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Die Kinder im Fokus

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Und wir lassen nicht nur die Eltern zu Wort kommen, sondern wir geben auch den Kindern Raum, ihre Positionen darzustellen. Man darf nicht nur über sie reden, sie wollen sich selbst Gehör verschaffen. Eine Geschwisterbande ist mehr als die Summe der dazugehörenden Kinder. Die Bande ist ein System ständig wechselnder Koalitionen und Abhängigkeiten. Dort geht es häufig zur Sache, aber nur sehr selten um eine Sache. Dazu sind die Bedürfnisse und Interessen zu verschieden, zu individuell, und diese müssen tagtäglich aufs Neue – mal mit Worten, mal handgreiflich – ausgehandelt werden. Man lernt dabei, wie man Frustrationen aushält, wie man bittere Niederlagen erlebt, wie man zurücksteht, wie sich Neid und Ungerechtigkeit anfühlen, wie man hochkochende Wut beherrscht – und wie man dabei, man glaubt es kaum, lebenstüchtig wird.

Und wir hören schon den diskreten Hinweis: Und was ist dann mit Einzelkindern? Wo haben sie ihre Lernfelder? Geschwisterlose Kinder finden auf ihre Weise Geschwister, die Freundinnen oder Freunde, Cousinen oder Cousins heißen. Das Zerrbild des egozentrischen Einzelkinds gehört in die Mottenkiste der Pädagogik.

Zurück zu den Geschwisterbeziehungen. Während über vertikale Beziehungen im Familiensystem viel nachgedacht und geschrieben wurde, blieben die horizontalen Beziehungen, eben jene zwischen den Geschwistern, eher am Rande. Dabei sind sie für die Persönlichkeitsentwicklung äußerst wichtig. Denn Kinder streiten nicht nur. Sie lernen zugleich von- und miteinander. Diese sozialen, emotionalen und kognitiven Lernprozesse finden meist im Frontalunterricht (mit einer Bestimmerin oder einem Bestimmer, einer Chefin oder einem Chef, einer Ansagerin oder einem Ansager), selten in stiller, kontemplativer Gruppenarbeit statt.

Geschwister - eine ganz besondere Liebe

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