Читать книгу Geschwister - eine ganz besondere Liebe - Jan-Uwe Rogge - Страница 10

POSITIONEN UND ROLLEN

Оглавление

Geschwister sind nicht gleichrangig, auch wenn man ihre Beziehungen – im Gegensatz zu den Eltern-Kind-Beziehungen – eher als horizontal kennzeichnen kann. Unter den Geschwistern gibt es Hierarchien: der Älteste, die Ältere, der Jüngste, die Jüngere. Mit den Positionen sind Privilegien verbunden. Doch sind alle Geschwisterkinder gleichwertig. Dies muss die elterliche Beziehung zu den Kindern gewährleisten. Dazu zählt, Kinder so anzunehmen, wie sie sind, und sie nicht in Rollen zu pressen und ihnen Eigenschaften oder Positionen (das Problemkind, das Mittelkind) zuzuschreiben, die eine Entfaltung ihrer Persönlichkeit hemmen.

Es ist in der Forschung viel über die günstigste Geschwisterposition nachgedacht, noch häufiger spekuliert worden. Und umgekehrt natürlich auch: die schwierigste, jene, die mit vielen Problemen bei der Entwicklung zu einer eigenständigen Persönlichkeit einhergeht. Nehmen wir nur das Mittel- oder Sandwichkind, das gern angeführt wird, um eine schwierige Position zu bestimmen. Solche Überlegungen halten einer Überprüfung der Realität nicht stand. Jeder, der einmal ein Sandwich verschlungen hat, weiß: Das Beste am Sandwich ist in der Mitte – oben ist eine vertrocknete Brötchenhälfte, unten eine durch Saucen aufgeweichte Brötchenhälfte, in der Mitte befindet sich Hackfleisch mit Ketchup. Für Veganer gilt Ähnliches: Statt Hackfleisch gibt es Sojabratlinge. Auch lecker!

Wer Kindern Positionen zuschreibt, produziert Rollen, die Kinder in ihrer Persönlichkeit einengen. Jede Position, jede Konstellation hat ihre Vorteile und eben auch ihre Nachteile. Rollenzuweisungen geschehen häufiger und schneller, als man meint. Da bezeichnet man die Erstgeborenen ganz flink als die »Großen«, dabei sind sie vielleicht erst fünf Jahre alt. Oder die Zweitgeborenen werden als die »Kleinen« tituliert. Dabei sind sie drei Jahre alt, mitten im Trotzalter und auf dem Weg in die selbst verordnete Selbstständigkeit. Sie empfinden sich als »groß« genug, um den Alltag zu managen. Es wird Geschwisterkindern gerechter, von Erstgeborenen als den Älteren und von den folgenden Kindern als den Jüngeren zu sprechen. »Groß« oder »klein« – diese Zuweisung von Eigenschaften kann die einen überfordern, die anderen unterfordern.

Geschwister sind verschieden. Und das ist gut so! Deshalb vollziehen sich die geschwisterlichen Beziehungen auch zwischen den Polen von Verbundenheit auf der einen und Abgrenzung auf der anderen Seite. Man kann sich mit der »großen Schwester« oder dem »großen Bruder« identifizieren, zugleich aber auf der unverwechselbaren Einzigartigkeit bestehen: »So wie die/der will ich nicht sein! Ich bin ich!« Geschwisterliche Auseinandersetzungen sind deshalb normal, Streitereien eben auch! So lernt man zu Hause in der Familie Kompetenzen fürs Leben.

Geschwister - eine ganz besondere Liebe

Подняться наверх