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3. Wirtschaftsbeziehungen und Warenverkehr

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Frankreich im Mittelalter ist ein Land, das sich in erster Linie durch seine reiche Landwirtschaft auszeichnet. Über die Autarkie ihrer Produzenten hinaus ermöglichte die Landwirtschaft das Erzielen von Überschüssen, die teilweise gegen handwerkliche und industrielle Produkte getauscht wurden und teilweise dazu dienten, die Steuern zur Einrichtung eines prunkvollen Königshofes und eines mächtigen Staatsapparates zu finanzieren. Auf diese Weise wurden die Einnahmen einer Herren- und Adelsschicht gesichert, die mehr und mehr in fürstliche und monarchische Klientelbeziehungen und in den Staatsapparat integriert wurde. Diese Adelsschicht und weitergehend die sozialen Eliten waren Konsumenten von Halbluxus- und Luxusgütern. Letztere wurden teilweise vor Ort produziert, und dies verursachte vor allem in Paris, der Stadt, in der sich ein guter Teil des Reichtums des Königreichs konzentrierte, die Entwicklung eines Luxushandwerks. Aber dies führte auch zur Existenz beständiger Importströme von handwerklichen und industriellen Produkten, sogar zur Niederlassung von ausländischen Handwerkern in Frankreich, die auf die Herstellung neuer Produkte spezialisiert waren.

Die Handelsaktivität in Frankreich konnte zwar von der Mittlersituation zwischen den Ländern des Südens (Italien, Spanien) und jenseits des Orients einerseits und den Ländern des Nordens und Nordostens andererseits profitieren, aber die Entwicklung der Champagne-Messen als Drehscheibe des internationalen Handels reicht nicht über das Ende des 13. Jahrhundert hinaus. Frankreich wurde danach vor allem wieder ein Absatzmarkt für ausländische Produzenten, wenngleich die Nutzbarmachung gewisser natürlicher Ressourcen, vor allem des Baiensalzes aus der Bucht von Bourgneuf am Ende des Mittelalters einen Strom des Austausches nährte, in dem die Ausländer erneut eine vorherrschende Rolle spielten.

In diesem Gesamtbild der Wirtschaft des Königreichs, die sich durch eine schwache kommerzielle und industrielle Dynamik auszeichnet, wenn man den sehr speziellen Fall von Paris außen vor lässt, existiert eine einzige wirkliche Ausnahme: Flandern als reiche Produzentenregion eines großen industriellen Exportprodukts, der Tuche.

Die Besonderheit Deutschlands im Vergleich zu Frankreich liegt darin, dass sich vom 13. bis 15. Jahrhundert in geschäftlicher, handwerklicher und industrieller Hinsicht sehr aktive Zonen entwickelten, die von einer gewissen Anzahl von Städten dominiert wurden: Es handelt sich vor allem um den nördlichen Raum mit den Hansestädten, deren Aktivität nicht auf die Produktion gerichtet war, sondern in einer vermittelnden Händlerrolle bestand, und um den südschwäbischen und fränkischen Raum, der sich zwischen 1350 und 1500 durch seine gleichzeitig kommerzielle und industrielle Dynamik auszeichnete.

Daraus folgt im Allgemeinen, dass die Wirtschaftsbeziehungen zwischen den beiden Ländern weitgehend asymmetrisch waren: Von einem allgemeinen Standpunkt aus gesehen kann man sagen, dass es die Deutschen waren, die sich aktiv zeigten und die sich bemühten, den französischen Raum in ihre wirtschaftlichen, kaufmännischen und industriellen Entwicklungsstrategien einzubeziehen. Die Franzosen verhielten sich im Gegenzug weitgehend passiv, indem sie die ausländischen Händler aufnahmen, die ihnen die handwerklichen und industriellen Produkte mitbrachten, die sie nicht selbst produzierten, oder die die natürlichen Ressourcen ausbeuteten, die der französische Boden enthielt oder produzierte.

WBG Deutsch-Französische Geschichte Bd. II

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