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1.2.5.2 Inhalt

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Für die vorliegende Bestandsaufnahme ist die Darstellung biblischer Grundlagen der Diakonik von besonderer Bedeutung. Aus diesem Grund werden im Folgenden die Überlegungen von Manfred Oeming1 und von Renate Kirchhoff2 skizziert.

Oeming beginnt seine Darstellung mit der Einsicht, dass die Bibel „zahlreiche Impulse für diakonisches Handeln“3 enthalte. Er gewinnt diese Erkenntnis aus der Wahrnehmung, dass sich insbesondere das Alte Testament intensiv mit dem Schicksal armer Menschen befasse.4 Aber nicht allein arme Personen stünden im Fokus des Alten Testaments: „Die hebräische Bibel kümmert sich […] in einem für die zeitgenössische altorientalische Literatur ganz ungewöhnlichen Umfang um das Denken und Fühlen von WitwenWitwe und Waisen, von Ausländern und Fremdlingen, von kranken Menschen auch mit Behinderung und von sozial ausgegrenzten Minderheiten.“5 Grundlagen dieser außergewöhnlichen ZuwendungZuwendung, die sich mit Lev 19,18Lev 19,18 auf einen prägnanten Satz bringen ließe, seien Israels eigene Erfahrungen in Sklaverei und Exil, sein Bild eines Gottes, der für die Rechte aller seiner Geschöpfe eintrete und zu seiner imitatio aufrufe sowie „die ethische Botschaft der Tenach, vor allem der Propheten.“6 Im weiteren Fortgang seines Beitrags entfaltet Oeming die „Diakonie“ in alttestamentlicher Perspektive und etabliert sie in Bezug auf den „Kampf gegen die ArmutArmut“7, welchen er für verschiedenste Gruppen marginalisierter Personen (u.a. Alte, WitwenWitwe, Waisen, Fremde, Menschen mit Behinderung) durchbuchstabiert. In seiner Lesart verbinden sich mit dem Kampf gegen ArmutArmut als der Grundlage diakonischen Handelns in alttestamentlicher Perspektive bereits „Ansätze organisierter Diakonie“8. Oeming sieht diese Ansätze in den Institutionen des Sabbats, des Zehnten, des Schuldenerlasses, des Zinsverbots, der Freilassung von Sklaven und der „diakonische[n, JQ] Funktion des Königs bzw. des Staates“9 gegeben. Insgesamt entwickle das Alte Testament somit eine sog. theologische Pauperologie, mit welcher sich der „Ansatz eines diakonischen Programms [verbinden lasse, JQ]: nicht die ganz große Revolution, auch nicht die radikale Reform der Gesellschaft, sondern sinnvolle Veränderungen im Rahmen der bestehenden Möglichkeiten dieser Welt in einem moderaten, aber doch entschiedenen Ton. Die Menschen guten Willens, die Gottes Wohlgefallen haben, sollen alles ihnen nur Mögliche tun, den Armen aus ihrer elenden Situation herauszuhelfen.“10 Oeming schließt mit einem Plädoyer, die Tora im „Sinne ihrer Grundintention zu einer biblisch fundierten Armendiakonie“11 weiterzudenken.

Im Anschluss an den Beitrag von Oeming thematisiert Renate Kirchhoff die neutestamentlichen Grundlagen diakonischen Handelns und beginnt diese mit der hermeneutischen Vorbemerkung, dass „[f]ür jede Darstellung biblischer Grundlagen gilt, dass sie auf einer kontextuell bedingten Sicht auf (wiederum ausgewählte und perspektivisch wahrgenommene) heutige LebenslagenLebenslage basiert und insofern bereits ein Ausdruck eines Vorwissens und einer Vormeinung über Welt und Text ist.“12 Mit dieser Einsicht verbindet Kirchhoff den Hinweis, dass „die Relevanz der Texte ein Ergebnis der Zuschreibung von AutoritätAutorität und der Herstellung von Bezügen zwischen Text und Lebenslage durch den Interpreten bzw. die Interpretin ist.“13 Zum Gewinn einer Art hermeneutischen Schlüssels, der zum Verständnis diakonischen Handelns im Kontext des Neuen Testaments dient, bestimmt sie dieses als „helfendes Handeln, dessen Subjekt Kirche ist.“14 Insgesamt liegt ihren „Ausführungen […] das Ziel zugrunde, mit der Deutung von LebenslagenLebenslage mittels des Bezugs auf biblische Texte und Traditionen dazu beizutragen, dass Zielgruppen sozialen Handelns sich mehr Lebensqualität erschließen können.“15 Im Anschluss an diese Zielbestimmung bietet Kirchhoff einen Überblick über die Forschungsgeschichte zum griechischen Diakonie-Begriff, der an dieser Stelle nicht wiederholt werden muss.16 Überlegungen zum „Jesus der Diakonie“17 illustrieren die enge Verbindung zwischen der „Diakonie“ und der Jesusüberlieferung, die sich nach Kirchhoff aus seiner Funktion als Repräsentant des Reiches GottesReich Gottes, aus seiner Betonung der NächstenliebeNächstenliebe und seinen Heilungen und Exorzismen ergeben würde. In diesem Zusammenhang konstatiert Kirchoff, dass LiebeLiebe und insbesondere NächstenliebeNächstenliebe als „ein Schlüsselbegriff der Selbstlegitimation christlicher helfender und solidarischer Praxis“18 anzunehmen sei und besonders „die Orientierung an der NächstenliebeNächstenliebe als ein inklusives Merkmal von Kirche und Diakonie zu verstehen ist: Sie ist ein notwendiges, aber kein exklusives Merkmal von Kirche und Diakonie.“19 Weiterhin versucht Kirchhoff zu zeigen, dass die NächstenliebeNächstenliebe im Kontext des Neuen Testaments eine vielfältige Gestalt besitzt, die sich an den Schutzbestimmungen für bestimmte Personengruppen20 ebenso zeigen würde, wie an Bestimmungen zur Gestaltung wirtschaftlicher Beziehungen21. Abgeschlossen werden ihre Ausführungen durch Hinweise zur „Organisation von Hilfe und SolidaritätSolidarität“22, in deren Rahmen u.a. das paulinische KollektenprojektKollektenprojekt Beachtung findet.23

Diakonie zwischen Vereinslokal und Herrenmahl

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