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Die Deutschen in den Messestädten

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Infolge all dieser geschäftlichen und finanziellen Aktivitäten ist die Anwesenheit einer deutschen Bevölkerungsgruppe in den Messeorten gut belegt; seit 1211 wird in Provins eine Straße zunächst als vicus Allemannorum erwähnt; neuerliche Nennungen datieren von 1271, 1276 sowie 1290 als rue aus Alemanz. In Bar-sur-Aube ist ebenfalls ein vicus Alemannorum für das Jahr 1263 nachgewiesen; im 14. Jahrhundert ist dann ein court aus Alemans als ziemlich großer Gebäudekomplex bezeugt. In Troyes gab es ebenfalls eine „Straße der Deutschen“, und in den 1260er Jahren taucht in den Quellen das seit langem existierende domus Allemannorum oder maison aux Alemanz auf.

In Provins enthüllen die für die Jahre 1271–1330 erhaltenen Abrechnungen der Stadt und eine Bürgerliste aus dem Jahr 1324 eine Reihe von Namen, offenbar von Deutschen, die sich zumindest zeitweise in der Stadt niedergelassen hatten. An anderer Stelle wurde bereits die Existenz eines Wilhelm aus Köln unter den Meistern der Tuchmacherzunft im Jahr 1255 zitiert, genannt wurde auch ein Colot aus Mainz, der dort 1276 ein Haus besaß.

In den Abrechnungen trifft man wiederholt auf Namen von Individuen, die einfach als „Deutscher“ bezeichnet werden: Genannt werden 1275 ein „Jehan l’Alemant“, 1276 ein „Nicolas li Alemanz“ († 1293), 1277 ein anderer „Jehan l’Alemant“. In der Bürgerliste von 1324 findet man noch „Jehannin l’Alement Kürschner“, „Philipon l’Alement Bäcker“, Girbert l’Alement Schneider“, „Guillemin l’Alement Wollweber“, „Armanni l’Alement Bäcker“ und „Henri l’Alement Tuchmacher“.

In den anderen Messestädten muss es genauso gewesen sein; in Troyes ist vor 1276 ein Arnulf aus Mainz nachgewiesen und 1302 ein Passus aus Lübeck ebenso wie sein Sohn Johann. 1260 unterhielt die italienische Firma der Ugolini mit Sitz in Bray sur Seine Geschäftsbeziehungen mit „Gilio l’alamano di Tresi“.

Es handelte sich bei den ansässig Gewordenen hauptsächlich um Handwerker (vor allem des Tuchhandwerks), ferner um Gastwirte und Menschen im Dienstleistungsgewerbe jeder Art. Man kann von einer vor Ort niedergelassenen deutschen Kolonie sprechen, die zweimal im Jahr anlässlich der Messen für einige Wochen deutlich anwuchs.

Die numerische Größe dieser Kolonie darf jedoch nicht überschätzt werden. Gemäß der Bürgerliste von Provins aus dem Jahr 1324, also aus der Zeit nach der Blüte der Messen, kann man davon ausgehen, dass auf eine Bevölkerungszahl von ungefähr 10 000 Einwohnern eine Gruppe von 100 bis 200 Deutschen und Niederländern kam.

WBG Deutsch-Französische Geschichte Bd. II

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