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13. Kapitel

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Ralf starb am 2. Januar 1988. Beide, Otto und Helene waren bei ihm. Helene war tief getroffen. Sie hätte es nie für möglich gehalten, dass ihr Ralf so viel bedeutet hatte, allein schon durch sein Dasein. Und jetzt war er nicht mehr da. Otto regelte praktisch alles: die Traueranzeige im Abendblatt, die bescheidene Trauerfeier, an der viele ehemalige Kollegen von Ralf teilnahmen. Helenes Tante Adelheid, die Schwester von Helenes Mutter, war nicht gekommen, aber diese Tante war bisher kaum in Erscheinung getreten, sie war für Helene nicht wichtig. Es gab eine Einäscherung und die stille Beisetzung der Urne ohne Pastor, denn Ralf war aus der Kirche ausgetreten. Die Kinder waren nicht dabei.

Zunächst von kaum einem Menschen bemerkt war Bernd Wolf zur Urnenbeisetzung gekommen. Er war einfach gekommen, und stand abseits von den wenigen Menschen, die anwesend waren. Er war in Jeans und einem dicken Pullover, die Hände waren in Fäustlingen versteckt. Die braunen Haare waren schulterlang und ein wenig unordentlich. Als die Urne nun verschwunden war, als letzte Worte gefallen waren, da erst bemerkten Otto und Helene den Mann. Helene war zunächst starr, dann ging sie sehr langsam auf ihn zu. Er umarmte sie, sagte aber nichts. Sie legte ihren Kopf an seine Brust und schloss die Augen. Für Augenblicke verschwand die Trauer und machte einem Glücksgefühl platz. Bernd, ihr Mann, war gekommen.

Otto sah die Umarmung und glaubte zu erkennen, dass sie für Helene wichtig war. Er nickte. Er ging auf die Beiden zu und sagte:

"Ich gehe nach Hause - ich warte auf Euch."

Otto war kaum zu Hause, da kam Helene bereits, aber allein. Nein, sagte sie, Bernd habe nicht kommen wollen. Otto fragte nicht. Manchmal sagte er sich, dass er einen Fehler gemacht habe, damals, als er Bernd zur Ehe genötigt hatte. Nun, es war passiert, Bernd war Helenes Ehemann, und mehr gab es dazu nicht zu sagen. Otto blieb nur wenige Stunden. Noch vor dem Abendessen verabschiedete er sich. Er sagte sich, dass Helene ihre Zeit für sich brauche, denn mit der Urnenbeisetzung war ein ganzer Lebensabschnitt zu Ende gegangen. So etwas musste verdaut werden.

Die ersten Tage nach der Urnenbeisetzung waren für Helene sehr schwierig. Es war gut, dass die Kinder da waren, dass die Putzfrau und dass Gerlinde da waren. Es war auch gut, dass sie sowohl in der Kanzlei als auch für ihr Studium sehr viel zu tun hatte. So langsam verblasste das Verlustgefühl. Der eher stille Heinrich und die sehr lebhafte Charlotte entwickelten sich mehr und mehr zu eigenen Persönlichkeiten, die ihre Aufmerksamkeit und die von Gerlinde voll in Anspruch nahmen.

Für Heinrich fand Gerlinde einen Platz im nahegelegenen Kindergarten. Die kleine Charlotte war gar nicht damit einverstanden, dass Heinrich in den Kindergarten kam, während sie noch mindestens ein Jahr zu warten hatte. Während der ersten Wochen machte sie ein großes Geschrei, wenn Gerlinde den Jungen ablieferte und mit ihr allein wieder nach Hause ging. Charlotte, das zeigte sich mehr und mehr, wollte Mittelpunkt der Aufmerksamkeit sein. Sie ertrug es nur sehr schwer, zurückstecken zu müssen, und das ließ sich nicht immer vermeiden. Heinrich hingegen war ruhig, freundlich und auch anderen Kindern gegenüber zutraulich. Er hatte keine Berührungsängste, aber er drängte sich nicht vor. Er weinte nicht viel, auch wenn er mal hinfiel und sich ein blutiges Knie zuzog, weinte er nicht. Er verzog allenfalls das Gesicht, aber mehr auch nicht.

Die Wolf

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