion seiner inneren und äußeren Erscheinung. „Obwohl, zu Ehren deiner Tochter hättest du dir ja auch ausnahmsweise mal was Schickes anziehen können. Ein richtiges Oberhemd und ‘ne halbwegs gesellschaftsfähige Hose. Vielleicht mal ein Jackett. Von einer Krawatte oder anständigen Schuhen will ich gar nicht erst anfangen.“ Ihr abwertender Blick klebte auf seinen ziemlich neuen Hikern, die er selbst ausgesprochen smart fand.
„Tja, Oma Ilse, ein Smoking wäre mir auch lieber gewesen, aber solchen Luxus kann ich mir nach der Trennung von deiner Tochter einfach nicht mehr leisten, tut mir leid.“
„Ach Quatsch, schick muss nicht teuer sein, guck uns an. Geh doch einfach mal anständig shoppen mit Gabi. Die weiß schon, was gut ist für dich. Und sag gefälligst nicht Oma zu mir, ich bin schließlich keine Achtzig.“
Henry hob abwehrend die Hand, verkniff sich ein Stöhnen und ließ die alten Ladies sitzen. Er war noch nicht ganz angekommen und hatte schon wieder die Schnauze voll. Die ständigen Sticheleien, die vorwurfsvollen Blicke und vor allem diese unausgesprochene Kritik, die permanent knisternd in der Luft lag.
Ilse war nicht begeistert von Henry, von Anfang an nicht. Wo ihre Tochter damals doch immer so nette, adrette junge Männer in ihrem Bekanntenkreis hatte. Raphael zum Beispiel, das wäre ein Schwiegersohn gewesen. Kultiviert, aus gutem Hause. Immer elegant und immer höflich. Drittes Semester Jura dazu, das war doch was. Fast ein Jahr ging er ein und aus, und dann geschah das Unglaubliche, das sie nicht zu hoffen gewagt hatte. Raphael stand vor ihr, vor Ilse. Mit einem Strauß roter Rosen und hielt um die Hand ihrer Tochter an.
Ilse schniefte. Noch heute kamen ihr die Tränen, wenn sie an diesen Moment dachte. Ihr seliger Wilhelm, Beamter in leitender Position, machte sofort Nägel mit Köpfen. Das Obergeschoss wurde ausgebaut, schließlich brauchten die jungen Leute ja eine Bleibe. Also Dach herunter, Drempel aufgemauert, und dann musste ein neuer Dachstuhl her. Mit großen Gauben und Fensterflächen für das junge Glück. Leider hatte ihr Wilhelm keinerlei praktische Qualitäten und war dazu noch vom Pech verfolgt, was die angeheuerten Handwerker anbetraf. Zuerst stellte sich heraus, dass die komplette Fuhre Bauholz für das Dach Blauschimmel hatte. Und dann stürzte zu allem Überfluss der Zimmermeister ab und verletzte sich schwer. Gottlob auf einer anderen Baustelle, aber der Altgeselle war nicht gerade eine Leuchte und schien seine Hilflosigkeit mit erhöhtem Bierkonsum zu kompensieren. Als er hörte, dass sein Chef länger ausfiel, meldete er sich prompt krank. Nichts passte, der Bau stagnierte, schlechtes Wetter drohte und die Dachdecker, die pünktlich erschienen waren, zogen wieder ab, da sie Folgetermine hatten.
Den jungen Zimmergesellen, der einfach plötzlich da war, als gar nichts mehr ging, schien der Himmel geschickt zu haben. Das war natürlich Quatsch, in Wirklichkeit war er gerade am Ende seiner Wanderschaft nach Gütersloh zurückgekehrt und prompt von seinem alten Lehrmeister zur Schillstraße geschickt worden, denn es hatte sich in der Innung herumgesprochen, dass hier Not am Mann war. Er war dunkelbraun gebrannt und hager. Seine abgewetzte Zimmermannskluft war geflickt und sein Charlottenburger hing in Fetzen. Der Kerl hatte lange, blonde Haare, durchgelaufene Sohlen, trug einen dicken goldenen Ohrring und roch ziemlich streng. Aber er lachte von einem Ohr zum anderen und seine Augen blitzten, als er seine Arbeitskraft anbot. Ilse rümpfte pikiert die Nase über diesen Streuner, doch sie hatte keine Wahl. Günter schritt ohne Umschweife zur Tat. In kurzer Zeit hatte er sich einen Überblick verschafft und bat Ilse und Wilhelm zum Gespräch.
