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Kapitel 10

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Mineralwasser gehörte zu den weniger gefragten Getränken in der Landgaststätte „Zur Kornblume“. Richie grinste zufrieden. Haargenau die richtige Fete für seine Zwecke. Aus dem getönten Seitenfenster seines alten 5er BMW scannte er den Parkplatz irgendwo im Niemandsland zwischen Niehorst und Marienfeld. Voller Verachtung sah er die biederen, gewienerten Kleinwagen sauber in Zweierreihen stehen. Einige der Polos, Corsas und A-Klassen waren tatsächlich mistneu; kleine Geschenke wohlhabender oder vermeintlich wohlhabender Eltern zum 18. Geburtstag. Die Milchgesichter, die ihnen vor Stunden entstiegen waren und sich nun immer wieder in Grüppchen zum Rauchen und Knutschen vor der Tür trafen, steigerten seine Geringschätzung um weitere Lichtjahre. Alle im piekfeinen Zwirn, alle mit Hosen und Polohemden der angesagten Kollektionen und natürlich, als Gipfel der Geschmacklosigkeit, mit hochgestelltem Kragen. Stifter! Allein schon der Anblick erzeugte Brechreiz. Wie war es möglich, dass diese Grünschnäbel so unfertig wie Zweitklässler durch die Gegend stolperten und dabei schon jetzt dieselbe Arroganz vor sich herschoben wie all die Aufsichtsräte, Banker, Ärzte und Fabrikanten, die sie vor gut 19 Jahren im Zustand grenzenloser genetischer Selbstüberschätzung gezeugt hatten?

Und die Ischen? Kein Deut besser. Blasiert, cool, zickig. Okay, einige sahen schon proper aus, aber bevor mit denen was ging, wurde ‘ne alte Oma wieder jung, das wusste er aus Erfahrung. Aus schmerzlicher Erfahrung.

Richie sah einige Pärchen hinter dem Gebäude auftauchen. Man ordnete Haare und rückte Kleidungsstücke zurecht. Er musterte die Mädels und Jungs genau und schmunzelte. Opfertypen. Na, den Laden würde er gleich mal ordentlich aufmischen. Der einsame Security-Typ am Eingang machte ihm keine Sorgen. Der war über vierzig, schlecht bezahlt und nur dazu da, die ordnungsbehördlichen Auflagen zu erfüllen. Für die paar Kröten würde der nichts riskieren.

Stufenfete! Lächerlich. Reine Abzocke. Zehn Euro Eintritt, Musik von der Festplatte und Getränke zu Kneipenpreisen. Das Ganze machte man vier- bis fünfmal im Jahr, um dann vom Gewinn die Abifete in Saus und Braus in der Stadthalle feiern zu können.

Mehrere Gäste kamen nun lachend aus der Kneipe, besetzten Autos und fuhren weg. Die erste Abreisewelle schien begonnen zu haben. Der Türsteher sah auf die Uhr, sprach mit einem der Yuppietypen und zog sich dann ins Innere zurück. Ah, ab jetzt war der Eintritt frei. Richie tippte eine kurze Nachricht in sein Handy und wartete noch 10 Minuten. Dann ging er rein.

Drinnen lief alles nach Schema F. Richie lümmelte etwas am Tresen herum und checkte die Lage. Etliche Mädels waren auf der Tanzfläche intensiv mit Abzappeln beschäftigt, während die Herren der Schöpfung wie üblich herumstanden und tranken. Richie sah eines der Mädchen, die eben mit ihrem Liebsten im Auto rumgeknutscht hatte. Haargenau richtig. Er mischte sich unter die Tanzenden, fing selbst fleißig an zu zappeln und näherte sich unauffällig seinem Opfer. Die Musik hatte passend auf Oldies gewechselt, und Procul Harums sagenhaftes „Whiter Shade of Pale“ erklang genau in dem Moment, als er ihr von hinten voll an die Möpse packte.

Das Mädel quiekte sofort los wie ein Schwein und wand sich wie ein Regenwurm am Haken, aber Richie drückte sie fest an sich und machte vorn mit ihren Brüsten kreisende Bewegungen. Dabei behielt er ihren Lover genau im Auge und fragte sich mal wieder, wie lange der Flachwichser wohl brauchen würde, um endlich seine Braut zu retten. Zu lange, stellte er gleich darauf fest, denn der Typ stand wie angenagelt und glotzte nur panisch. Lusche.

