Читать книгу Der Schnüffel-Chip - Jay Bates - Страница 8
5.
ОглавлениеInstinktiv langte sich Okambo Ozamba mit der Hand an den Hals, wo er getroffen worden war. Er fühlte eine klebrige Flüssigkeit. War sie warm, war es sein Blut? Er spürte es nicht. Aber als er die Hand zurückzog und sie betrachtete, starrte er entgeistert auf die Farbe. Es war blau.
Hinter ihm brüllte eine helle Stimme: „Gotcha!”, gefolgt von einem mehrstimmigen Chor von „Yeah!”-Rufen. Er wirbelte herum und sah eine Gruppe von dicken Knirpsen, nicht älter als zehn oder zwölf Jahre, alle bewaffnet mit Plastikpistolen, die wie Wasserkanonen aussahen.
Impulsiv machte er einen Schritt auf das nächststehende Kind zu.
„Ey, Alter, tu das nicht! Denk’ nicht mal daran!”, forderte ruhig und cool ein etwas größerer Junge, nicht ganz so dick wie die anderen, eher muskulös, offensichtlich der letzte Schütze und ihr Anführer, in einem Ton, wie er es wohl in einem Streetfighter Movie gelernt hatte.
Zwei weitere ”Plop” und das Gefühl des Auftreffens von Farbkugeln verrieten ihm, dass nun auch Schützen auf der anderen Seite aufgetaucht sein mussten. Gleichzeitig sah er den Bus in der Ferne kommen und wusste, dass er ihn nun nicht mehr erreichen würde. Eine dumpfe Wut stieg in ihm auf. Der Mantel war verdorben. Den Bus würde er verpassen und eine halbe Stunde in der feuchten Kälte stehen. Und Eddie würde ihn anblaffen, weil sein Auto im Weg stand.
So vergaß er seine Zurückhaltung, die er sich in einem Land, das nicht seine Heimat war, angewöhnt hatte. „Ihr Arschlöcher, Ihr habt mir meinen Mantel ruiniert”, brüllte er, wirbelte herum und ergriff den nächstbesten Knirps, der neben ihm stand. Der kleine Dicke wehrte sich nicht.
„Ey, Alter, lass ihn los!”, befahl der erste Schütze ruhig. Die Gruppe hatte sich inzwischen wie ein Belagerungsring um eine mittelalterliche Burg um ihn geschart, nur der Anführer stand etwas außerhalb. „Ich sagte, lass ihn los!”, sagte der Anführer noch einmal, gütig aber bestimmt wie ein Vater zu seinem Sohn und ein wenig ungehalten und von oben herab, als wäre er es nicht gewohnt, etwas zweimal zu sagen.
„Du kannst mich mal, du Mistkerl!”, schrie Okambo und wollte den kleinen Dicksack fester packen, als sich dieser unerwartet und mit ungeahnter Behändigkeit gegen seinem Griff wehrte, sich wand und drehte wie eine Katze. Aber Okambo ließ nicht los... bis er plötzlich einen scharfen Schmerz auf seinem Handrücken spürte und den Kleinen unwillkürlich freigab. Als er verwundert über diese neue Situation seine Hand betrachtete, sah er eine schmale rote Spur, die eine langsam sich ausbreitende Flüssigkeit hinterließ. Und diesmal war es keine rote Farbe.