Das Dach erfuhr ein paar kleine Änderungen, die die Konstruktion aber entscheidend vereinfachten und die Möglichkeiten des geplanten Obergeschosses um ein paar Quadratmeter Raum für eine Loggia erweiterten. Dann hängte Günter sich ans Telefon. Kurz nach Mittag kam ein alter Lkw mit verschiedenen Materialien vorgefahren. Er brachte auch zwei Zimmergesellen mit, Sergio und Seppi, mit denen Günter in Südtirol zusammengetroffen war und gemeinsam den Weg nach Norddeutschland bestritten hatte. Sie sprachen kaum Deutsch und sahen genauso abgerissen aus wie er, denn auch sie trugen die unverkennbaren Zeichen einer langen Wanderschaft, wie Ilse schockiert feststellte. Zu dritt zog man kurzerhand mit Schlafsack und Hängematte auf der Baustelle ein.
Pünktlich nach Mittag hörte man bereits eifriges Sägen und Klopfen, der Dachstuhl nahm in beruhigender Geschwindigkeit Gestalt an.
Mutter Ilse musste ihre Tochter in den nächsten Tagen mehrfach zum Schlachter und zum Bäcker schicken, um den Appetit der neuen Arbeiter halbwegs in den Griff zu kriegen, die sich Unmengen von belegten Brötchen, Gebäck, Kaffee und vor allem Bier in unfassbarer Geschwindigkeit einverleibten.
Aber nicht nur die Arbeitsgeschwindigkeit, auch die ganze Stimmung veränderte sich. Die drei Jungs waren grundweg bombig gelaunt. Es ertönten italienische, spanische und deutsche Arbeitsgesänge, es wurde gefrotzelt, gejohlt und unentwegt Blödsinn gemacht. Fast schien es, als würden die drei hier auf dem Dach ihr ganz persönliches Hobby ausleben und nicht etwa einer anstrengenden und schwierigen beruflichen Tätigkeit nachgehen. Die gute Laune steckte an. Gabi entdeckte plötzlich ihr Faible für das Handwerk und packte immer häufiger mit an, wobei die Jungs nicht mit fachlichem Rat sparten und das Mädchen ohne Umschweife in ihren Kreis aufnahmen. Die Abende gestalteten sich romantisch, bei offenem Feuer in einer alten Zinkbütt, Bratwurst, Bier und Geschichten von der Wanderschaft.
Doch trotz allem, trotz Baufortschritt, guter Stimmung und gutem Wetter, das sich unverhofft wieder eingestellt hatte, Ilse missbilligte den neuen Umgang ihrer Tochter mit diesen Vagabunden, die sich in ihrem spartanischen Lagerleben sauwohl zu fühlen schienen und denen ein Plumpsklo, ein Gartenschlauch und ein Stück Kernseife mehr an Sanitäreinrichtung zu bieten schien, als sie wirklich benötigten. Besorgt stellte Ilse eines Tages fest, dass ihre Gabi abgeschnittene Manchesterhosen trug, Bier aus der Flasche trank, eine Kettensäge bedienen und den Zimmermannshammer so werfen konnte, dass sie einen Bierdeckel aus fünf Metern Entfernung sicher traf.
Der schöne Raphael machte sich dagegen immer rarer. Körperliche Arbeit war nicht sein Ding und er verletzte sich dauernd. Mehrfach war er dagegen abends schick gekleidet aufgelaufen, um Gabi abzuholen und auszuführen, aber die war meistens zu kaputt von der Arbeit am Bau und wollte nur noch auf ein paar Bier mit den Jungs am Feuer sitzen. Am Tag, als das Dach gedeckt werden sollte und jede Hand gebraucht wurde, fehlte Raphael schließlich ganz, was bei Gabi einen Wutausbruch auslöste. Danach kam ihr Verlobter dann überhaupt nicht mehr. Die Bauarbeiten schritten trotzdem unvermindert voran. Sergio und Seppi zogen weiter, nur Günter blieb einfach da, zu Ilses grenzenlosem Kummer. Er hatte noch keine neue Anstellung und übernahm fürs erste den weiteren Ausbau, tatkräftig unterstützt von Gabi. Andere Gewerke wie Trockenbau, Elektrik und Installation schienen ihn vor keine allzu großen Probleme zu stellen. Ab und zu tauchten abends andere Handwerker auf, mit denen er sich besprach, die gelegentlich selbst einige spezielle Arbeitsschritte erledigten und direkt von Wilhelm bar entlohnt wurden. Als die Wohnung im Obergeschoss nach wenigen Wochen fertig war, zog Günter einfach gleich mit ein.