Das Mädel neben ihm war aber keine Lusche und haute ihm erst mal eine ordentliche Ohrfeige runter. Damit hatte Richie nicht gerechnet, aber okay, so kam wenigstens Leben in die Bude. Er ließ die Möpse los und knallte der Tussie eins vor den Latz, dass sie direkt auf die Bretter ging. Das half. Die restlichen Mädels suchten kreischend das Weite, während ein großer, sportlicher Junge brüllend auf ihn losging, die Fäuste oben. Im Schlepp hatte er vier bis fünf weitere Gefahrensucher, die sich wohl gerade zusammengerottet hatten, um hier die Helden zu spielen. Richie beachtete sie gar nicht, sondern passte nur auf den Großen auf, dem er erst mal geschickt auswich. Das erwies sich aber als arger Fehler, denn nun war er umzingelt von den anderen, die ihn tatsächlich packten und festhielten, während der Große siegessicher auf ihn zukam. Doch dann nahm das Geschehen eine unerwartete Wende. Sechs bis sieben Gestalten tauchten aus dem Hintergrund auf. Der Begriff Schlägerei war nicht annähernd zutreffend für das, was jetzt passierte. Das Ganze war eher eine äußerst präzise Strafvollstreckung. Es klatschte ein paar Mal laut und hässlich, dann lagen die fünf Helden mit blutenden Gesichtern und angeknackten Rippen auf dem Boden. Erstaunt sah sich der Große um, und genau da traf ihn Richies rechter Haken. So schnell wie der Spuk begonnen hatte, so schnell war er vorbei. Die Täter diffundierten auf dem dunklen, weitläufigen Parkplatz. Der zuständige Streifenwagen aus Versmold stand ungünstig, aber die Gütersloher waren schon gute 10 Minuten später vor Ort. Der 5er BMW und ein alter schwarzer Transit waren zu dem Zeitpunkt aber schon längst über Schleichwege nach Harsewinkel hineingefahren und fielen niemand auf.

„Mist, das ist jetzt schon die dritte Attacke nach genau demselben Muster. Langsam hab ich die Schnauze voll.“ Henry schaute besorgt auf die elenden Gestalten, die von den Rettungssanitätern reihum versorgt wurden. Sechs mehr oder weniger schwer verletzte Opfer, alle mit gebrochenen Nasen, aufgeplatzten Lippen oder eingeschlagenen Zähnen. Besorgte Eltern trafen ein und echauffierten sich lautstark über die mangelhafte Sicherheit im Kreis Gütersloh oder trösteten Töchter, die hysterisch weinten.

„Hast du irgendwas über die Täter rausgekriegt?“

„Jein.“ Manni kratzte sich am Kopf. „Keiner kannte einen davon persönlich. Es hatte auch keiner drauf geachtet, weil die offensichtlich einzeln eintrafen und sich auch drinnen nicht als Gruppe gezeigt hatten. Zudem war es dunkel und nur die Discobeleuchtung war an. Aber zwei von den Jungs vermuteten, dass es sich bei den Schlägern um die Richie-Gang handelt.“

„Ah okay. Und wer ist dieser Richie?“

„Das soll so'n ganz harter Kampfsportler sein, aus dem Rotlichtmilieu. So wie ich das verstanden habe, ist der letzte Zeit öfter auf irgendwelchen Feten aufgetaucht, immer mit ‘nem kompletten Rollkommando im Schlepp. Die mischen sich unerkannt unters Volk und klatschen aus lauter Spaß die Leute auf. Angeblich wären das alles Schwerverbrecher, gegen die keiner eine Chance hat.“

„Schwerverbrecher, die halbe Kinder verprügeln? Ist doch Quatsch. Was springt denn dabei raus außer Stress mit den Bullen?“

„Keine Ahnung. Die Typen sind bisher nie gegriffen worden. Hat denn der Wachmann nichts gesehen?“

„Nö, der war gerade mal auf dem Klo. Künstlerpech. Und dann hat er sich selbst noch ein ziemlich dickes Ding eingefangen. Blendschlag ins Gesicht. Beide Augen zu und Nase kaputt.“

