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22.

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Der Minister hatte das Sendegebäude noch nicht verlassen, da war schon der Teufel los. Krahl war weiß vor Wut und nahm in den wenigen kurzen Telefonaten, die er im Hinausstürmen mit seinem Handy führte, kein Blatt vor den Mund. In seinem Ministerium purzelten die Mitarbeiter, die den Werbeauftritt für die ePässe in der Sendung geschickt arrangiert zu haben glaubten, durcheinander wie die Kegel.

Noch ehe die Sendung zu Ende war, hatte der Leitende Redakteur schon Besuch von zwei sehr unfreundlich aussehenden Herren. Nachdem sie kurz, aber nachdrücklich ihre Missbilligung über diesen Beitrag und die Konsequenzen für den Sender im allgemeinen und seinen Job im besonderen kundgetan hatten, kamen sie ohne Umschweife zur eigentlichen Sache: „So, nun sagen Sie uns, wie Sie das gemacht haben! Oder war das nur eine alberne Spielerei mit einer Manipulation des Lesegerätes oder der Anzeige?”

„Nein, keineswegs. Die Änderungen waren echt. Wir hatten zwei Reader, also Lesegeräte im Sofa, auf dem die beiden saßen, allerdings mit zusätzlicher Schreibeinrichtung. Hinter der Bühne saß unser Experte mit seinem Laptop und aktivierte den Schreibvorgang.”

Die Besucher schnappten nach Luft und tauschten ungläubige Blicke. „Die Änderungen waren echt?! Der Minister und dieser Kabarett-Clown laufen jetzt mit falschen Ausweisen durch die Gegend?“

Der Redakteur hob beschwichtigend die Hände. Er glaubte, alles noch glatt bügeln zu können. „Nein, was denken Sie denn? Im Golden Gate haben wir natürlich die Daten wieder zurückgesetzt.“

„Wo?“

„In unserem goldenen Auftrittsportal... so nennen wir es. Deswegen heiß die Sendung auch so.“

Das schien die beiden Racheengel hinreichend zu besänftigen. Sie konzentrierten sich auf die nächste Frage: „Woher haben Sie die Reader?”

„Im Internet gekauft und umprogrammiert.”

„Na, zau-ber-haft!”, sagte einer der beiden, jede Silbe betonend, „das ist illegal. Sie haben sich strafbar gemacht. Und woher haben Sie den Code?”

„Von unserem Experten.”

„Und wer ist der Experte?”

„Informantenschutz!”

„Na, toll! Wun-der-bar! Hilft Ihnen auch nichts. Straftatbestand Nummer zwei.”

Der Redakteur entgegnete nichts.

Die Besucher wurden deutlicher: „Also – unterm Strich – Sie haben der Öffentlichkeit suggeriert, die ePässe hätten Schwachstellen.“

Noch gab der Redakteur nicht auf: „Nicht suggeriert, bewiesen! Es ist unser gutes Recht, auf Schwachstellen der ePässe hinzuweisen. Pressefreiheit, falls Sie verstehen, was ich meine... Investigativer Journalismus.“

„Ihre Pressefreiheit können Sie sich...“ Er fing sich wieder: „Das ist kein Journalismus, das ist Geheimnisverrat und Gefährdung der öffentlichen Sicherheit. Strafbar! Ich sage Ihnen, was die Experten sagen: ein ePass kann nicht unbemerkt gelesen werden. Und ein Schreibzugriff ist ein Märchen, so etwas geistert nur durch die Verschwörerseiten des Internet! Oder sind Sie klüger als unsere Experten?!?“

Der andere assistierte: „So, passen Sie auf, wir machen folgendes: die Reader und die Schleuse nehmen wir mit. Übermorgen, in der nächsten Sendung, machen wir dasselbe noch einmal, nur mit Ihnen und dem kleinen Moderationsfuzzi. Sie versuchen, Ihre zwei Identitäten zu ändern, vor laufender Kamera. Von mir aus auf Dick und Doof oder Jekyll und Mister Hyde. Pässe sichtbar, Reader sichtbar, Experte sichtbar. Wenn Sie wollen, mit Kapuze. Informantenschutz, he he! Hilft Ihnen auch nichts. Dann wollen wir doch mal sehen! Das wird nämlich nicht klappen. Sie werden den Pass nicht einmal lesen können!”

Der Redakteur blieb immer noch stumm.

„Und dann sitzt Ihr Intendant auf der Bühne, entschuldigt sich in aller Form und erklärt, dass das Ganze ein Trick war. Der Anzeigebildschirm war angezapft und bekam seine falschen Identitäten aus einem zweiten Rechner. Das zeigt er dann auch vor. Es war ein Trick, haben wir uns verstanden!? Ein Jux! Sie brauchten Quote. Und bitte glaubhaft! Auf Wiedersehen.”

Im Hinausgehen drehte sich einer der beiden noch einmal um und schoss mit verächtlich herabgezogenen Mundwinkeln einen kalten Blick auf den Redakteur ab. „Übrigens, wussten Sie, dass der Innenminister und Ihr Intendant oft zusammen golfen? Zusammen mit dem Bundesanwalt, wenn Ihnen das etwas sagt.“

Der Schnüffel-Chip

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