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4 Scriptio Continua und „typographische“1 Merkmale antiker Handschriften

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Griechischeγράφω TexteSchriftGeschriebenes sind inHandschrift/Manuskript derHandschrift/Manuskript antiken Mittelmeerwelt unabhängig vom SchriftmediumLese-medium ohne WortzwischenräumeWort-zwischenraum geschriebenSchriftGeschriebenes (scriptio continuaSchriftscriptio continua oder scriptura continua) worden.2 Aus diesem allgemein bekannten „typographischen“ Gestaltungsmerkmal antiker Texte ergibt sich die Frage, welche Bedeutung die scriptio continua für antike Lesegewohnheiten hatte. In methodischer Hinsicht stellen sich verschiedene weitere Fragen: Kann man von der „typographischen“ Textgestaltung Rückschlüsse auf die LesepraxisLese-praxis ziehen? Inwiefern bestimmt das Leseverhalten/die Lesepraxis die „typographische“ Gestaltung von Texten auf antiken Schriftmedien bzw. welche anderen Faktoren spielen diesbezüglich eine Rolle? Kompliziert werden diese Fragen sodann, weil die Frage des Zusammenhangs zwischen scriptio continua und Lesepraxis nicht losgelöst von anderen „typographischen“ Gestaltungsmerkmalen der Texte behandelt werden können, da das visuellevisuell Erfassen von Schrift – so viel darf aus der Grundlage der modernen Typographie postuliert werden – im Zusammenhang mit anderen „typographischen“ Gestaltungsmerkmalen untersucht werden muss: insbesondere die Zeilen- bzw. Spaltenlänge, ferner aber auch die Zeilenabstände und die Schriftgröße.

Die hier aufgeworfenen Fragen können aus Gründen der Komplexität des Problems im Rahmen dieser Studie nicht umfassend bearbeitet werden. Ausgehend von der gängigen Sicht des Zusammenhangs zwischen scriptio continuaSchriftscriptio continua und der antiken LesepraxisLese-praxis sind allerdings einige problematisierende Überlegungen notwendig: Wie schon in der Einleitung deutlich geworden ist, wird in den verschiedenen altertumswissenschaftlichen Fächern gemeinhin angenommen, dass ein festes Interdependenzverhältnis zwischen der Praxis des vokalisierendenLautstärkevokalisierend Lesens und der Praxis, Texte in scriptio continua zu schreibenSchreiben, besteht.

So ist in der Forschungsliteratur häufig das Postulat zu finden, dass scriptio continuaSchriftscriptio continua im Vergleich zur scriptio discontinuaSchriftscriptio discontinua schwerer zu lesen wäre; antike Texte in scriptio continua daher vorrangig „lautLautstärkelaut“ vorgelesen werden mussten, um dekodiert und verstandenVerstehen zu werden.3 Die Verknüpfung des Paradigmas des „lauten“ Lesens mit der scriptio continua findet sich schon im eingangs zitierten Aufsatz von J. Balogh,4 eine prominente Stellung nimmt es sodann in P. Saengers berühmten Buch „Space between Words“ ein und wird in der altertumswissenschaftlichen und exegetischenExegese Forschung als gesichertes Wissen rezipiert.5 Die Argumente, die Saenger und andere für die These anführen, dass in scriptio continua geschriebeneSchriftGeschriebenes Manuskripte grundsätzlich für vokalisierendeStimmeinsatzvokalisierend Lektüre vorgesehen gewesen seien, können jedoch die Beweislast der zu beweisenden Interdependenz nicht tragen. Vielmehr setzen sie das zu beweisende Junktim zwischen vokalisierender Lektüre und scriptio continua schon voraus. Dies wird im Folgenden anhand einer kurzen Diskussion der einzelnen Argumente herauszuarbeiten sein.

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