„Irgendwann müssen wir aber mal Glück haben. Ist doch nur ‘ne Frage der Zeit, bis einer die erkennt oder sich ein Kennzeichen merkt.“

Die Gesuchten trafen sich derweil in irgendeiner Kneipe, genossen den Adrenalinkick und betrieben bei ein paar Bier ausgiebige Einsatznachbereitung. Die Mehrheit forderte dringend eine neue Zielorientierung, Abiturienten waren einfach keine adäquaten Gegner. Richie blickte immer wieder heimlich zu Marko hinüber, dem Neuen, der schweigend dabeisaß. Er hatte sich hundertprozentig eingeführt. Völlig unauffällig im Hintergrund gehalten, abgewartet und dann zielsicher den Security-Typen umgehauen, als der vom Klo kam und sich einmischen wollte. Guter Überblick, ordentliches Pfund und nicht das leiseste Zögern. Außerdem trank er nicht und konnte problemlos den Transit fahren. Da konnte man was mit anfangen. Jetzt merkte er direkt, dass er angestarrt wurde und wandte Richie den Blick zu. Der grinste, hob das Glas und prostete ihm zu.

Genau zwei Stunden später scheuchte Franzl die komplette Mannschaft nach draußen. „Jungs, fahrt mal schnell zum Music-Temple an der Friedrich-Ebert-Straße. Da hat’s ‘ne Schlägerei gegeben, die britische Militärpolizei rief an.“ Henry und Manni brauchten keine drei Minuten, dann hielt der Streifenwagen mit qualmenden Reifen vor dem zweifelhaften Tanzlokal, das fast ausschließlich von britischen Soldaten frequentiert wurde.

John, ein baumlanger Corporal der Royal Military Police, kam ihnen entgegen. „Ist alles schon vorbei hier. Es hat wohl Streit um ein paar Mädchen gegeben zwischen ein paar von unseren und ein paar von euren Jungs.“ Er deutete auf fünf junge Frauen, die ihr eher unterdurchschnittliches Äußeres mit viel Aufwand, wenig Geschmack und noch weniger Erfolg mächtig aufzubrezeln versucht hatten und nun verheult und verbeult am Tresen standen. Falls da heute Abend jemals irgendwo Lack dran gewesen sein sollte, war er jetzt jedenfalls rückstandslos ab.

Henry und Manni blickten sich suchend um. Das Einzige, was von den britischen und deutschen Kombattanten zu sehen war, beschränkte sich auf größere Blutpfützen und, wie man erkennen konnte, auch den einen oder anderen Zahn, die zusammen mit einigen komplett zerschlagenen Sitzmöbeln die Tanzfläche zierten.

„Äh, die Deutschen waren schon weg, als wir kamen“, beeilte sich der Sergeant zu erklären. „Wir wissen auch nicht genau, was passiert ist, aber unsere Jungs habe ich erst mal komplett eingesperrt, weil sie Waffen benutzt haben.“ Er deutete auf das zerlegte Mobiliar und hier auf einige besonders handliche Stuhlbeine. Ein zerbrochener Bierkrug lag auch dort herum.

„Tut mir echt leid, aber die haben einfach mal wieder mehr getrunken, als gut war für sie. Irgendwo verständlich, sind alle heute Abend aus Afghanistan wiedergekommen. Darf aber trotzdem nicht passieren. Prügeln Okay, das kann vorkommen. Aber nicht Leute mit Stuhlbeinen und Biergläsern angreifen.“

„Alles Quatsch, was der da erzählt!“ Eines der Mädchen wurde jetzt laut und kam auf die Polizisten zu. „Die Typen sind einfach hier reingekommen, als wir mit unseren Boys Wiedersehen gefeiert haben. Die sind gleich auf die Tanzfläche und haben uns voll an die Titten gepackt. Mir ist sogar einer unter den Rock gegangen!“

„Da hatte er ja keine allzu großen Schwierigkeiten dran zu kommen“, meinte Manni und guckte belustigt auf den etwas breiteren Gürtel, den die Grazie um ihre kräftigen Hüften gespannt hatte.

