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Die wirtschaftliche Bedeutung der Champagne-Messen

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Für die Deutschen hatten die Champagne-Messen im 13. Jahrhundert eine gewisse Bedeutung als Handelsumschlagplatz und als Finanzmarkt. Trotz allem beteiligten sich die Deutschen nur schwach an den Aktivitäten der Champagne-Messen.

Als Handelsumschlagplatz konnte man sich auf den Messen der Champagne mit Tuchen aus Flandern und anderswoher eindecken, ebenso mit Handelswaren aus dem Südwesten, und man fand hier einen Markt für seine eigenen Produkte. Es ist allerdings wenig wahrscheinlich, dass der Verkauf deutscher Produkte auf den Champagne-Messen die Einkäufe von flämischen Tuchen und Produkten aus Italien und dem Orient hätte ausgleichen können. Hier entstand zweifellos ein Defizit, das durch die Ausfuhr eines kostbaren Metalls kompensiert wurde: Silber aus Freiberg in Sachsen, das seit 1170 abgebaut wurde, wird von Kölner Kaufleuten auf den Messen verkauft.

Am gesamten Handelsvolumen hatte der eigentliche deutsch-französische Handelsaustausch nur einen geringen Anteil. Über die Verbreitung von aus dem deutschen Raum kommenden Waren in Frankreich und vor allem in Paris zur Blütezeit der Champagne-Messen sind wir durch den älteren Pariser Zolltarif vom ausgehenden 13. Jahrhundert informiert, vermutlich von 129678; er kennt fünf deutsche Handelsprodukte. Die sogenannten Lübecker Schwerter dürften tatsächlich im Bergischen Land hergestellt worden sein; sie wurden traditionellerweise von den Kölner Kaufleuten verkauft, von denen die Händler aus Lübeck den Markt übernehmen wollten79. Es ist schwierig, die genaue Herkunft des deutschen Eisens und der Kaninchenfelle zu bestimmen, die im selben Zolltarif genannt werden. Die bedruckten Tuche dürften aus Konstanz stammen; 1248 wurde solches Tuch in Marseille verschifft, um nach Akkon transportiert zu werden. Man findet im Pariser Verzeichnis den ersten Beleg für den Export von Hauben und Hüten aus Deutschland nach Frankreich, der im Laufe der folgenden Jahrhunderte wichtig werden sollte. Hier sind noch die Produkte der deutschen Metallindustrie und die in Ost- und Nordeuropa erworbenen und von den Deutschen als Transitwaren weiterbeförderten Produkte anzufügen: Wachs und Pelze.

Was den französischen Warenexport nach Deutschland betrifft, so besitzen wir keine genauen Informationen für die Epoche der Champagne-Messen. Die Quellen erwähnen nur die Einfuhr von Tuchen, wobei es sich um Tuche jeder Art aus den Niederlanden und Nordfrankreich handelt (Champagne, Ile-de-France, Normandie, Picardie). Auch wenn die Quellen schweigen, kann man doch annehmen, dass auch andere Produkte, vor allem französische Luxusprodukte, nach Deutschland importiert wurden.

Die deutsche Beteiligung an den Messen der Champagne darf auf keinen Fall überschätzt werden. Außerdem sind direkte Kontakte mit dem Pariser Markt für die seit dem 13. Jahrhundert in Flandern und in Brügge niedergelassenen Hansekaufleute wie für andere deutsche Städte auch schon für die Zeit vor dem Niedergang der Champagne-Messen bescheinigt. Trier zum Beispiel, das einen großen regionalen Markt darstellte, der die aus den Nachbarländern stammenden Erzeugnisse weiterverteilte, unterhielt Beziehungen mit dem Wirtschaftsraum um Metz herum, mit Flandern (1227 gibt es in Trier eine platea Flandrensis), mit den Messen der Champagne, aber auch direkt mit Paris, denn 1313 wird in einem Pariser Finanzverzeichnis ein Jakob aus Trier als „Wirt und Kleriker des Domkapitels“ bezeichnet.

Die Deutschen erledigten während der Messen auch Finanzangelegenheiten. Diese Angelegenheiten hatten meist mit der Kurie zu tun, die sich auf den Champagne-Messen über italienische Banken die Steuern bezahlen ließ, die sie in allen Ländern nördlich der Alpen erhob. Dies brachte viele deutsche Bischöfe und Klöster in Kontakt mit den Messen, denn sie mussten dort ihre Schulden begleichen.