Kurz keimte Hoffnung auf, als er im nächsten Jahr die Zimmerei schmiss und wie etliche andere junge Handwerker eine Ausbildung als Polizeibeamter begann. Na ja, wenigstens ein Beruf mit Schlips. Und dann könnte er ja zur Kripo gehen. Oh ja, Kriminalpolizei, das passte schon eher in Ilses Wertvorstellungen. Aber genau das tat Günter nicht. Jetzt war er vierundfünfzig, immer noch im Schichtdienst und immer noch auf Streife. Ein Umstand, den weder seine Frau noch seine Schwiegermutter ihm verzeihen konnten.
Ilses vorwurfsvoller Blick saß Günter schweißbrennermäßig im Nacken, als er links um die Hausecke bog und die Terrasse betrat.
Etwa zwanzig junge Leute standen oder saßen dort in lockerer Runde. Einer hantierte an einem Grill, von dem es verführerisch duftete. Henry kannte niemanden aus der Runde, was ihn etwas traurig machte. Aber alle grüßten freundlich und jemand reichte ihm unaufgefordert ein Bier.
Das war doch schon mal ein Anfang. Dann hinter ihm ein Schrei: „Pappaaaa!“
Nina war in der Tür erschienen, knallte das Tablett, das sie trug, auf einen der Stehtische und flog ihm an den Hals.
„Ich wusste, dass du kommst!“ Henry sah in das strahlende Gesicht seiner Tochter und spürte ihre feste Umarmung. Über ihre Schulter hinweg erblickte er Gabi in der offenen Terrassentür. Erleichterung und …. ja, auch irgendetwas wie Freude erkannte er in ihrem Gesicht. Alles war gut.
„Hier, für dich“, sagte er, nachdem er sich mühsam aus der Umarmung befreit und das Paket aufgehoben hatte, das dabei zu Boden gefallen war.
„Ich wusste zuerst nicht, was ich dir schenken sollte. Mama meinte nur, was zum Anziehen oder etwas Unterhaltungselektronik wäre angesagt. Ich hab mir dann mal selber was ausgedacht.“
„Papa, was zum Anziehen? Von dir? Da bin ich aber gespannt!“
Erwartungsvoll riss Nina das Geschenkpapier auf. Etwas Grauschwarzes und etwas Rotkariertes kam zum Vorschein. Sofort waren einige junge Damen aufgesprungen und rissen Nina die Kleidungsstücke aus der Hand. „Zeig mal her! Och, ‘ne Arbeiterhose. Und ein Flanellhemd. Hm ...“ Betretenes Schweigen machte sich breit. Henry fing einen resignierten Blick von Gabi auf, die sich kopfschüttelnd abwandte. Na bravo, da hatte er ja mal wieder voll ins Schwarze getroffen.
„Boah, cool! Das sind ja originale Zunft-Klamotten!“ Einer der Jungs war auch dazu gekommen. Er erkannte sofort die Marke und hielt die Breitcord-Hose bewundernd hoch. „Die gleiche Hose trägt mein Vater, absolut genial!“
Das änderte die Sache urplötzlich. Auch die anderen Jungs kamen heran und schauten interessiert.
„Los Nina, zieh mal an!“ „Nee, Maik. Echt? Jetzt?“
„Ja klar, komm: anziehen!“
„Anziehen, anziehen, anziehen!“ skandierte nun auch der Rest der Gesellschaft. Ohne jegliches Federlesen stieg Nina aus ihrem Kleid und streifte die Sachen über. „Ey, das Hemd muss in die Hose“, assistierte der junge Mann von eben. Nach kurzem Gezuppel war alles an seinem Platz. Die Sachen saßen wie angegossen und standen Nina prächtig. „Wie bequem“, urteilte sie bewundernd. „Hmm, und das Hemd ist voll flauschig. Könnte glatt als Nachthemd taugen.“
„Siehst echt stark aus“, meinte Maik ernst. „Hier, die Kette ist für den Zimmermannshammer, und da kommen Zollstock und Bleistift rein.“ „Cool, ‘ne Handytasche ist inzwischen auch schon dranne“, bemerkte ein anderer Junge. „Hier ist ja noch ein Gürtel im Geschenkpapier“, meldete eines der Mädchen. Nina friemelte ihn sofort durch die Schlaufen und untersuchte stirnrunzelnd das seltsame Holster rechts an der Seite. „Kannst ja deinen Studienplatz schmeißen und als Zimmermann anfangen“, flachste Maik.
