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2. Kapitel

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Wegen ihrer guten Leistungen auf der Grundschule war es für Ralf und Onkel Otto eine Selbstverständlichkeit, das Mädchen aufs Gymnasium zu schicken. Helene war auch auf dem Gymnasium eine recht gute Schülerin, vor allem in den naturwissenschaftlichen Fächern. Der Klassenlehrer hatte mal zu Ralf gesagt, dass Helene ein fabelhaftes Gedächtnis habe, und dass sie analytisch denken könne. Sie war vielleicht nicht die Klassenbeste - das wollte sie auch nicht sein - aber in ihren Zeugnissen fanden sich keine "ausreichend" oder gar "mangelhaft". Im Sport zeichnete sie sich beim Wassersport und im Turnen aus, während sie den Mannschaftssport wie Handball oder dergleichen mied.

In diesen Jahren hatte sie seit der Volksschule eine Freundin namens Lilly. Lilly, ein Jahr älter als Helene, war ebenfalls ein Einzelkind, ihre Mutter, geschieden, war Altenpflegerin. Helene, obgleich jünger als Lilly, war sehr groß, und in der Schule hatte sie den Spitznamen "Bohnenstange", was sie aber nicht störte. Auch Lilly störte das nicht weiter. Helene besuchte ihre Freundin recht oft oder umgekehrt, Lilly besuchte sie, und Ralf fand die beiden Mädchen oft zusammen im sogenannten Mädchenzimmer, wo sie sich endlose Geschichten erzählten oder auch gemeinsam Schularbeiten machten.

Gemeinsam besuchten die Mädchen die Tanzschule, Lilly war 16 Jahre alt, Helene 15. Lilly entdeckte sich in dieser Zeit selbst, ihren Körper, und sie entdeckte ihre erste Liebe. Damit endete nicht die Freundschaft der beiden Mädchen, aber sie kamen nicht mehr so oft zusammen. Lilly verabredete sich recht oft mit ihrem jungen Freund, und mit einigem Erstaunen stellte Helene fest, dass Lilly eines Tages einen anderen Freund hatte. Freunde wechselten. Helene merkte, dass es Lilly auch um die körperliche Liebe ging, und dass Lilly von einer rein platonischen Freundschaft mit einem Mann nichts hielt. Lillys Mutter hatte nichts gegen die körperliche Beziehung zwischen Frauen und Männern - oder zwischen Mädchen und Jungen. Sie hielt es für sehr vernünftig, wenn junge Menschen auch diese Seite des Lebens kennenlernen würden. Sie hatte Lilly gründlich über die körperliche Liebe und deren Gefahren aufgeklärt. Lilly gab das Wissen natürlich ihrer besten Freundin weiter, denn Lilly wusste, dass Helene keinen anderen Menschen hatte, mit dem sie darüber reden könnte, oder der sie in die Geheimnisse des "schönen" Lebens der Erwachsenen einweisen könnte.

Helene war neugierig - nein: wissbegierig, und sie verfolgte mit Interesse dem, was Lilly zu erzählen und zu zeigen hatte. Aber sie hatte keinen Freund, zumindest keinen Mann, mit dem sie mal den Versuch machen könnte, ins Bett zu steigen. So wissbegierig sie war, sie wollte mit keinem Menschen ins Bett steigen, der ihr nicht sympathisch war. Der Mann musste nett sein, gut aussehen, und kein dummes Zeug reden. Und so einen Mann hatte Helene auch noch nicht gefunden.

Es war Onkel Otto, der bei einem seiner Besuche Ralf fragte, ob das Mädchen inzwischen einen "festen Freund" habe, denn seines Wissens hätten junge Mädchen in dem Alter einen Freund.

"Was? Nein, Helene hat keinen festen Freund", entgegnete Ralf, aber so sicher war er sich nicht. Immerhin hatte er nie einen Freund gesehen, und Helene hatte darüber auch nie gesprochen.

Die Wolf

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