„Ja und? Is doch egal!“ Die Schöne wurde jetzt wütend und stampfte mit dem Fuß auf. Dabei rutschte der knappe Rock ein weiteres Stück nach oben und gab den Blick auf einen knallroten Tanga frei, der die ihm anvertrauten Körperteile allerdings nur unvollständig zu bedecken vermochte.

„Unsere Jungs haben uns nur beschützt gegen diese Affen. Aber da tauchten auf einmal vier, fünf andere aus dem Nichts auf und haben uns die Fresse poliert. Damon, Mike und Barny sind sofort auf die Bretter gegangen, ein paar andere auch. Ich dachte schon: Das war’s. Aber dann sind sie plötzlich wieder hoch, haben ein paar Stühle zerkloppt, und dann haben sie es den Arschlöchern ordentlich gezeigt. Das war voll Notwehr, Mann!“

„Ah, und die Deutschen haben richtig eingesteckt?“ fragte Henry interessiert.

„Aber hallo!“ Das Mädchen kam jetzt richtig in Fahrt. „Einer hat hier die ganzen Zähne ausgespuckt. Und ein anderer hat das Bierglas ins Gesicht gekriegt. Der blutete tierisch am Auge. Zwei von denen konnten überhaupt nicht mehr gehen. Die sind dann in so ‘nen alten schwarzen Transporter und Richtung Innenstadt abgehauen.“

Manni funkte sofort die Leitstelle an und gab eine Fahndung nach dem schwarzen Transporter mit sechs oder sieben verletzten jungen Männern raus. Er brauchte nicht lange zu warten. Franzl von der Wache funkte zurück. „Du Manni, die sind alle hier!“

„Wie hier? Auf der Wache?“

„Jau. Ein gewisser Richard Kalinowski, genannt „Richie“ und seine komplette Mischpoke. Wollen Anzeige erstatten wegen gefährlicher Körperverletzung. Das müsst ihr sehen. Das ist hier wie bei Asterix, wenn die Römerpatrouille aus dem Wald zurückkommt. Komplett aufgeklatscht. Der Blinde stützt den Lahmen!“

Henry grinste feist. „Manchmal gibt es eben doch noch Gerechtigkeit auf dieser Welt“, sagte er zu dem langen Sergeant. „Nix für ungut, John, aber wenn das meine Jungs wären, dann wäre ich jetzt verdammt stolz auf sie. Hier ist Belobigung angesagt.“

„Stolz? Die haben Zivilisten mit Waffen verletzt. Das heißt bei uns auf jeden Fall erst mal Bau. Auf das Gequatsche der feinen Ladies dort gebe ich nicht allzu viel, die halten doch sowieso zu ihren Kerlen.“

„Nee, John, hier ist die Lage eindeutig anders. Wir kennen die Truppe. Die ziehen durch die Gemeinde und schlagen Leute zusammen. Wir sind schon eine ganze Weile hinter denen her. Und die Sache läuft immer nach demselben Muster ab. Haargenau, wie die Dame es eben beschrieben hat. Einer geht vor und macht die Mädels an, bis sie schreien. Sobald Hilfe kommt, tauchen plötzlich sechs bis sieben Gestalten aus dem Hintergrund auf und hauen alles um, was bei drei nicht auf den Bäumen ist.“

„Und du meinst, das war hier auch so?“

„Ja sicher, genau so. Nur mit einem gravierenden Unterschied: Im Gegensatz zu allen bisherigen Opfern sind eure Jungs wieder hochgekommen, obwohl sie ein paar ordentliche Dinger einstecken mussten. Die sind im Gegenteil erst richtig warm geworden, haben sich bewaffnet und voll zurückgeschlagen. Damit sind unsere Helden überhaupt nicht klargekommen. Das sind halt nur Schläger und keine Fighter. Die sind es gewohnt, dass jemand liegen bleibt, wenn er eins aufs Maul gekriegt hat. Als sie plötzlich selber was abgekriegt haben, haben sie gemerkt, dass das weh tut und sind abgehauen wie die Karnickel.“

