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Geschwisterliebe und -leid

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Geschwisterkinder sind für Eltern eine Herausforderung. Umgekehrt gilt aber das Gleiche, nämlich herauszufinden, woran man als Kind bei Vater und Mutter ist. Und dann sind da noch die Beziehungen der Geschwister mit- und untereinander: Für jedes Kind gilt es, seinen Platz zu finden, sich tagaus, tagein mit den anderen zu arrangieren. Freundinnen und Freunde kann man vielleicht austauschen. Geschwister bleiben, sitzen morgens am Frühstückstisch, und wenn man abends seine Ruhe haben will, hört man ihr Gequake immer noch. Ständig muss man auf der Hut sein, seinen Platz zu behaupten. Das strengt an, da muss man stark sein, um das alles auszuhalten und zu managen.

Aber irgendwie sind Geschwister doch auch inspirierend. Man kann von ihnen lernen, kann sich als Älterer oder als Älteste inszenieren, die ein Mehr an Lebenserfahrung hat, obgleich man nur zwei, drei oder vier Jahre älter ist. Aber dieser Vorsprung ist wichtig, man hebt sich ab, zeigt und beweist, was man schon alles kann, was die jüngeren »Hosenscheißer«, die kleinen »Windelkacker« erst mal lernen müssen.

Gleichzeitig sind Geschwister Verbündete, um sich gegen die Allmacht von Mutter und Vater zu behaupten. Man kann versuchen, die Eltern reinzulegen oder durch immer neue Einfälle deren Erziehungskompetenzen herauszufordern. Geschwisterkinder sind unnachahmliche LehrerInnen, die Eltern so lange an einer Lektion üben lassen, bis die Kinder das Gefühl haben: »Jetzt haben sie es geschnallt!« Deshalb praktizieren sie das Prinzip der Wiederholung: Sie machen es immer und immer wieder, bis Eltern Schweißperlen von der Stirn rinnen. Geschwisterkinder sind Verbündete unter dem Banner: »Gemeinsam sind wir stark!«

Das Wort »Familienbande«, so drückte es der österreichische Autor Karl Kraus (1874–1936) aus, hat einen Beigeschmack von Wahrheit. Der Schriftsteller Kurt Tucholsky (1890–1935) schrieb über die Familie und ihre Widersprüchlichkeiten: »Andere wilde Indianerstämme leben entweder auf den Kriegsfüßen oder rauchen eine Friedenszigarre: die Familie kann gleichzeitig beides.« Ein Dazwischen scheint es nicht zu geben. Oder vielleicht doch? Eine Mutter erzählte schmunzelnd: »Wenn meine drei schlafen, dann ist herrliche Ruhe. Aber wenn es dann nur still ist, fragt man sich: Ist da was passiert? Was soll das jetzt bedeuten? Und dann hört man ein Geräusch, ist erleichtert und denkt, sie leben noch!«

Irgendwie sind Geschwister nicht nur Herausforderungen – sie sind Geschenke, manchmal so verpackt, dass man die wertvollen Schätze auf den ersten Blick nicht wahrnimmt. Darüber wollen wir schreiben.

Geschwister - eine ganz besondere Liebe

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