Es waren die Italiener, die den Markt beherrschten. Da allgemein einige Wochen zwischen der Einlage der Summen bei den Bankiers auf den Champagne-Messen und der faktischen Bezahlung in Rom oder in Avignon vergingen, verfügten die italienischen Händler über große Summen, die den Aufschwung eines frühen Kapitalismus ermöglichten.

Die bemerkenswertesten Angelegenheiten scheinen die Erzbischöfe von Köln betroffen zu haben. 1222 erbat der Erzbischof vom Abt von Saint-Loup in Troyes seine Vermittlungsdienste für den Abschluss einer Geldanleihe bei einer römischen Gesellschaft in Provins. Das Stift Sankt Severin ließ 1224, dann 1225 in Provins und Troyes ebenfalls durch Kölner Kaufleute Finanzangelegenheiten mit den Römern regeln. Hier ließ sich auch das Kölner Domkapitel in den Jahren 1231–1238 durch Kaufleute gegenüber verschiedenen Banken aus Siena in Kreditangelegenheiten vertreten. Die Stadt Köln selbst nutzte ebenfalls die Messen, um ihre Finanzbedürfnisse zu decken. Am 4. Mai 1232 verlangte zum Beispiel Renerius Petri von der Stadt Köln im Namen eines Konsortiums aus Siena, am 16. August zu Verhandlungen mit ihm nach Troyes zu kommen, da man ihm während der letzten Messe in Provins Schulden von 90 Mark Sterling nicht bezahlt hatte.

Eine Reihe anderer Prälaten und kirchlicher Institutionen in Deutschland waren ebenfalls betroffen. Der Erzbischof von Mainz erledigte von 1208 bis 1235 auf den Messen von Bar, Provins, Troyes und Lagny Zahlungen an die Händler aus Rom und Bologna; im Jahr 1235 beliefen sich seine Schulden auf die Summe von 1150 Mark. Der Erzbischof von Trier hatte 1260 gegenüber den Florentinern Messeschulden in Höhe von 2000 Silbermark. Der Bischof von Worms musste 1225 den Römern in Troyes 1600 Mark zahlen. Der Bischof von Bamberg hatte 1231 Messeschulden bei den Sienesern, ebenso der Bischof von Regensburg 1238. Der Abt von Sankt Gallen zahlte 1239 in Troyes über die Vermittlung eines Basler Kanonikers und eines Mönchs 284 Silbermark an römische Bankiers. Der Abt von Murbach hatte seit 1262 auf den Messen von Bar und Troyes in mehreren Raten Schulden an die Sieneser zurückzuzahlen. Vor 1235 ist ein Kölner Bürger belegt, der den Bischof von Utrecht in Troyes zur Begleichung von Schulden gegenüber den Sienesern vertrat. Das Kloster Werden musste in den Jahren um 1235 412 Mark in Troyes und Lagny an die Sieneser zahlen, und auch der Bischof von Osnabrück hatte 1236 in Troyes Schulden gegenüber den Sienesern zu begleichen.

All diese Angelegenheiten sind uns bekannt, weil sie Konflikte provoziert haben. Die Vorgehensweise war tatsächlich die folgende: Die bei den Sieneser oder römischen Bankiers geliehenen Summen sollten bei dieser oder jener Messe in der Champagne zurückgezahlt werden, aber diese Rückzahlung fand oft nicht statt. Die Zahlung wurde also auf die nächste Messe verschoben mit der Auflage zusätzlicher Zinsen, die als Gebühren und Abgaben verschleiert waren. Wenn die Zahlung dann immer noch nicht stattfand, wandten sich die Bankiers im Allgemeinen an den Papst, der zumeist an einen kirchlichen Würdenträger mit Sitz in der Messestadt oder deren Nähe, wie den Abt von Sainte-Geneviève oder den Dekan von Troyes, die Order ausgab, den betroffenen Erzbischof zur Zahlung aufzufordern. Wenn er sich immer noch nicht fügte, drohte ein Prozess vor der Kurie80.

WBG Deutsch-Französische Geschichte Bd. II

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