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Alles eine Frage der Erziehung?

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ROGGES FALLGESCHICHTEN

Liams und Ellas Eltern berichten: »Der Liam war ein absolut, man kann sagen, pflegeleichtes Kind. Dann kam die Ella, seine Schwester. In den ersten Monaten ging er ganz lieb mit ihr um. Aber irgendwann, als Ella anfing zu gehen und präsenter wurde, da ging es los.

Außerdem ging Liam nun in den Kindergarten. Irgendwie hat das wohl auch eine Rolle gespielt. Man weiß es nicht: Fühlte er sich abgeschoben oder nicht? Er wurde richtig aufsässig. So kannten wir ihn gar nicht. Er war mit einem Mal ein richtiger Revoluzzer. Alles musste sich um ihn drehen. Da gab’s keine Kompromisse. Der war ein richtiger Diktator.«

»Die Oma meinte, ich«, der Vater zeigt auf sich, »wäre auch so gewesen.« Er schmunzelt.

Die Mutter fährt fort: »Und dann hat Liam seine Ella traktiert, war auch gemein. Als sie allmählich versuchte aufzustehen, hat er ihr einen kleinen Schubs gegeben. Und als sie weinte, hat er gelacht. Ganz schlimm kam es, als sie sein Spielzeug nahm. Spielzeug, das in der Ecke lag, mit dem er nicht mehr spielte. Aber mit einem Mal war’s ihm wichtig.

Doch sie konnten manchmal auch ganz lieb miteinander sein. Dann war er der große Bruder, der schon in den Kindergarten ging. Da hat er ihr viel gezeigt, was er schon konnte. Und sie war stolz auf ihn.«

Die Mutter von Melanie und Roman hat diese Erfahrungen gemacht: »Was mir aufgefallen ist, sind diese körperlichen Veränderungen. Die Gesichtszüge verändern sich. Bei Melanie, die jetzt viereinhalb ist, sind sie mädchenhafter, bei Roman – der ist knapp drei – sind sie jungenhafter geworden. Der Babyspeck ist weg. Und irgendwie sind sie zu Persönlichkeiten gereift. Aber das macht alles nicht einfacher.

Melanie ist geschickter, einfach in allen Dingen: Sie drückt sich besser aus, kapiert vieles schneller. Roman kriegt, wenn sie puzzeln oder ein Brettspiel machen, kein Bein auf die Erde. Er ist verträumter. Und langsamer. Aber Melanie geht trotzdem ganz behutsam mit ihm um. Sie ist viel geduldiger, als ich es bin. Sie zeigt es ihm immer und immer wieder, ist aber auch genervt, wenn er was nicht begreift. Nur abends, wenn wir unser Gutenachtritual haben, dann sagt sie manchmal: ›Der Roman, das ist schon noch ein Baby, nicht?‹ Dann schaut sie mich erwartungsvoll an. Und wenn ich dann nicke, schmiegt sie sich an mich.«

Ganz anders geht es bei Michi, 2 Jahre, und Jakob, 4 Jahre, zu. Die Mutter schildert die Streitigkeiten ihrer beiden »Kampfhähne«, wie sie sie liebevoll nennt, fast im Sinne einer sich selbst erfüllenden Prophezeiung: »Mein Mann und ich gehen sehr, sehr einfühlsam miteinander um. Wir müssten eigentlich Vorbild sein. Aber wenn ich sehe, wie die miteinander spielen, da graust es mir. Die spielen nicht miteinander, sondern eher gegeneinander, im besten Fall mal nebeneinander. Wenn Jakob sieht, dass Michi einen Bauklotz hat, den er gerade braucht, dann reißt er ihn einfach an sich. Jakob kennt nur: ›Meins! Meins!‹ Und Michi hat dieses unsolidarische Verhalten schon übernommen. In seiner Krabbelgruppe ist er gefürchtet und führt sich dort auf wie ein Rambo. Ich weiß nicht, woher die das haben und wo das noch enden soll.«

Der Vater von Ole und Julia erzählt: »Mein Ole ist jetzt dreieinhalb Jahre alt und kann nicht teilen. Wenn seine kleine Schwester Julia, die 15 Monate alt ist, etwas haben will, dann reißt er ihr das aus der Hand. Oder er stößt sie um. Oder versetzt ihr einen Tritt. Als ich daraufhin gesagt habe: ›Du tust ihr doch weh!‹, hat er komisch gegrinst. Und auf mein: ›Ich meine das ernst!‹ hat er mir die Zunge rausgestreckt und ist weggerannt. Das sind so Verhaltensweisen, mit denen ich nicht umgehen kann. Vielleicht muss man doch ein bisschen mehr erziehen!«

Geschwister - eine ganz besondere Liebe

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