„Nee, hab ich eigentlich nicht vor“, entgegnete Nina. „Aber irgendwas hat Papa sich schon dabei gedacht, wie ich ihn kenne. Hee, wer fummelt da von hinten an mir rum?“ Nina drehte sich um und spürte etwas Schweres an ihrer Hüfte. Der schwarzgrüne Akkuschrauber sah hammermäßig aus und schien wie geschaffen für eine Frauenhand, als sie ihn leicht und locker wie einen Smith & Wesson aus dem hellbraunen Lederholster zog. Sie drückte den Auslöser, hörte ein kräftiges, turbinenähnliches Summen und sah ein starkes LED-Licht, das nach vorn leuchtete. „Cooles Teil, volle 18 Volt“, meinte Maik mit Kennerblick. Er nahm das Gerät, bestückte es mit dem passenden Bit und setzte es auf eine dicke Schraube in der Terrassenbedachung. Mühelos fraß sich der Schraubenkopf in das zundertrockene Holz. „Zieht durch wie Mist, hätte ich nicht gedacht bei dem kleinen Ding“, meinte er bewundernd. Der Akkuschrauber machte jetzt die Runde. Die Jungs spielten plötzlich Cowboy, veranstalteten Schnellzieh-Übungen und schossen sich gegenseitig mit dem LED-Strahl ab. Die Mädchen interessierten sich inzwischen brennend für die Arbeitssachen, einige probierten das Flanellhemd an. Irgendwas musste doch dran sein an diesen Klamotten, wenn die Jungs so darauf abfuhren. Alle hatten einen Mordsspaß.
Nina ging zu Henry und drückte ihn feste. Fragend sah sie ihn an.
„Na ja,“ meinte der verlegen. „Du ziehst ja demnächst in dein eigenes Heim. Bestimmt so ‘ne klapprige Studentenbude im Altbau unterm Dach. Da gibt es doch immer jede Menge zu reparieren, und ich bin nicht dauernd da, um dir zu helfen. Gescheite Arbeitsklamotten und 'n guter Akkuschrauber sind die halbe Miete. Ist noch ein Wechselakku, ein Bohrersatz, die gängigsten Bits und ‘ne Kiste Spax-Schrauben dabei, damit kriegst du zur Not schon ‘nen ganzen Dachstuhl zusammengeschossen. Was du jetzt noch brauchst, ist ein Hammer, eine Wasserpumpenzange, Elektroschraubenzieher, ein Engländer und ‘ne Universalsäge. Damit kannst du im Haushalt fast alles reparieren. Und für größere Sachen rufst du mich eben an, alles andere hab ich im Wohnmobil.“
Nina bekam feuchte Augen bei so viel Fürsorge und verpasste ihrem Papa einen dicken Kuss. Aber dann wurde sie von der Geburtstagsgesellschaft weggezogen. „Los, Gruppenfoto mit Dame!“
Die Mädels stellten sich in der ersten Reihe auf, dahinter die Jungs. Nina, gestützt von kräftigen Männerarmen, schwebte in voller Montur liegend über der Gruppe, den Akkuschrauber am ausgestreckten Arm in die Höhe haltend. Anweisungen wurden gebrüllt, Blitzlichter flammten auf.
Mit einem Seitenblick bemerkte Henry seine geliebte Schwiegermama, die just in diesem Moment mit leerem Sektglas um die Ecke kam. Sie erfasste die Szene, und ihr Gesicht fror mit schreckgeweiteten Augen ein, der überschminkte Mund ein großes O. Dann drehte sie sich abrupt um und flüchtete in die Dunkelheit, kurz darauf fiel die Haustür mit lautem Rumms ins Schloss. Klassischer Fall von Déjà-Vu. Henry grinste wölfisch. Jemand legte den Arm um seine Hüfte. Gabi lehnte ihren Kopf an seine Schulter. So standen sie eine Weile schweigend da. „Komm, lass uns was trinken“, meinte sie schließlich. „Oder musst du noch fahren? Du könntest über Nacht bleiben. Platz wäre da und wir frühstücken morgen zusammen.“
„Lieber nicht“, lehnte Henry das Angebot ab. Alles war gerade so schön, da wollte er lieber keinen erneuten Annäherungsversuch riskieren, der genau so schief gehen würde wie schon einige zuvor. Er sah die Enttäuschung in Gabis Augen. „Aber Frühstück wäre toll, mein Bomber steht gleich um die Ecke.“
Gabi nickte tapfer, dann stießen sie an.