Johns Gesicht hellte sich deutlich auf und er griff zum Handy. „Das ist ein Fall für den Chief“, entschied er. Fünf Minuten später hielt ein Land Rover mit langem Radstand vor der Kneipe. Der diensthabende Sergeant der RMP stieg aus, von der Ladefläche krochen sechs ramponierte junge Männer, zwei hielten sich Taschentücher vor die Nase, ein dritter hatte ein völlig zugeschwollenes Auge, ein vierter eine aufgeplatzte Lippe. Sie bauten sich schweigend und offensichtlich verwirrt in einer Reihe auf. Ein schlanker, mittelgroßer Mann in Trainingsanzug betrat die Kneipe. Alle Soldaten sprangen in stramme Hab-Acht-Stellung und salutierten. Der Mann erwiderte den Gruß nicht, da er Zivil trug. Er nickte nur höflich und machte mit einer Geste deutlich, dass man bequem stehen möge. Dann sah er den Sergeant fragend an. Der nickte seinem Corporal zu und John machte zackig Meldung. Dabei verschwieg er nicht, dass die Soldaten sich trotz eigener Verletzungen heldenhaft gegen den Überfall einer kriminellen Übermacht erwehrt und die Angreifer in die Flucht geschlagen hatten. „Uns haben sie einen großen Gefallen getan“, ergänzte Henry. „Auf Grund der Verletzungen konnten wir die ganze Bande endlich identifizieren und anklagen.“

Captain Jeff Turner überlegte einen Moment. Dann kam seine Entscheidung kurz und knapp: „Three days off for the lads, and a beer on my account!“

Es dauerte keine Minute, dann standen sieben frisch gezapfte Ales auf dem Tresen. Der Offizier prostete den Verwundeten zu, leerte sein Glas in einem Zug und ging genau so unspektakulär, wie er gekommen war.

Auf der Wache ließ Henry sich noch mal von Franzl haarklein berichten, wie die Mischpoke dort aufgelaufen war.

„Also, unsere englischen Freunde haben ‘ne ordentlicher Handschrift geschrieben. Vier von den sauberen Jungs sind in stationäre Behandlung gegangen. Wir haben einen Kieferbruch, der gedrahtet werden muss, einen komplizierten Unterarmbruch, der gerade operativ versorgt wird und einen Verdacht auf Leberriss. Am schlimmsten hat es diesen Burschen erwischt. Der hat ein zerbrochenes Bierglas ins Gesicht gekriegt. Liegt gerade im Elly auf dem OP-Tisch und wird notdürftig zusammengeflickt.“

Henry sah sich die Fotos an, die Franzl von der Römerpatrouille gemacht hatte. Er zog scharf die Luft ein, als er die Verletzungen auf den Bildern sah. Mit einem Mal stutzte er. „Wer ist denn das?“ fragte er Franzl und zeigte auf einen Mann in Army-Tarnjacke, der augenscheinlich als einziger unverletzt war.

„Der hat den schwarzen Transit gefahren. Ich komm grad nicht auf den Namen. Warte, ich hab ihn hier irgendwo.“

„Das ist doch Marko. Marko Hessenberg.“

„Ja, stimmt“, meldete Franzl mit einem Blick auf seinen Zettel. „Woher kennst du den denn?“

„War mal bei den Glatzen in jungen Jahren. Weißt du nicht mehr, damals die hiesige Szene Ende der Neunziger?“

„Doch klar, an die Skinheads kann ich mich noch gut erinnern. Aber der Name und das Gesicht sagen mir nichts.“

„Marko war damals fünfzehn und eigentlich nur ‘ne Randfigur. Irgendwie war der nicht Fleisch und nicht Fisch. Dümpelte so hin und her zwischen Deutschnational und Sozialrevolutionär. Hat zwischendurch auch bei den Linken rumgehangen und ein paar Mal richtig ordentlich Mist gebaut. Dann war er aber beizeiten weg von der Szene und hat sein eigenes Ding gemacht. Rannte dann mehr so survivalmäßig durch den Wald, meistens mit Tarnklamotten an. Die Kollegen vom Staatsschutz sagten damals, die Skins seien ihm zu lasch gewesen. Nur Saufen und Kloppen. Die befürchteten, Marko würde in harte politische Kreise abrutschen. Ich hab aber nie mehr irgendwas von dem gehört.“

„Seine Akte ist tatsächlich weitgehend sauber. Jetzt hat er sich auch wieder fein rausgehalten. Er hätte nur die Jungs im Transporter durch die Gegend gefahren. War angeblich überhaupt nicht in der Kneipe mit drin.“

Nur ein Schubs

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