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1.2.4.2 Inhalt

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Haslinger beginnt seine Ausführungen mit der Frage: „Wie von Diakonie reden?“1 Unter dieser Frage diskutiert er den DiakoniebegriffDiakoniebegriff unter Rückgriff auf das neutestamentliche Zeugnis. Er entscheidet sich im Verlauf der Diskussion zur Verwendung des DiakoniebegriffsDiakoniebegriff, der ihm „augenscheinlich […] mehr Anknüpfungspunkte für Gedankengänge zur theologischen Orientierung des gemeinten Sachverhalts und somit mehr Möglichkeiten, seine christliche IdentitätIdentität kenntlich zu machen“2 biete als der CaritasbegriffsCaritas. Mit „Diakonie“ wird bei Haslinger folglich „das christliche Hilfehandeln zugunsten notleidender Menschen“3 bezeichnet. Dabei bezeichne der Begriff „Not“ Situationen, „in denen Menschen unter einer aufgezwungenen Einschränkung von Lebensmöglichkeiten leiden, welche eine erfüllte individuelle LebensführungLebensführung bzw. eine gleichberechtigte Teilnahme am sozialen Geschehen erschwert oder verhindert. Hilfe bezeichnet Akte, in denen jemand seine Handlungsmöglichkeiten einsetzt, um bei anderen Personen einen Mangel an Handlungsmöglichkeiten auszugleichen.“4

Nachfolgend wird Kapitel 5 näher dargestellt, wobei sich die Ausführungen auf die biblischen Dimensionen des Kapitels beschränken, und darin wiederum auf die neutestamentlichen Bezüge. Dennoch sei kurz das Problem der Verhältnisbestimmung zwischen Altem und Neuem Testament umrissen. Unter Rückgriff auf den o.g. Beitrag von Rudolf Weth5 skizziert Haslinger, welche Probleme eine Ausblendung des Alten Testaments innerhalb diakoniewissenschaftlicher Begründungszusammenhänge mit sich bringt. Grundsätzlich illustriere dieses Problem die weithin ungeklärte Frage nach dem Verhältnis zwischen Altem und Neuem Testament, auf die bereits die Bezeichnung der beiden Testamente als „Alt“ und „Neu“ hinweise.6 Demgegenüber betont Haslinger, dass „eine theologische Grundlegung der Diakonie […] im Alten Testament eine unverzichtbare und eigentümliche Quelle [findet][, die] unabhängig vom erkenntnisleitenden Vorstellungsmuster neutestamentlicher Diakoniemotive danach fragen [muss], wie in der Welt des Alten Testaments menschliche Not erlebt, im jeweiligen geschichtlich-gesellschaftlichen Kontext verortet, theologisch gedeutet und praktisch bearbeitet wird.“7 Es komme also darauf an, dass die exegetische Wissenschaft Motive diakonischen Handelns im Alten Testament so entfaltet, dass sie für den aktuellen diakoniewissenschaftlichen Diskurs fruchtbar gemacht werden können. Anhand der Erläuterung von fünf Kategorien skizziert Haslinger Anknüpfungspunkte für diesen Diskurs, um abschließend die „WahrheitWahrheit Gottes in der Diakonie“ festzuhalten.8 Aus alttestamentlicher Sicht sei die ZuwendungZuwendung zum Nächsten ein Resultat der Heiligkeit Gottes: „Das diakonische Handeln ist Nachvollzug des (zuvorkommenden) Handeln Gottes.“9 Die ZuwendungZuwendung zu den Marginalisierten werde zum „Ausweis für das Gott-Sein Gottes. […] Die Wahrheit Gottes besteht in seiner befreienden ZuwendungZuwendung zu den Notleidenden.“10 Mithin sei die „Diakonie“ als das Zentrum des Glaubens zu beschreiben.

Haslinger beginnt seine neutestamentliche Grundlegung mit der Betrachtung von drei „Großtexten der Diakonie“. Es handele sich dabei um das NächstenliebegebotNächstenliebe (Mt 22,34–40Mt 22,34–40 parr.), das Gleichnis vom barmherzigen SamaritanerSamaritaner (Lk 10,25–37Lk 10,25–37) sowie um die WeltgerichtsredeWeltgerichtsrede in Mt 25Mt 25. Diese Texte würden traditionell zur Begründung diakonischen Handels herangezogen werden. Haslinger jedoch bleibt nicht bei dem Kriterium der Tradition stehen, sondern versucht, die aktuelle diakoniewissenschaftliche Relevanz der Texte zu entfalten. Das verbindende Element aller drei Texte stelle dabei die Rede vom Reich GottesReich Gottes dar. Sie formuliere, „wie der Mensch jetzt zu handeln hat, damit in seinem Leben jetzt das Nahe-Sein des Reiches GottesReich Gottes erfahrbar wird.“11 Anhand der Texte werde deutlich, „was der Mensch aufgrund seines Handelns und Verhaltens im irdischen Leben zu erwarten hat (oder auch verfehlt), wenn er am Ende der Zeiten vor seinem Gott Rechenschaft ablegen muss.“12 Mit der Rede vom Reich GottesReich Gottes sei das entscheidende Motiv genannt, das die drei „GroßtexteGroßtexte, diakonische der Diakonie“ mit den folgenden Ausführungen zur „Botschaft vom Reich GottesReich Gottes als heilend-befreiende Praxis“13 verbinde. Haslinger untersucht dabei eine Vielfalt an synoptischen Evangelientexten14, anhand derer er meint, Aussagen zur heilvollen ZuwendungZuwendung Gottes zum Menschen treffen zu können. Er zeigt damit, dass „Jesu Botschaft vom Reich GottesReich Gottes eine bedingungslose heilend-befreiende ZuwendungZuwendung zum Mitmenschen als ermöglichte Handlungsfolge (nicht als Bedingung) der freien, unverfügbaren Heilszuwendung Gottes zum Menschen [erfordert].“15 Diese Heilszuwendung Gottes evoziere „ein Handeln aus dem neuen Existenzverständnis des Menschen, von der sicheren Heilszusage Gottes getragen zu sein.“16 Im Handeln des Menschen komme es darauf an, die Qualität des Reiches GottesReich Gottes erfahrbar werden zu lassen.

Im Anschluss entfaltet Haslinger den Zusammenhang zwischen der Rede vom Reich GottesReich Gottes und der „Diakonie“ anhand von Wundererzählungen über Jesus, Erzählungen über die Tischgemeinschaften Jesu und den Gleichnissen Jesu. Es werde deutlich, dass Jesu Botschaft vom Reich GottesReich Gottes und seine diakonische Praxis in eins fallen und nicht voneinander zu trennen sind. Das bedeute: „Die Botschaft Jesu besteht in seiner diakonischen Praxis.“17 Anhand dieser Verbindung könne ein zwischenmenschliches Verhalten, das sich an der Praxis Jesus orientiere, „das heilend-befreiende Handeln der Menschen unter- und füreinander das Ereignis der ansatzhaften Vergegenwärtigung des Reiches GottesReich Gottes im Leben der Menschen“18 sein. Somit werde jegliches diakonisches Handeln zum authentischen Zeugnis von Gott. Dieses Handeln sei „nicht die Relativierung, sondern die Radikalisierung des christlichen Glaubens.“19

Diakonie zwischen Vereinslokal und Herrenmahl

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