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3.1.5 Ἀνάγνωσμα

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Das viel seltener vorkommende Lexem ἀνάγνωσμαἀνάγνωσμα müsste aus morphologisch-semantischer Sicht demgegenüber eigentlich das Ergebnis oder Resultat einer Handlung bezeichnen,1 wobei die Grenzen zwischen diesen nomina rei actae und den o. g. Verbalabstrakta (nomina actionis) in den Grammatiken jedoch als fließend bezeichnet werden.2 Neben wenigen Belegen, die eine gleichsam synonyme Verwendung mit ἀνάγνωσιςἀνάγνωσις im Sinne einer Vorlesung aufweisen,3 zeigt sich in den Quellen, dass das Lexem, ganz ähnlich wie der Lektüre-Begriff im Deutschen, in seiner Bedeutung changiert. Dies zeigt sich ganz deutlich in Plutarchs Schrift Quomodo adolescens poetas audire debeat (poet. aud. 14 [mor. 35f]), in der er u. a. die Lehren Platons und Pythagoras’ Jugendlektüren (παιδικά ἀναγνώσματα) gegenüberstellt. Die παιδικά ἀναγνώσματα sind hier sowohl ein Sammelbezeichnung für die schulische Lektürepraxis als auch eine Bezeichnung für die LesestoffeLese-stoff selbst.4 Ähnlich ambigue gebraucht wird ἀνάγνωσμα, wenn PlutarchPlutarch die Kultivierung Asiens u. a. daran festmacht, dass Homer zur Lektüre wurde.5 Das Lexem ἀνάγνωσμα kann aber ebenso eindeutig in einem potentiellen Sinne, also zur Bezeichnung einer Lektüre gebraucht werden, die sich konkret materiellMaterialität in einem BuchBuch manifestiert. So wird z.B. bei Plutarch AkesandersAkesander Schrift Περὶ Λιβύης als eher ungewöhnliche, nicht gebräuchliche Lektüre charakterisiert: καὶ τοῦτο μέν’ ἔφην ‘τὸ ἀνάγνωσμα τῶν οὐκ ἐν μέσῳ ἐστί (Plut. symp. 5,2 [mor. 675b]).6 Die Wendung ἀναγνώσμασιν ἐντυγχάνειν (begegnen, d. h. lesen von Lektüren [s.u.]) an einer anderen Stelle (Plut. symp. 5,3,2 [mor. 676c]) hat dagegen eher eine resultative Bedeutung, da dadurch im Kontext die herausragende Belesenheit eines Redners hervorgehoben wird.7 Analog formuliert Nikomachos von Gerasa in seiner Einführung in die Arithmetik:

„Dies also über die drei Proportionen, die bei den Alten ständig behandelt werden (θρυλλουμένων), die wir auch ausreichend klar und breit ausgeführt haben, weil man ihnen oft und vielfältig in den Lektüren (ἐν τοῖς ἀναγνώσμασι) begegnet (ἐντυγχάνεινἐντυγχάνω)“ (Nikom.Nikomachos von Gerasa Ar. 2,28,1).

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