Читать книгу 101 Dinge, die man über American Football wissen muss. - Jan Dafeld - Страница 24

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19 Air Coryell

Wie ein College-Coach den Football fundamental veränderte

Die Liste der großen Coaches in der Geschichte des American Football ist lang. Vince Lombardi, Bill Walsh und Bill Belichick sind nur eine kleine Auswahl der legendären Trainer, die jemals ein Footballfeld betreten haben. Ein Name, der allerdings fast nie in einer Reihe mit diesen bedeutenden Trainern genannt wird, ist Don Coryell. Selbst große Fans des Spiels haben teilweise nie von ihm gehört. Und das, obwohl nur wenige Personen im 20. Jahrhundert einen größeren Einfluss auf die Entwicklung des Spiels gehabt haben dürften als er. Um nachvollziehen zu können, wie es dazu kam, müssen wir mehr als ein halbes Jahrhundert zurückgehen.

In den 1960er-Jahren arbeitete Coryell als Head Coach der San Diego State University. Seine Teams waren stets erfolgreich, aber ein-, zwei- oder dreimal im Jahr mussten sich die Aztecs dann doch immer geschlagen geben. Die besten Athleten in Kalifornien entschieden sich Jahr für Jahr für die Konkurrenz von USC oder UCLA. Im physischen, von Running und Blocking geprägten Spiel, hatte Coryell mit den ihm zur Verfügung stehenden Spielern gegen die größeren Schulen schlicht keine Chance.


Don Coryell beim Training der San Diego Chargers


Coryell revolutioniert den Football

Doch der Status quo war für den ehemaligen Verteidiger nicht zu akzeptieren. Coryell wollte einen Weg finden, um auch ohne physische Dominanz seiner Spieler erfolgreich zu sein – und revolutionierte so die Art, wie Teams Football spielen. Er entwarf ein völlig neues Offensivsystem, das in erster Linie über den Pass funktionieren sollte – zu dieser Zeit außergewöhnlich. Coryell stellte oft vier Wide Receiver gleichzeitig auf und ließ diese in erster Linie vertikale Routen laufen. Der vielleicht revolutionärste Aspekt des gesamten Systems war allerdings die Terminologie: Coryell wies sowohl den Outside- als auch den Inside-Receivern jeweils neun Routen zu, die durchnummeriert wurden. Dementsprechend lauteten die Spielzüge seiner Teams schlicht und ergreifend 356 oder 989. Es war ein System, das durch seine Einfachheit bestach. »Du kannst jemandem das ganze Ding in zwei Tagen beibringen«, meinte Coryell selbst.

Der Erfolg war überwältigend: Mit den Aztecs gewann Coryell zwischen 1967 und 1969 31 Spiele in Serie und beendete drei Saisons ungeschlagen. Nach elf Jahren in San Diego zog es ihn schließlich in die NFL, wo er erst den St. Louis Cardinals und anschließend den San Diego Chargers mehrere Division-Titel bescherte. Mit Quarterback Dan Fouts führten die Chargers unter Coryell die NFL sechs Jahre in Serie in Passing Yards an.

Noch größer als all seine Erfolge auf dem College- und dem NFL-Level ist jedoch Coryells Vermächtnis: Die herausragende Offense der Dallas Cowboys mit Troy Aikman und Michael Irvin in den 1990er-Jahren spielte unter Norv Turner eine modifizierte Variante von Coryells Offensivsystem, Mike Martz, Architekt der »Greatest Show on Turf«, nannte Coryell einst den »Patenonkel des heutigen Passspiels«. Tatsächlich sind die Kernelemente von Coryells Spielzügen sowie seiner Terminologie noch heute Bestandteil zahlreicher Offensiven in der NFL. Sein Einfluss auf die Entwicklung des American Football kann kaum überschätzt werden. Und doch blieb dem Coach die gebührende Anerkennung stets verwehrt. Am 1. Juli 2010 verstarb Coryell im Alter von 85 Jahren – ohne jemals in die Pro Football Hall of Fame aufgenommen worden zu sein.

101 Dinge, die man über American Football wissen muss.

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