Читать книгу Rote Linie - Jan Eickmann - Страница 7
ОглавлениеVorwort
Wir haben das Jahr 2012 und ich habe schon einiges in meinem Leben erlebt, schöne wie schlechte Dinge. Manche waren so mies, dass ich jetzt mit Anfang vierzig darüber schreiben muss. Ich habe mich lange dagegen gewehrt und insgeheim tue ich es immer noch, denn ich dachte, alles hinter mir gelassen und alles verarbeitet zu haben. Doch kann man das überhaupt? Wie will man die Narben, die bei Traumata im Gehirn entstehen, wieder wegbekommen? Das geht nicht - und so lebt man sein Leben mit all diesen Narben auf der Seele, im Gehirn und im Herzen weiter.
Ich habe lange überlegt, ob ich dieses Buch schreiben soll, denn was kann es bringen, über vergossene Milch zu weinen. Passiert ist passiert, könnte man meinen, doch so einfach ist es dann eben doch nicht.
Erst wollte ich der Welt mein Leid klagen und alle wissen lassen, was mir zugestoßen war. Es sollte eine Anklage an die Gesellschaft werden, eine Abrechnung, und das ist es jetzt auch geworden.
Irgendwann hat sich mein Gefühl beim Schreiben verändert. Mir wurde klar, dass das hier viele Menschen lesen werden. Vielleicht ist auch der ein oder andere dabei, der ähnliche Sachen erlebt hat und dem dieses Buch helfen kann.
Es ist gut möglich, dass es dir den Mut schenkt, etwas zu klären, jemanden zur Verantwortung zu ziehen, was ich nicht mehr kann, weil alle verstorben sind und ich erst 2019 die Wahrheit erfahren habe.
Ich wünsche es dir.
Ich erhoffe mir, dass dieses Buch Menschen tangiert, die vielleicht Kindern wehgetan haben und einsehen, dass es der falsche Weg ist. Es ist nie zu spät, das Richtige zu tun, sich selbst zur Verantwortung zu ziehen und einen anderen Weg einzuschlagen.
Es ist aber auch ein Schlussstrich. Irgendwann im Leben muss man das tun, denn sonst laufen einem das Leid, der Schmerz und die Trauer immer hinterher und versauen das ganze Leben. Das klingt vielleicht rotzig und auch trotzig, aber so ist es. Du hast nur dieses eine Leben und solange du Zeit darauf verschwendest, dich und dein Schicksal immer wieder zu beweinen und zu beklagen, wird sich nichts ändern.
Das ist mein Weg, mein ganz persönlicher.
Ich habe lange gebraucht, um zu verstehen, dass die Menschen meiner Vergangenheit immer noch aus dem Totenreich nach mir greifen, aber damit ist jetzt Schluss!
Das hier ist meine Geschichte. Meine Geschichte aus Liebe, Leid, Vertrauen und Demütigungen, aber es ist auch ein Neubeginn.